Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit
Stirnrunzeln finsterer. Er gab ihn zurück, nachdem er ihn zweimal gelesen hatte, und schenkte den Gästen Kaffee nach.
»Wenn die sie als Erste finden, dann werden sie beide töten«, meinte Denser.
»Wer denn?«, fragte Ilkar.
»Die Dordovaner. Erkennst du das nicht?«
»Übertreibst du da nicht ein wenig? Es steckt mehr dahinter als eine einfache Verschwörung eines Kollegs. Es besteht ein Risiko für alle magischen Systeme in Balaia.«
»Nun fang du nicht auch noch damit an«, sagte Denser. »Lyanna ist unser aller Zukunft, nicht unser Tod und unsere Vernichtung. Die Dordovaner haben einfach nur Angst. Sie müssen lediglich richtig informiert werden. Es redet ja niemand von einer erzwungenen Rückkehr auf den Einen Weg, du meine Güte. Das kann sowieso kein lebender Mensch praktizieren.«
»Niemand außer Lyanna.«
Denser zuckte mit den Achseln. »Ja, niemand außer Lyanna. Möglicherweise. Hör mal, Ilkar, Vuldaroq hat kein Interesse daran, dass irgendjemand einen Magier ausbildet, der mehrere Disziplinen beherrscht. Er sagte mir, Balaia brauche keinen neuen Septern. Deshalb wird er sie töten, falls er sie nicht kontrollieren kann.«
»Dann willst du sie vor ihm finden?«, fragte Ilkar.
»Nein, ich will sie alle beide gefesselt an Dordover übergeben, damit sie dort auf dem Altar geopfert werden können«, entgegnete Denser.
»Ich wollte nur mal überprüfen, ob du deinen Humor völlig verloren hast.«
»Natürlich will ich sie finden.«
»Und was genau willst du dann tun?«, fragte Ilkar. »Das ist eine ernst gemeinte Frage.«
Denser sah ihn an, als sei er schwachsinnig.
»Ilkar, sie sind meine Familie. Ich muss sie beschützen.«
»Ich glaube, das verstehen wir gut«, schaltete sich der Unbekannte ein. Er legte das Brot weg, das er geschmiert, aber nicht gegessen hatte, und beugte sich vor. Ilkar musste lächeln. Der große Krieger hatte nichts von seiner Autorität verloren. »Aber du hast gerade deutlich gemacht, dass die Macht der dordovanischen Magie gegen uns angetreten ist. Was hoffst du nun zu erreichen?«
»Wenn nötig, will ich sie warnen. Oder irgendetwas organisieren. Ich weiß, dass Erienne und Lyanna bereits gut geschützt sind. Aber wir könnten sie noch weiter unterstützen. Wir könnten unsere Fähigkeiten in die Waagschale werfen.«
»Wer?«, fragte Ilkar.
»Der Rabe.«
Ilkar trank einen großen Schluck Kaffee und spürte, wie das starke, bittere Gebräu durch seine Kehle rann. Er hatte es geahnt, seit er den Unbekannten und Denser hatte zusammen durchs Tor treten sehen. Wenn der Rabe etwas ausrichten konnte, dann musste er helfen. Möglicherweise war es vergeblich. Wahrscheinlich sogar tödlich, falls Lyanna und Erienne tatsächlich in den Händen der Macht waren, an die Denser dachte. Aber was auch immer zutraf, er musste seinen Freunden begreiflich machen, wogegen sie angetreten waren.
»Denser, es gibt da etwas, das du wissen solltest.«
»Sprich weiter. Ich bin jetzt schon sicher, dass es mir nicht gefallen wird.«
»Wir haben spontane Mana-Entladungen am Himmel beobachtet. Blitze, flackerndes Licht, Regenschauer und so weiter. Nicht sehr viel, aber es war merkwürdig. Vor ein paar Tagen haben wir darüber geredet. Hast du mal was von der Tinjata-Prophzeiung gehört?«
Denser schüttelte den Kopf.
»Ich hatte bis vor kurzem auch nichts davon gehört, aber ich habe angenommen, du kennst sie vielleicht. Hast du dich näher mit der Spaltung beschäftigt?«
»Eigentlich nicht«, gab Denser zu. »Abgesehen von den in Xetesk umfassend dokumentierten Bedingungen, die nötig sind, um ein Kind mit dem entsprechenden Potenzial zu zeugen, glaube ich auch nicht, dass Erienne sich eingehend damit beschäftigt hat. Wer war dieser Tinjata überhaupt?«
»Nun, Erienne müsste den Namen eigentlich kennen. Er war der erste Erzmagier von Dordover.«
»Dann kennt sie seinen Namen«, bestätigte Denser. »Aber sie hat mir nie von ihm erzählt.«
»Ist ja auch egal. Wir können sie fragen, wenn wir sie finden. Der Punkt ist, dass Tinjata bei der Spaltung eine große Rolle gespielt hat. Er ließ sich entsetzliche Verbrechen an den Magiern des Einen Weges, den Al-Drechar, zu Schulden kommen und formulierte schließlich eine Prophezeiung, die auf einer Art Extrapolation der Mana-Theorie und der Dimensionsverbindungen beruhte. Die Grundlagen seines Wissens sind verschollen, aber er wollte jedenfalls eine Warnung an alle verbreiten, die glaubten, die durch die vier Kollegien
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