Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit
losrannten.
»Feuerkugeln bereit«, sagte Denser.
In der Luft waren Gestalten zu sehen, die sich vor dem brennenden Lagerhaus hin und her bewegten.
»Fliegende Magier«, bestätigte Ilkar. Er sprach leise, doch seine Stimme trug weit.
»Die Meerulme legt ab«, sagte der Unbekannte. »Seht nur.«
Das Vorsegel wurde aufgezogen, vorne und hinten wurden die Taue gekappt, und mit einem Knirschen, das dem Kapitän durch Mark und Bein fahren musste, drehte das Schiff am Liegeplatz, während sich das Vorsegel blähte und es vom Ufer wegdrückte. Die fliegenden Magier kreisten hoch oben, als die Meerulme Fahrt aufnahm.
»Wie viele kannst du erkennen, Ilkar?«, fragte der Unbekannte. Der Rabe war stehen geblieben, weil er sich nicht am weiter vorn tobenden Kampf beteiligen wollte, der gerade die Tür des Hafengasthofs erreicht hatte. Die Gäste verließen eilig das Lokal und rannten davon.
»Zehn oder mehr«, sagte Ilkar. »Es ist schwer zu sagen.«
Ein weiterer Lichtblitz flammte auf, Feuerkugeln schlugen mitten in die verunsicherte lysternische Kavallerie und ließen Pferde und Reiter erschrocken fliehen. Im Osten ging Heißer Regen nieder, und trotz der Nässe stiegen Dampf und Rauch vom Dach des Fischmarktes auf. Der stechende Geruch von brennenden Fischabfällen und Ölresten wurde vom Wind herangetrieben.
Eine Abteilung der dordovanischen Kavallerie löste sich aus dem Kampfgeschehen, sprengte mitten durch die Lysternier und ritt links neben dem Gasthof in Richtung Jahrhundertplatz.
»Das ist eine Finte«, sagte Darrick. »Sie wollen den Feind umgehen und von der anderen Seite zum Hafen zurückkehren.«
»Wir brauchen mehr Kräfte, wenn wir das zweite Schiff einnehmen wollen«, sagte der Unbekannte.
»Hat jemand einen Vorschlag?«, fragte Hirad.
»Ja. Darrick, geh zum Schiff und sieh mal, ob du etwas ausrichten kannst. Denser, du gehst mit ihm. Ilkar und Hirad, ihr kommt mit mir. Wir werden ein paar Protektoren holen.«
»Und deshalb machst du die Pläne, ja?«, sagte Denser.
»Tu es einfach.« Der Unbekannte wandte sich an Hirad. »Los jetzt.«
Im Rennen beobachtete Hirad die Schlacht, die vor ihnen im Gange war. Die Lysternier waren ohne Anführer
und der Panik nahe. Der Verlust Darricks hatte ihnen einen bösen Schlag versetzt, und auch wenn sie einen neuen Kommandanten hatten – Izack, wie Hirad erkannte –, der Befehl auf Befehl brüllte, war zu erkennen, dass sie nicht sicher waren, ob sie weglaufen oder kämpfen sollten. So geriet die ganze Einheit in Unordnung, und nur einige magische Schilde behüteten sie vor der Katastrophe. Wenn die Protektoren sie erreichten, gab es ein Massaker.
Hinter der nervösen lysternischen Kavallerie hatten die Dordovaner im schmalen Kampfgebiet zwischen dem Fischmarkt, dem brennenden Lagerhaus und dem Rand der Mole eine enge Verteidigungsformation aufgebaut. Nach dem ersten Angriff hatten die dordovanischen Magier die Protektoren mit einer Reihe von Kraftkegeln zurückgedrängt, während andere Magier die Kavallerie vor Angriffen durch Geschosse und Sprüche schützten.
Natürlich suchten die Protektoren sich nun einen anderen Weg. Man konnte sehen, wie sie sich in die Stadt zurückzogen, um die Dordovaner zu umgehen, die unterdessen im Osten des Fischmarktes und um den Hafengasthof Sperren errichteten.
Die xeteskianischen Magier konzentrierten sich inzwischen auf die Gebäude in der Nähe. Der erste Heiße Regen hatte das Dach des Fischmarktes noch zufällig getroffen, doch jetzt konnte Hirad erkennen, dass regelmäßig Feuerkugeln auf die Balken und das Schieferdach schlugen. Sie verkochten den Regen und entzündeten das rasch trocknende Holz. An zehn oder mehr Stellen brachen in der Markthalle Feuer aus.
»In die Stadt«, rief der Unbekannte und führte sie rechts am Hafengasthof vorbei, fort vom unmittelbaren
Kampfgeschehen. Hirad konnte sehen, wie das Rudel die Pferde scheu machte, während es zwischen den Lysterniern hin und her lief. Thraun blieb stehen und sah der verschwindenden Meerulme hinterher, dann rannte er wieder ins Getümmel hinein.
Als der Rabe den Hafen verließ, kamen ihnen Menschen entgegen, an ihrer Spitze der berittene Graf Arlen.
»Oh, das ist ein Fehler«, sagte der Unbekannte.
Die Rabenkrieger zogen sich in eine Gasse zurück, die hinter dem Gasthof verlief, doch sie hatten bereits die Aufmerksamkeit der Truppe erregt. Mehrere Männer wurden langsamer, schauten genauer nach und wählten die Rabenkrieger als ihre ersten
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