Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit
nicht.«
Er betrachtete die anderen Rabenkrieger. Denser sah ihn an, als wäre er ein Gespenst, Ilkar konnte sich ein Lächeln nicht ganz verkneifen, und der Unbekannte gab sich große Mühe, ein unbeteiligtes Gesicht zu machen. Alle drei blickten immer wieder zu den Wölfen.
»Ja, das ist tatsächlich Thraun. Darüber können wir später noch reden. Wir haben viel zu tun.« Er lächelte. »Der Rabe! Der Rabe zu mir!«
Er führte sie an, und sie rannten zum Hafen.
Überall in Arlen brannten schon die Lichter, als der Graf von hektischem Klopfen an der Tür geweckt wurde. Nach General Darricks recht dramatischem Auftritt hatte er Wächter am Hafen postiert, doch wie erwartet war nichts weiter geschehen.
»Ja doch, verdammt.« Er stand auf. Der Hauptmann seiner Wache stürmte mit ernstem Gesicht herein.
»Die Schwarzen Schwingen haben die Meerulme geentert, die Lysternier haben gerade einen Wächter über den Haufen geritten, und die Dordovaner kommen. Unser Hafen wird ein Schlachtfeld werden.«
»Nicht, solange ich hier der Graf bin«, sagte Arlen. »Ihr wisst, was Ihr zu tun habt. Blockiert jeden Zugang in die Stadt. Sperrt den Hafen ab und holt meinen Kammerdiener aus dem Bett. Er soll in der Waffenkammer auf mich warten.«
»Das ist bereits geschehen, mein Lord.«
Arlens Grinsen war humorlos. »Umso schneller kann ich dann zu Euch stoßen.«
Der Hauptmann der Wache rannte wieder hinaus, seine Schritte auf dem Marmorboden hallten laut im Flur wider. Arlen trat an ein Fenster und zog die Vorhänge zur Seite. Am Hafen konnte er nichts erkennen, doch die Tatsache, dass überall Lichter brannten, verriet ihm, dass seine Stadt wach war, und dass nicht nur die nächtlichen Müßiggänger am Jahrhundertplatz unterwegs waren.
»Diese verdammten Magier«, murmelte er. »Zur Hölle sollen sie fahren.«
Darrick ritt an der Spitze des stummen Angriffs. Er hatte Schuldgefühle wegen der Wächter von Arlen, die verletzt oder getötet worden waren, als seine Truppe von Norden her in die Stadt gestürmt war. Die Kavallerie ritt mit klappernden Hufen über den Markt, die Betrunkenen und Spaziergänger stoben in alle Richtungen davon und brachten sich in Schänken und Gasthöfen in Sicherheit, wo noch Musik spielte und die Lichter hell brannten. Geradewegs nach Süden galoppierten sie, vorbei an Frachtbüros und dem Hafengasthof. Dann bogen sie scharf nach rechts ab und erreichten den Liegeplatz der Meerulme.
Auf allen Schiffen im Hafen brannte Licht, und die Meerulme bildete keine Ausnahme. Darrick sah die Elfen in der Takelage und hörte einzelne Befehle, die der Wind herüberwehte. Die ersten Regentropfen kamen herunter. Es sah so aus, als sollte es eine unangenehme Nacht werden.
Er zügelte sein Pferd vor der Meerulme, seine Kavallerie stellte sich hinter ihm auf.
»Meerulme! «, rief er. »Ich will mit dem Kapitän sprechen.«
Auf dem Schiff waren schlagartig alle Arbeiten unterbrochen worden, als die Kavallerie aufgetaucht war. Ein gebrüllter Befehl setzte die Elfen wieder in Bewegung. Ein Mann trat an die Backbordreling und lehnte sich darauf.
»General Darrick, welch angenehme Überraschung.«
»Wer seid Ihr?«, fragte Darrick.
»Ein Verbündeter«, lautete die Antwort. »Ich fürchte, der Kapitän dieses Schiffs ist im Moment unabkömmlich, aber im Grunde führe ich sowieso den Befehl. Ich bin Selik, der Hauptmann der Schwarzen Schwingen.«
»Dann seid Ihr kein Verbündeter«, fauchte Darrick.
»Ich glaube, da könnten Eure dordovanischen Freunde anderer Meinung sein, General.«
»Ich habe keine dordovanischen Freunde«, entgegnete Darrick. »Und Ihr auch nicht.«
»Da bin nun wieder ich anderer Meinung«, erwiderte Selik achselzuckend. »Aber das spielt keine Rolle. Ihr könnt sie gleich selbst fragen. Kann ich Euch sonst noch irgendwie behilflich sein?«
Darrick hielt einen Augenblick inne. Ihm war bewusst, dass der Wortwechsel genau beobachtet wurde, und wie er selbst glaubte niemand, was Selik gerade gesagt hatte. Jetzt wünschte er, er wäre nicht ohne die dordovanischen Magier aufgebrochen. Wenigstens hätte man sie jetzt befragen können. Von dem Abschaum an Bord der Meerulme waren jedenfalls keine ehrlichen Antworten zu erwarten.
»Ich verlange von Euch, dass Ihr mir Erienne Malanvai sofort ausliefert. Weiter verlange ich, dass Ihr sofort das Schiff verlasst, bevor es noch weiteres Blutvergießen
gibt. Ich habe mehr als zweihundert Kavalleristen und dreißig Magier bei mir. Wenn
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