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Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit

Titel: Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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an.«
    »Bitte, Erienne«, sagte Berian. »Wir mussten Euch doch finden. Wir machen uns Sorgen um Euch und Lyanna.«
    »Wie könnt Ihr es wagen, mich anzulügen!« Eriennes Augen blitzten, ihre Wut erwachte. »Ihr steht neben dem Mörder meiner Kinder. Es waren dordovanische Kinder. Wie konntet ihr das tun!«
    Berian warf einen Blick zu Selik. »Er wusste jedenfalls, wo wir Euch finden konnten«, sagte er sanft. »Und wir werden dafür sorgen, dass Euch nichts mehr geschieht.«
    »Lügner!« Erienne stürzte durch die Kabine und versetzte Berian einen Fausthieb ins Gesicht, bevor Selik sie fortziehen und aufs Bett werfen konnte.
    »Beruhigt Euch«, sagte er.

    »Beruhigen soll ich mich?«, schrie sie. »Bei den brennenden Göttern, ich habe mich und mein Kind der Hölle ausgeliefert.« Sie zielte mit dem Finger auf Berian. »Und Ihr seid ein verdammter Verräter. Ihr seid schon tot. Ich schwöre es. Ihr habt alles verraten und Euch mit den Hexenjägern verbündet, um eine von Euch zu finden und zu töten.«
    Sie sackte in sich zusammen, ihr Kopf sank auf die Brust, ihre Wut war verraucht. Sie fühlte sich nur noch hilflos, und die Tränen rollten über ihre Wangen. Alles, woran sie je geglaubt hatte, war auf einen Schlag zerstört worden.
    »Wie konntet Ihr das tun?«, flüsterte sie.
    »Eure Tochter ist eine Gefahr für Balaia«, sagte Berian. Jede Sanftheit war aus seiner Stimme gewichen. »Und sie ist der Beginn des Untergangs von Dordover. Glaubt Ihr wirklich, wir sehen untätig zu, wie Ihr sie auf den Einen Weg bringt? Sie muss von Dordover kontrolliert werden, damit unser Kolleg überlebt. Ihr seid die Verräterin, Erienne Malanvai. Ich will mein Kolleg retten, Ihr wollt es fallen sehen.«
    Erienne schüttelte den Kopf. »Nein«, schluchzte sie. »Nein, Ihr versteht es nicht.«
    »O doch, Erienne, ich verstehe es«, sagte Berian. »Ich verstehe es nur zu gut.«
    Sie hörte Schritte, die sich entfernten, dann wurde ihre Tür verschlossen und verriegelt.
    Erienne hatte bis jetzt noch nicht über die Umstände ihres Todes nachgedacht. Sie hatte sich nicht gefragt, ob er unmittelbar bevorstünde, was sie dann sagen und wie sie reagieren und wie sie sich fühlen könnte. Doch nun war er offensichtlich nahe, und es war schlimmer als alles, was sie sich hätte ausmalen können. Denn sie starb
nicht allein. Im gleichen Moment besiegelte sie auch das Schicksal ihrer Tochter.
    Es war, als schaue sie aus großer Entfernung auf sich selbst herab. Sie fühlte sich gespalten zwischen absoluter Gewissheit auf der einen und einer irrealen Qualität wie in einem Traum auf der anderen Seite. Es gab viele Dinge, die sie sicher wusste. Selik würde sie nicht anrühren, bis sie Herendeneth erreichten. Der Rabe, falls er überlebte, würde ihr folgen. Dordover hatte sie verraten. Und ausgerechnet Berian reiste auf dem gleichen Schiff wie sie und half dabei, ihren Tod zu planen. Andererseits hatte sie jedes Zeitgefühl verloren. Sie spürte, wie sich das Schiff bewegte, sie wusste, dass sie durch den Kanal zur Bucht von Arlen fuhren, doch irgendwie stellte sich keine Verbindung zu ihrer Realität ein. All dies hätte eigentlich nicht geschehen dürfen, und irgendwie dachte sie immer noch, sie werde irgendwann aufwachen und feststellen, dass Denser sich besorgt über sie beugte.
    Natürlich hatte sie versucht, einen Spruch zu wirken. Das war ein Weg, mit allem, was sie kannte, wieder in Kontakt zu kommen. Ihre Fähigkeiten erwachten wieder, sie hatte aber noch nicht genug Kraft, um komplizierte Formen zu wirken, und selbst wenn sie es gekonnt hätte, ein dordovanischer Spruchschirm isolierte ihre Kabine und schnitt sie völlig ab.
    Sie schenkte sich ein Glas Wasser ein, ging in den hinteren Teil der Kabine und sah aus dem kleinen Fenster. Durch den Regen konnte sie den roten Fleck am Himmel über Arlen sehen. Anscheinend wüteten dort immer noch die Brände. Sie hielt sich am Fensterrahmen fest, als das Schiff rollte. Das Wasser schwappte auf ihre Hand. Der Wind kam in sehr starken Böen, und obwohl er in die richtige Richtung wehte, hatte die Meerulme gewiss
nicht alle Segel gesetzt. Sehen konnte sie es freilich nicht, denn Selik ließ sie nicht aufs Deck hinaus.
    Sie setzte sich aufs Bett, trank das Glas aus und stellte es auf ihren kleinen Tisch. Wieder rollte das Schiff, und das Glas fiel auf den Boden. Sie ließ es liegen. Sie versuchte, nicht mehr an das Wetter draußen zu denken, an den Regen, der an die Fensterscheibe

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