Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit
Dordovaner bis zum Morgen warten.«
»Tja, du bist ja der Experte, Unbekannter«, sagte Denser.
»Und du bist immer noch unglaublich witzig«, gab Hirad zurück.
»Ich frage mich nur, welchen Sinn es haben soll, ihnen zu folgen«, meinte Denser.
»Uns bleibt nichts anderes übrig«, erklärte der Unbekannte. »Wir haben hier in Arlen keine Chance, etwas zu unternehmen. Die Insel oder sogar die Überfahrt könnte uns solche Möglichkeiten bieten, sofern wir bereit sind, schnell zu handeln.«
Denser schüttelte den Kopf und wollte Einwände erheben, doch er wurde von einem Spruch unterbrochen, der über dem Hafen explodierte. Die ohrenbetäubende Detonation war im ganzen Stadtviertel zu hören. Dann brüllten Männer, und man hörte Hufgetrappel, als die Kavallerie eilig neu aufgestellt wurde. Befehle wurden gerufen, und gleich darauf drang ihnen der Schlachtlärm in die Ohren.
Der Unbekannte sah Hirad an und nickte.
Die Protektoren waren in Arlen eingetroffen.
Auf dem Hauptplatz stieß Ren’erei auf Arlens Wächter. Der Graf selbst saß auf einem großen, dunkelbraunen Hengst und sprach zu der rasch anschwellenden Menschenmenge.
»… eine friedliche Stadt, doch manchmal müssen wir, so widersinnig es auch scheinen mag, kämpfen, um den Frieden zu erhalten. Unser Hafen ist von fremden Truppen besetzt. Alle, die wir dort nicht willkommen heißen können, müssen vertrieben werden. Meine Wächter sind bei mir, und wer von euch hier sich dazu in der Lage fühlt, ist willkommen, unsere Zahl zu verstärken.«
Ren’erei schüttelte den Kopf. Eine Ansprache für die Betrunkenen. Diese Zuhörer waren leicht zu gewinnen, und das Brüllen, das auf seine Worte folgte, bewies es. Die Elfenfrau sah, wie einige Männer einzeln oder zu zweit zum Hafen rannten. Wahrscheinlich Matrosen, die sich in die relative Sicherheit ihrer Schiffe zurückziehen wollten.
Sie suchte in der Menge nach dem Raben, doch die vielen Gesichter verwirrten sie nur. Der Graf gab Befehle, die Wächter formierten sich, und die Menge folgte ihm, offenbar in freudiger Erwartung einer Prügelei. Wieder schüttelte sie den Kopf. Zwei Dutzend Betrunkene und ungefähr ebenso viele Wächter gegen gut ausgebildete Kavallerie. Sie konnte nur hoffen, dass Arlen sich rechtzeitig zurückzog, wenn es gefährlich wurde.
Hinter Ren’erei flammte ein Spruch auf und warf einen hellen Feuerschein über den Himmel. Darauf folgte ein dumpfer Knall, und dann war das Gebrüll hunderter zorniger Stimmen zu hören. In diesem Moment handelte der Mob wie ein einziger Mann und lief zum Südende des Marktes. Arlen und seine Wächter befanden sich in der Mitte der Menge, jeder Anschein von Ordnung war verschwunden.
Ren’erei zog sich rasch zurück und sah ihnen nach. Sie packte einen Wächter am Ärmel, der so vernünftig war, den anderen in einem gewissen Abstand zu folgen. Der Mann drehte sich um und sah sie streng und aufgebracht an.
»Der Rabe«, sagte Ren’erei. »Wo ist der Rabe?«
Der Wächter lachte. »Da, wo alle Freunde der Magie sein sollten, Elfenfrau. Hinter Schloss und Riegel. Komm doch mit, wenn du deine Schiffe retten willst.« Damit verschwand er und rannte den anderen hinterher.
Seufzend machte Ren’erei sich auf den Weg zum Gefängnis. Sie fürchtete, dort ein Blutbad vorzufinden.
Thraun heulte, und das Rudel verschwand um die Ecke und rannte zur Mole. Die Wölfe hörten nicht auf Hirads Rufe.
»Der Rabe zu mir!«, befahl der Unbekannte.
Sie zogen die Schwerter blank, Ilkar und Denser bereiteten Sprüche vor. Der Rabe lief rasch zur Mole. Der Regen war noch stärker geworden und trommelte auf die Straße und in ihre Gesichter. Auf der Mole war mittlerweile der Teufel los.
Ein Lagerhaus am Fischmarkt brannte, hinter der Meerulme hörte man heftige Kampfgeräusche von Protektoren und Dordovanern. Ein ansehnlicher Teil der Lysternier hielt sich heraus, doch viele beteiligten sich am Kampf, weil sie in Xetesk einen Feind sahen, den sie hassen konnten, obwohl sie die Streitmacht fürchteten, die da vor ihnen aufmarschiert war.
Hirad sah das Rudel in dem von Fackeln und Feuerschein erhellten Schlachtgetümmel verschwinden. Pferde bäumten sich auf, und er hörte Thrauns unverkennbares Heulen. Hirad hatte keine Ahnung, was die Wölfe dort wollten, aber wenigstens fanden sie endlich ein Ventil für ihre aufgestauten Aggressionen. Er war nur froh, dass er ihnen nicht im Weg war.
»Schild steht«, meldete Ilkar, als sie
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