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Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit

Titel: Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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prasselte, an den Wind, der über dem Schiff heulte, und wollte sich auf die Frage konzentrieren, was, wenn überhaupt, sie tun konnte.
    Die Liste ihrer Möglichkeiten war nicht sehr lang. Der nahe liegende Weg war die Magie, doch sie hatte gerade erst begonnen, den Schild abzutasten, der rings um sie aufgebaut worden war. Er war stark, vermutlich das Werk von drei dordovanischen Verrätern, und zweifellos wurde er genau überwacht, damit sie es sofort spürten, wenn Erienne den Schirm erkundete. Falls sie eine Schwäche fand, musste sie sofort zuschlagen.
    Auf der physischen Ebene gab es zwei Ausgänge, die ihr beide versperrt waren. Die Kabinentür war verriegelt, und draußen standen die Wächter. Es wäre sinnlos, sie anzugreifen, obwohl sie innerhalb des Schirms standen. Was hätte das schon genützt?
    Das Fenster war zugenagelt, und selbst wenn sie es mit Gewalt öffnen konnte, nach dem Sturz ins Wasser wäre sie doch nur ertrunken.
    Selbstmord war allerdings eine Möglichkeit, die sie nicht völlig ausschließen wollte. Wenn sie starb, dann gab es für die Besatzung der Meerulme keinen Grund mehr, sich den Schwarzen Schwingen zu fügen und die Reise fortzusetzen. Damit hätte sie den Al-Drechar jedoch nur ein wenig Zeit erkauft. Da die Verteidigung der Insel in Stücke ging, konnte ihre Position nicht mehr lange verborgen
bleiben, falls die Feinde sie nicht sowieso schon kannten. Trotz der gefährlichen Zufahrt würde Lyanna früher oder später gefunden werden.
    Wieder ruckte und bebte das Schiff, als es von einer Welle getroffen wurde. Sie spürte die seitliche Bewegung und wusste, dass sie sich der Mündung des Arl näherten. Sie hatte genug gelernt, um die Gezeitenkräfte zu verstehen, die die Durchfahrt durch die Bucht ungemütlich machen konnten, wenn Ebbe oder Flut gerade einsetzten. Vom Sturmwind aufgepeitscht, waren die Wellen sicher nicht ungefährlich. Sie mochte sich kaum vorstellen, wie es auf offener See aussah.
    Sie hatte das Gefühl, innerlich zusammenzubrechen. Als hätte sie ihre ganze Willenskraft verloren, als wolle sie nun wehrlos geschehen lassen, was mit ihr geschah. In ihrem Herzen aber hielt sie an ihrem Entschluss fest. Es war der Entschluss, dass Lyanna, ihr wundervolles Mädchen, auf jeden Fall überleben musste, und dass man ihr irgendwie helfen und sie retten werde.
    An diesen Glauben klammerte sie sich, weil sie nichts anderes mehr hatte. Sie brauchten mindestens sieben Tage, um Herendeneth zu erreichen. Eriennes Schicksal lag nun nicht mehr in ihren eigenen Händen. Es kam nicht mehr auf Dordover an und nicht auf ihren Mann, sondern auf etwas, das viel stärker war als all die Kräfte, die sich gegen sie gewandt hatten. Sie wusste, dass das Ganze niemals untergehen würde, solange einer von ihnen noch die Kraft hatte zu helfen.
    Der Rabe.

28
    Es hatte schon vor einigen Tagen begonnen, doch niemand hatte es bisher bemerkt. Trotz der Überschwemmungen war niemand umgekommen, es hatte nicht einmal besonders viele Verletzte gegeben. Sie hatten die Berichte über ungeschützte Gehöfte, die Küstenstädte und die Dörfer am See gehört, als die Flüchtlinge in die Stadt kamen. Doch hier in Korina, hier war man seit eh und je der Ansicht, die Stadt werde stets von echtem Schaden verschont bleiben. Jetzt aber strömten die Flüchtlinge aus der Stadt hinaus und nicht in sie hinein.
    Diera rannte, den schreienden Jonas an die Brust gepresst, aus dem Zimmer, als das Fenster nach innen gedrückt wurde. Der heftige Windstoß ließ den ganzen Gasthof bis in die Grundfesten erbeben. Es war mehr als nur ein starker Sturm. Der Wind hatte die Läden so fest zugeworfen, dass sie nach innen durchgeschlagen waren. Unter dem Aufprall waren die Fensterrahmen zerbrochen, und das ganze Fenster mitsamt Rahmen und Glas war in den Raum geflogen.

    Sie eilte die Treppe hinunter und sah panische Menschen in der Gaststube. Die Gäste des Krähenhorsts wollten vor dem brüllenden Sturm fliehen, der über den Marktplatz fegte. Die Frontseite des Gasthofs war zur Hälfte weggerissen worden, Bücher und Blätter flatterten durch die Luft, Tische rutschten und kippten um, das Feuer loderte in alle Richtungen und spuckte heiße Glut, und erschrockene und schmerzvolle Schreie übertönten sogar das Klirren der zerspringenden Gläser.
    »In den Keller, in den Keller!«, rief jemand ihr ins Ohr und zog sie am Arm. Es war Tomas. Sein Gesicht war bleich, er hatte einen Schnitt auf der Stirn, das Blut lief ihm ins

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