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Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit

Titel: Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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vorgegebene Machtstruktur werde für alle Ewigkeit Bestand haben.«
    »Woher weißt du das alles?«, fragte Denser stirnrunzelnd.

    »Ich habe mich umgehört. Erinnerst du dich noch an Therus? Er hat euch während der Belagerung in der Bibliothek geholfen. Nun, er hat überlebt. Er ist Archivar und hat sich mit den alten Schriften befasst und sich vor allem auf die Phase der Spaltung spezialisiert. Das schließt auch die Tinjata-Prophezeiung ein.«
    »Und?« Denser bedeutete Ilkar, er möge weitersprechen.
    »Nun ja, Therus’ Wissen ist unvollständig, weil die Dordovaner ihn nicht in ihre Bibliothek ließen, aber was wir bis jetzt haben, sagt eigentlich schon genug. ›Wenn die Unschuld den Elementen befiehlt und das Land bedrückt und zerrissen liegt, dann soll die Spaltung überwunden werden, und aus dem Chaos soll sich das Eine erheben, das niemand mehr besiegt.‹ Das ist ziemlich drastisch, oder?« Ilkars Herz schlug schneller, als er die Worte sprach. Allerdings vermochte er sich beim besten Willen nicht vorzustellen, wie Lyanna, ein kleines Kind, das er nie gesehen hatte, die Zerstörung Balaias verursachen sollte. Diese Vorstellung war einfach lächerlich.
    Denser und der Unbekannte schwiegen. Der große Krieger dachte nach und aß sein Brot, der Xeteskianer starrte finster vor sich hin und verdaute, was Ilkar gesagt hatte.
    »Glaubt Therus denn, die Lichtblitze hingen damit zusammen?« , fragte Denser. »Soll mein Kind diese ›Unschuld‹ sein? Ein Blitz, und das Ende der Welt ist nahe?«
    »Denser, du weißt doch selbst, welche Hoffnungen du in Lyanna gesetzt hast. Vielleicht wird sie wirklich die Erste einer ganz neuen Art von Magiern sein. Es gibt da tatsächlich größere Zusammenhänge«, sagte Ilkar.
    »Nun, falls das Quorum von Dordover an die Prophezeiung glaubt, dann dürfte jedenfalls klar sein, dass sie
Lyanna unbedingt schnappen wollen«, sagte der Unbekannte. »Oder dass sie irgendwie versuchen, sie auszuschalten.«
    »Du meinst also, Lyanna verkörpere laut Tinjata eine zerstörerische Kraft«, sagte Denser.
    »Vielleicht ist sie auch eine Art Katalysator. Wir haben Blitze am wolkenlosen Himmel gesehen, und das ist ein höchst ungewöhnliches Phänomen. Die Geschichten, die erzählt werden, kennst du so gut wie ich. Flutwellen, Wirbelstürme, Gewitter, die mehrere Tage dauern … aber währenddessen kaum Blitzschläge. Therus sagt, all dies werde in der Prophezeiung beschrieben.
    Wer sind denn eigentlich die Leute, zu denen Erienne deiner Ansicht nach gegangen ist? Was, wenn sie Lyanna überhaupt nicht ausbilden, sondern sie als Fokus benutzen wollen? Auch an diese Möglichkeit müssen wir denken.«
    »Vergiss nicht, dass Tinjata unabhängig von den Fakten ein gewisses Interesse daran hatte, die Sache in möglichst finsteren Farben auszumalen«, sagte Denser.
    Ilkar nickte. »Auch das ist wahr. Hör mal, ich sage ja nicht, dass wir Lyanna den Dordovanern oder sonst irgendjemandem  – abgesehen von Erienne und dir – einfach überlassen sollen.«
    »Aber was willst du mir dann sagen?«, fragte Denser.
    »Wir sollten das Gesamtbild im Auge behalten, während wir suchen. Auch wenn wir die Frage, ob die Prophezeiung der Wahrheit entspricht oder ob sie in diesem Fall überhaupt eine Rolle spielt, vorerst zurückstellen. Dordover wird jedenfalls von der Annahme ausgehen, dass sie zutrifft, und Dordovers Verhalten wird, wenn niemand einschreitet, die Kollegien entzweien. Das wollen wir alle nicht. Man muss kein Genie sein, um zu erkennen,
dass Dordover und Lystern ihre Unabhängigkeit und Identität bedroht sehen, während Xetesk vor allem auf Machtgewinn aus ist und als dominierende Partei am Ende einen Zusammenschluss erzwingen könnte. Im Grunde kommt es nur darauf an, wer Lyanna kontrolliert. Und was Julatsa angeht, na ja …« Er lächelte Denser traurig an. »Wir erscheinen überhaupt nicht in der Gleichung, aber wir legen nicht weniger Wert als alle anderen darauf, dass unsere Magie und unsere Lehren erhalten bleiben.«
    Denser legte den Kopf zwischen die Hände, strich sich übers Gesicht und redete durch die Finger weiter. »Ilkar, du gehst hier viel zu weit«, sagte er. »Sie ist ein Kind. Sie kann nichts allein tun.«
    »Nach allem, was du mir erzählt hast, sind die Dordovaner offenbar anderer Meinung«, gab Ilkar zurück.
    »Wir sind außerdem ziemlich sicher, dass sie nicht allein ist«, fügte der Unbekannte hinzu.
    Ilkar seufzte und trank seinen Kaffee aus. »Hör mal, Denser,

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