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Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit

Titel: Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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hat Lyanna in große Gefahr gebracht. Und uns dazu.«
    »Nein, nein, nein.« Erienne schüttelte den Kopf, doch sie konnte ihre sich überschlagenden Gedanken nicht beruhigen. »Ihr müsst doch fähig sein, ihr zu helfen. Sorgt dafür, dass sie wird wie ihr. Wie könnte sie jetzt noch in Gefahr sein? Wir sind doch eigens hierher gekommen, damit wir in Sicherheit sind.«
    Ephemere legte Erienne eine kalte Hand auf den Arm.
    »Immer mit der Ruhe, Kind«, sagte sie. Trotz der heiseren Stimme waren ihre Worte beruhigend. »Wir sagen dir, was du wissen musst, aber du solltest vor allem immer
daran denken, dass du dir nichts von dem, was geschehen ist, zum Vorwurf machen darfst. Eure einzige Hoffnung war, Lyanna hierher zu bringen, und das ist auch unsere einzige Hoffnung. Wäre sie in Dordover geblieben, dann wäre sie sicherlich untergegangen.«
    Erienne holte tief Luft. Ihr Herz schlug etwas langsamer. Sie nickte, sah Ephemere in die dunkelgrünen Augen und wartete, dass die Al-Drechar ihre Erklärungen fortsetzten.
    »In Lyanna schlummert eine Fähigkeit, die niemand, der nicht ist wie sie selbst, verstehen und fördern kann. Sie hat nicht nur die Fähigkeit, die Überlieferungen aller Kollegien zu verstehen, sondern sie besitzt auch ein angeborenes Wissen über die eine magische Kraft, die früher allen Magiern zur Verfügung stand. Um diese Energie freizusetzen, muss sie jedoch zunächst lernen, die einzelnen Stränge zu meistern. Es wird für sie so aussehen, als besuchte sie in jedem Kolleg das Mana-Bad, um das Mana und die Überlieferung des jeweiligen Kollegs in Empfang zu nehmen. Eigentlich sollte dies als Einheit geschehen, doch Dordover hat das Gleichgewicht gestört.
    Ich kann noch nicht einmal richtig erklären, welche gewaltigen Kräfte in ihr schlummern, aber ihre Fähigkeit, das Mana zu formen, kann man schon aus hundert Meilen Entfernung spüren. Wenn wir ihr nicht zeigen, wie sie diese Kräfte kontrollieren kann, dann könnte sie einen ungeheuren Schaden anrichten, bevor sie sich unweigerlich selbst tötet. Ich fürchte, es wird Probleme geben, während wir sie ausbilden. Während sie lernt, werden ihre Fehler für jene, die ihr etwas antun wollen, wie ein Leuchtturm wirken. Du musst einen ausgleichenden Einfluss auf ihr Leben ausüben, während sie am verwundbarsten ist. Du musst sie beschützen.

    Sie ist so jung und körperlich noch so schwach. Das arme Mädchen hätte eigentlich erst damit beginnen sollen, wenn sie dein Alter erreicht hat.«
    »Aber ihr könnt es schaffen?« Erienne suchte ihre Blicke.
    »Wir müssen«, antwortete Aviana. »Denn wenn wir scheitern, wird es keine Al-Drechar mehr geben.«
    »Warum, was wird dann aus euch?« Erienne glaubte die Antwort aber schon zu kennen, was Ephemere nicht entging. Sie lachte.
    »Nun, Erienne, es erfordert all unsere Energie, uns selbst und die Illusion zu erhalten, die uns schützt. Ich fürchte, die Ausbildung deiner Tochter wird uns dem Tod erheblich näher bringen.« Sie lächelte und drückte Eriennes Arm. »Aber so ist es nun einmal, und der Tod kommt für die Al-Drechar nicht schnell.«
    »Wann werdet ihr beginnen?« Erienne war immer noch nicht sicher, ob sie zustimmen sollte, nicht nur um Lyannas, sondern auch um ihrer selbst willen.
    »Morgen Früh. Die Zeit drängt. Ren’erei glaubt, dass unsere Feinde näher sind als je zuvor, wie auch die Verletzungen des armen Tryuun zeigen. Wir müssen wachsam bleiben. Nichts darf uns von unserer Aufgabe ablenken«, sagte Aviana.
    Erienne war der Appetit vergangen. In ihren Träumen hatte sie sich einfach nur vorgestellt, dass die Al-Drechar den Schleier lüften würden, der Lyannas Verständnis des Einen Weges behinderte. Doch jetzt, nach diesen Bemerkungen über Feinde, musste sie sich voller Angst fragen, worauf Denser stoßen würde, wenn er sie suchte. Fast hoffte sie schon, er werde sie nicht finden.
    »Und jetzt sollten wir alle ins Bett gehen. Wir haben harte Arbeit vor uns, für die wir viel Kraft brauchen. Der
Schlaf ist der beste Heiler des Bewusstseins«, schlug Cleress vor.
    »Ich trinke noch meinen Wein aus«, sagte Erienne, die genau wusste, dass sie vorläufig noch nicht schlafen konnte. Sie nippte am Glas und sah den Al-Drechar zu, die einander beim Aufstehen halfen und schmerzlich langsam zur Tür des Ballsaales gingen. Sie stützten sich gegenseitig. Ephemeres Rücken war gebeugt, Myriell ging bolzengerade, doch sie humpelte. Cleress torkelte, als könne sie nicht mehr richtig das

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