Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit
Ihr unseren Forderungen nicht nachkommt, werden wir das Schiff einnehmen.«
»Wie Ihr ganz richtig sagt, habe ich Erienne Malanvai. Und wenn Ihr nicht vorsichtig seid, könnte es zu unerwünschten Todesfällen kommen«, sagte Selik. »Ich würde vorschlagen, Ihr haltet Euch zurück.«
»Ihr könnt sie nicht töten«, sagte Darrick. »Sie ist Euer einziger Trumpf.«
»Greift mich nur an, wenn Ihr das wirklich glaubt«, erwiderte Selik. »Ich würde allerdings sagen, dass es ein großes Risiko ist.«
Darrick wandte sich an Izack. »Teilt die Kavallerie ein. Sie sollen im Sattel bleiben, aber keiner nähert sich dem Schiff. Wenn es abzulegen versucht, verbrennt die Segel.« Er wandte sich wieder an Selik.
»Ihr seid nicht willkommen, Selik. Und Ihr werdet es nie bis aufs offene Meer schaffen. Überlegt es Euch genau, ehe Ihr Segel setzt.«
»Vielen Dank für die Warnung«, sagte Selik. »Allerdings halte ich das für eine Verschwendung Eures Atems.« Der Mann wandte sich ab.
Darrick saß ab und führte sein Pferd zum Hafengasthof, um zu beobachten und nachzudenken. Izack teilte unterdessen die Kavallerie ein, und gleich darauf bildeten die Berittenen um das Schiff einen vier Reiter tiefen Halbkreis, auf den die Magier gleichmäßig verteilt wurden. Schilde wurden errichtet, und die Offensivmagier bezogen im Zentrum der Formation ihre Stellung. Sie hatten die Sprüche vorbereitet und warteten.
Im Osten war neues Hufklappern auf dem Pflaster zu hören. Er fragte sich, ob Selik nicht am Ende doch Recht behalten sollte. Widerstrebend stieg er auf und lenkte
sein Pferd im Trab zum östlichen Ende der lysternischen Formation. Er schnippte mit den Fingern und winkte einen älteren Elfen aus seiner Kavallerie zu sich.
»Was kannst du sehen?«
»Mehrere hundert Reiter in den Farben von Dordover. Unsere ehemaligen Begleitmagier sind bei ihnen, sie reiten vorne in der Truppe.«
»So etwas.« Darrick presste die Lippen zusammen und hob einen Arm. Seine Leute wurden still.
»Achtung. Dies wird nicht unbedingt eine freundliche Begegnung. Achtet auf mich. Achtet auf Kommandant Izack. Bleibt wachsam.«
Seine Stimme erreichte auch die Meerulme. Er betrachtete das Schiff. Irgendwo dort wurde Erienne gefangen gehalten. Die Elfen tummelten sich anscheinend ungehindert an Bord, doch die Schwarzen Schwingen beobachteten jede Bewegung. Er musste sehr vorsichtig vorgehen. Im Grunde konnte er immer noch nicht glauben, dass zwischen den Dordovanern und den Hexenjägern ein Abkommen bestand, doch die Beweise mehrten sich. Selik musste auf Zeit spielen, während das Schiff fürs Auslaufen vorbereitet wurde. Wenn er erst einmal abgelegt hatte, wurden die Probleme sogar noch größer.
»Wie weit?«, fragte er, ohne den Kopf umzudrehen. Er sah die Fackeln, doch die Entfernung war schwer zu schätzen.
»Sie sind jeden Augenblick hier. Drei Reiter breite Formation. Nicht sehr eng. Ihr wärt darüber nicht erbaut, Sir.«
Darrick sah den Elfen an. »Nein, wäre ich ganz sicher nicht.«
»Das ist kein Kompliment, sondern es ist einfach so«,
meinte der Elf, der plötzlich nervös wurde. »Es könnte bedeuten, dass es dieser Truppe an Disziplin mangelt.«
»Ich verstehe. Dann wollen wir abwarten und sehen, was geschieht, nicht wahr?«
»Jawohl, Sir.«
Die Reitertruppe der Dordovaner tauchte aus dem Schatten auf und kam um die Ecke des Fischmarkts herum. Darrick konnte jetzt erkennen, was der Elf meinte.
»Nenne Izack deinen Namen«, sagte der General. »Ich werde später nach dir fragen.«
»Ja, Sir.«
Als die Dordovaner den Verteidigungsring der Lysternier sahen, zügelten sie die Pferde. An der Spitze ritt ein Mann, den Darrick nicht erkannte. Es war ein Magier, kein Soldat.
»General Darrick«, sagte der Magier. Sein Lächeln passte schlecht zu seinem Tonfall.
»Zum zweiten Mal an diesem Abend stehe ich vor einem Unbekannten. Ich wüsste gern Euren Namen.«
»Gorstan«, erwiderte der Magier. »Adjutant von Vuldaroq, dem Herrn des Turms.«
»Ich lasse das Schiff bewachen«, erklärte Darrick. »Es ist seltsam, dass Ihr schon so lange hier seid, ohne die Bedrohung durch die Schwarzen Schwingen bemerkt zu haben. Ich hätte Euch viel früher im Hafen erwartet.«
Gorstans Lächeln war kaum sichtbar. »Es gibt keine Bedrohung, General Darrick. Es gibt nur Gleichgesinnte, auch wenn sich die Ethik unterscheiden mag. Nennt es ein Zweckbündnis, das von den Umständen diktiert wurde.«
Also doch. Darrick saß wie betäubt im Sattel.
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