Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit
Angriffsziele aus. Der Unbekannte und Hirad standen nebeneinander, die Klinge des großen Mannes tippte gleichmäßig aufs Pflaster.
»Tut es nicht«, warnte der Unbekannte die Männer. Es waren keine Stadtwächter, sondern Einheimische, die von Alkohol und Adrenalin aufgeputscht waren.
»Der Graf sagt, ihr sollt hier verschwinden«, nuschelte einer.
»Das passt uns jetzt gerade nicht«, erwiderte Hirad. »Geht weiter, oder geht nach Hause. Es ist gefährlich hier.«
»Das ist unsere Stadt«, sagte ein anderer, der hinter den ersten beiden stand. »Wir bestimmen hier, wo es langgeht, nicht ihr.« Darauf folgte zustimmendes Gemurmel, und die Männer rückten weiter vor.
Hirad zählte sechs. Alle waren groß, aber keiner war ein geübter Schwertkämpfer. Er bedauerte, was gleich passieren musste. Der Unbekannte tippte immer noch auf den Boden, der Barbar wechselte zweimal den Griff, um die Gegner einzuschüchtern, doch die Angreifer waren
zu benommen, um die Gefährlichkeit der Rabenkrieger zu erkennen.
Ilkar seufzte hinter ihnen.
»Was ist?« Hirad sah sich nicht um.
»Ich …«, der Elf unterbrach sich. »Bei den Göttern. Schnappt euch die ersten beiden. Mehr schafft ihr nicht.«
Die Rabenkrieger zweifelten nicht an Ilkars Worten. Was der Magier auch fühlte, es musste etwas Großes sein. Viel zu schnell, als dass die Männer vor ihnen noch reagieren konnten, streckten Hirad und der Unbekannte Krieger die Arme aus und zogen die vorderen beiden Männer zu sich unter den Schild. Hilflos fuchtelten sie mit den Klingen in der Luft herum. Hirad knallte seinem Gegner den Schwertgriff ans Kinn, um ihn ruhig zu stellen. Das Gerangel war schnell vorbei.
Höllenfeuer knallte in den Gasthof, und die unglaublich heiße Glut suchte die Seelen der Lebenden. Es waren viele Flammensäulen, und nur wenige Menschen befanden sich im Gasthof. Als das Feuer ins Gebäude eindrang und sämtliche Fenster nach außen explodierten, sprangen einige Flammensäulen weiter und fanden die nächsten Opfer auf der Straße.
Die Flammen tobten über Ilkars Schild hinweg, und einen Moment lang sah Hirad nichts außer grellem Orange und weißen und gelben Blitzen. Die Einwohner Arlens aber schrien entsetzt auf und starben kreischend, als das Höllenfeuer in ihre wehrlosen Körper fuhr. Das verbrannte Fleisch spritzte gegen die Wände, brennende Leichen flogen wie Puppen durch die Gasse und die Straße.
Auf der Seite, wo der Rabe stand, brannte der Hafengasthof lichterloh. In den gähnenden Fenstern züngelten Flammen, und im Schieferdach klafften Risse.
»Ilkar?«, fragte der Unbekannte.
»Ja. Los jetzt, gehen wir!«
Der Unbekannte schüttelte den Mann, den er festhielt.
»Kehrt nach Hause zurück und kümmert euch um eure Familien. Das hier ist eine Nummer zu groß für euch.« Er stieß den Mann fort, und Hirad tat das Gleiche mit seinem Gegner. Die Männer stolperten benommen durch das Blutbad.
»Der Rabe! Der Rabe zu mir!
25
Thraun wusste, wo sie war. Er rief das Rudel zu sich, auch wenn die Wölfe Angst hatten und am liebsten geflohen wären. Sie rannten zwischen den Beutetieren hindurch, heulten und bissen zu. Die verschreckten Pferde sprangen wild umher und lehnten sich gegen die Befehle ihrer Herren auf. Das Rudel wich den scharfen Waffen in den Händen der Menschen mühelos aus, huschte durch die Beine der Beutetiere und unter den schwitzenden Körpern hinweg.
Doch auch jetzt sollte es kein Festmahl geben. Die Luft roch schlecht, und die Flammen machten es nicht besser. Die Antwort auf alles war die Frau mit dem Dunstschleier um ihre Seele. Thraun hatte sie und ihr Kind schon vor der Begegnung mit dem menschlichen Rudelbruder gesehen. Sie war jetzt auf dem schwimmenden Land, das sich mit dem Wind bewegte, und der Rudelbruder hatte ihren Namen ausgesprochen. Thraun konnte den Klang nicht wiederholen, doch tief in seinem Herzen verstand er, und er wusste, dass er das Rudel nahe zu den Antworten gebracht hatte, die sie suchten.
Doch obwohl sie so nahe waren, sollten sie um die Antwort betrogen werden. Der Abstand zwischen der Mole und dem schwimmenden Land war bereits zu groß, als dass das Rudel hätte springen können, und mit jedem Herzschlag wurde der Abstand größer. Der Wind wehte stark und kräftig und trieb das schwimmende Land immer weiter weg. Er heulte und bellte, dass es zurückkehren solle, er drehte sich frustriert mehrmals um sich selbst, doch der Wind wehte nur noch stärker, der Regen stach ihm in Augen
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