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Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit

Titel: Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Sturm und die Brände übertönten.
    »Könnt ihr …« Er deutete hilflos zum liegenden Unbekannten und sah erst jetzt die schreckliche Verletzung knapp unter der Taille, wo die dordovanische Axt seine Hüfte zerschmettert hatte.
    »Er wird überleben«, sagte Denser. Sein Atem ging schwer, als sei er zehn Meilen gerannt. »Aber ich glaube nicht, dass er jemals wieder laufen kann.«
    »Aber er kann doch nicht …« Hirad unterbrach sich und legte den Kopf schief. Die Hufschläge wurden lauter,
viel lauter sogar, und sie näherten sich rasch. Er drehte sich um und sah aus der Rauchwolke zwischen zwei zerstörten Lagerhäusern einen einzelnen Reiter ins Freie stürmen, einen Dordovaner. Er wollte zur Calaianische Sonne, wendete aber sofort, als er Aeb sah. Er stieß einen wütenden Ruf aus und hielt auf den Protektor zu.
    Hirad wollte rennen, doch er konnte es nicht rechtzeitig schaffen. Aeb war ohne Schutz und allein, und Thraun auf der Schulter behinderte ihn. Auch die anderen Protektoren rannten jetzt, doch auch sie kamen zu spät. Aeb blieb stehen, kniete vorsichtig nieder, legte Thraun auf den Boden und stützte dessen Kopf ab, obwohl er wusste, dass dies ihn selbst das Leben kosten musste. Doch andererseits, überlegte Hirad, war sein Tod vielleicht eine Befreiung für die Seele.
    Der Reiter hob die Klinge, als er nahe genug war, doch auf einmal zuckte er zurück und umklammerte einen Armbrustbolzen, der in seinem Hals steckte. Er kippte aus dem Sattel. Das reiterlose Pferd brach seitlich aus, wich dem knienden Protektor aus und galoppierte an der Mole entlang. Aeb sah sich kurz zu seinem gefallenen Angreifer um, hob Thraun wieder auf und ging weiter, inzwischen umringt von den anderen Protektoren.
    Hirad drehte sich noch einmal um, bevor er den toten Dordovaner erreicht hatte. »Ilkar, wir sind hier nicht sicher. Wir müssen ihn an Bord bringen.«
    »An Bord?« Ilkars müde Stimme war kaum zu hören.
    Hirad hörte, wie Denser etwas sagte, das er jedoch nicht verstand.
    »Oh«, sagte Ilkar. »Gut, wir kommen.«
    Hirad lächelte. Xye stand inzwischen bei ihnen, und der Barbar konzentrierte sich wieder auf den Kavalleristen. Er lag im Sterben, und sein Blut ergoss sich in trägen
Stößen aufs Pflaster. Der Bolzen hatte ihn einige Fingerbreit unter dem Ohr getroffen.
    Der Barbar nickte und sah sich in die Richtung um, aus der der Schuss gekommen sein musste.
    »Zeige dich«, rief er, auch wenn er sich nicht viel davon versprach.
    Sofort tauchte eine Gestalt mit ausgebreiteten Armen aus dem Schatten auf. Die Armbrust fiel auf den Boden. Die anmutigen Bewegungen der Elfenfrau verrieten Hirad schon, bevor er das Gesicht und die Ohren erkennen konnte, welchem Volk sie angehörte.
    »Das war ein guter Schuss.« Hirad hob eine Hand, und die Elfenfrau blieb stehen.
    »Ich hatte eigentlich aufs Auge gezielt«, entgegnete sie. »Die verdammte Armbrust der Schwarzen Schwingen war schlecht kalibriert.«
    »Ich wüsste gern deinen Namen – und was du hier tust. Du gehörst nicht zu Arlens Leuten, nehme ich an?«
    »Nein.« Die Elfenfrau lächelte, doch es war ein humorloses Lächeln. »Ich bin Ren’erei. Ich gehöre zur Gilde der Drech, und ich habe gerade Erienne an meine schlimmsten Feinde verloren. Wir haben dich schon gesucht, Hirad Coldheart. Dich, Denser und den Raben.«
    Hirad trat vor und bot ihr eine Hand, die Ren’erei schüttelte.
    »Dann kommst du wohl besser mit und lernst die anderen kennen.«
     
    Es war, als hätte jemand einen Hebel umgelegt. Auf einmal war alles vorbei. Gerade liefen die verdammten Protektoren noch Amok in der Stadt, hetzten die Kavalleristen aus Dordover und schlachteten sie ab, und im nächsten Augenblick hatten sie sich zu einer ordentlichen
Reihe aufgestellt und trabten aus der Stadt. Ihre Toten blieben ohne Masken zurück, und ihre Magier drehten sich nicht einmal zu dem Zerstörungswerk um, das sie hinterließen.
    Damit musste sich nun Graf Arlen beschäftigen. Was sich in seinem Hafen ereignet hatte, war viel zu grässlich, als dass er näher darüber nachdenken wollte. Der Regen prasselte immer noch herunter, das Donnergrollen ließ nicht nach, und er fühlte sich, als stünde er mitten in der Hölle.
    Rings um den Jahrhundertplatz brannte es, überall schrien die verletzten und ängstlichen Menschen. Arlens Pferd lag tot vor seinen Füßen, sein Arm war gebrochen, sein Gesicht blutig und zerschlagen. Hinter ihm tobten immer noch viele Brände, die man unmöglich alle löschen

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