Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit
und Nase und durchnässte sein Fell. Immer mehr große weiße Blütenblätter erschienen auf den Bäumen des schwimmenden Landes und fingen den Wind ein. Die Frau verschwand in der Dunkelheit.
Noch einmal heulte er, rief das Rudel zu sich und rannte fort, um den Rudelbruder zu suchen.
Der Rabe hatte keine Zeit, Arlen zu helfen. Der Graf und seine Männer waren in etwas hineingeraten, das weit über ihre schwachen Kräfte hinausging. Ein Blick die Straße hinunter zeigte, dass die Meerulme weitere Segel setzte und ins offene Wasser des Sees hinausfuhr. Droben am Himmel schwebten dordovanische Magier durch die von Flammen erhellte Nacht, einer landete auf dem Deck des Schiffs.
Als sie zum Jahrhundertplatz rannten, hörte Hirad nicht weit voraus die Abteilung der dordovanischen Kavallerie. Wahrscheinlich ritten sie am Rand des Platzes entlang, um den Kontakt mit dem Gegner zu meiden, bis sie am Gefängnis vorbei von hinten wieder die Mole erreichten. Links waren weitere Hufschläge und eilige Schritte zu hören.
Am südlichen Ausgang des Marktes blieb der Unbekannte am Ende einer Reihe von Schreibstuben stehen
und hob einen Arm, um Hirad und Ilkar aufzuhalten. Mehr als siebzig Protektoren standen in einem Verteidigungsring um sechs berittene Magier. Es war klar, dass die Magier ihn über den Haufen geritten hätten, doch die Protektoren waren sofort langsamer geworden, als sie den Unbekannten erblickt hatten, und Hirad konnte spüren, welche Ehrfurcht sie für ihn empfanden.
»Ich brauche vierzig Protektoren und so viele Magier, wie Ihr bei dem, was Ihr gerade tut, entbehren könnt«, sagte der Unbekannte. Er hatte das Schwert vor sich auf den Boden gestellt. Es bewegte sich nicht.
»Und wer, zum Teufel, seid Ihr? Der Herr vom Berge?«, fragte ein Magier. Trotz der Gereiztheit verriet seine Stimme auch einen gewissen Respekt.
»Nein, ich bin der Unbekannte Krieger, wir sind der Rabe, und wir wollen Lyanna vor Dordover retten.«
Der Magier nickte. »Ich habe Euch natürlich erkannt. Glaubt Ihr wirklich, Ihr habt bessere Aussichten, unser gemeinsames Ziel zu erreichen, wenn Ihr es auf Eure Art tut?« Inzwischen überwog die Achtung den Zorn.
»Die Meerulme ist ausgelaufen. Unsere einzige Chance besteht darin, uns ein Schiff zu besorgen. Wir wissen von einem ausgerüsteten Schiff, das für die Abfahrt bereit ist. Die dordovanische Kavallerie will an Bord gehen. Ich brauche die Protektoren, um den Zugang zu erzwingen – und als Unterstützung für weitere Kämpfe. Ihr anderen müsst mir die Haupttruppe der Dordovaner und Lysternier vom Hals halten. Ich brauche Eure Antwort sofort.«
Der Magier nickte noch einmal. »Nehmt dreißig. Magier kann ich nicht entbehren. Ich bin Sytkan. Lasst mich durch Denser unterrichten, wenn Ihr das Schiff eingenommen habt.«
Der Unbekannte lächelte. »Danke, Sytkan. Möglicherweise habt Ihr soeben das Kind des Einen Weges gerettet.« Er deutete auf die Protektoren. »Aeb, bring deine Brüder mit.« Er wartete nicht auf die Antwort, sondern drehte sich sofort um und rannte zum Hafen zurück.
Erienne hörte die Kampfgeräusche, konnte jedoch nichts sehen, weil ihr winziges Kabinenfenster nach hinten hinausging, wo stockdunkle Nacht herrschte. Sie betete, dass ihr Kolleg kam, um sie zu retten. Noch inbrünstiger betete sie, dass beim nächsten Mal die Tür von Denser geöffnet würde. Sie bemerkte den Aufprall, als das Heck der Meerulme beim Wenden über die Mauer schrammte. Die Spanten knarrten protestierend. Sie hörte die Befehle, die der Kapitän rief. Jeder Silbe war sein Widerstreben anzumerken. Sie spürte das Wiegen des Schiffs, als es das freie Wasser erreichte und Fahrt aufnahm. Und schließlich, als die Tür geöffnet wurde und Selik eintrat, weinte sie.
»Nun ja, nun ja.« Selik ignorierte ihre Tränen. »Eine schöne Aufregung war das. Wie schade, dass wir schon aufbrechen müssen.«
»Verschwindet, Selik. Ihr seid Abschaum, und ich will Euch erst sehen, wenn Ihr kommt, um mich zu töten.« Sie wischte sich die Tränen mit dem Ärmel ab.
»Dummerweise ist dies aber mein Schiff, auf dem ich gehe, wohin ich will«, sagte Selik. »Ich habe übrigens gerade mit Eurem alten Freund General Darrick gesprochen. Wie es scheint, missfällt es ihm, dass die Kräfte der Gerechten das Schiff übernommen haben.«
Wider Willen wurde Erienne neugierig, doch sie hob nicht den Kopf. »Wenigstens ist er kein Mörder.«
»Nein, aber er ist ein Mann, dessen Prinzipien etwas
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