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Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit

Titel: Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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gebrochene Balken verrieten, wo die Mauern gestanden haben mochten. Die Außenanlagen waren völlig verschwunden. Ein siebzig Schritt breiter Riss hatte sich vor dem Burgfried mitten im Hof aufgetan und alles verschlungen.
    Dort, wo die Schwarzen Schwingen jetzt schweigend saßen, ganz in der Nähe des ehemaligen Marktplatzes, war keine einzige Straße mehr zu erkennen. Die Erde war mit Schutt übersät, große Felsbrocken und Erdschollen waren von unten heraufgeschoben worden, und hier und dort legten nur noch ein zerfetztes Stück Tuch oder ein zertrümmertes Möbelstück ein trauriges Zeugnis davon ab, dass ein blühender Ort brutal ausgelöscht worden war.
    Selik staunte, dass überhaupt jemand überlebt hatte. In der Tat hatte eine Hand voll ehemaliger Bewohner die Geschichte des Untergangs ihrer Stadt nach Pontois und
Lystern getragen, einige waren auch bis nach Erskan im Süden gekommen. Wer konnte schon sicher sein, dass sich so etwas nicht anderswo wiederholte?
    Selik wandte sich an seine Männer, die ungläubig staunten und sich mit vorgehaltener Hand vor dem Gestank, der ihnen entgegenschlug, zu schützen versuchten.
    »Deshalb kämpfen wir gegen die Magie«, verkündete er. »Deshalb haben wir Recht. Die Magie hat all dies verursacht, das dürft ihr nie vergessen. Sie ist eine böse Kraft, und wir sind die Einzigen, die es erkennen. Der Rest der Welt ist blind.«
    Aber nicht mehr lange, dachte er. Die Zerstörungen, die in Balaia um sich griffen, mussten die Menschen umstimmen. Sie würden gewiss verlangen, dass die Magie stärker kontrolliert wurde. Man konnte eben nicht darauf vertrauen, dass die Magier jederzeit für einen wohltätigen Einsatz der Magie sorgten. Jetzt starben sogar hunderte und tausende und wurden von Kräften dahingerafft, die sie nicht einmal verstanden.
    Das Schlimmste war, dass sie hinter alledem steckte. Das Miststück hatte diese Missgeburt zur Welt gebracht, deren Bewusstsein nun das Land zerstörte. Alles im Namen der magischen Mächte und deren Vorherrschaft. Selik kochte innerlich, und als er Denebre der Verwesung überließ und seinem Pferd die Hacken gab, um es weiter nach Süden zu treiben, stellte er sich vor, welche Schmerzen er ihr zufügen würde, bevor er ihr zu sterben erlaubte. Gerechtigkeit für die Selbstgerechten. Ein qualvoller Tod für die Magier.
     
    Der Regen prasselte heftig auf die Balan-Berge herab, als Ilkar und der Unbekannte Krieger elf Tage nach dem Abschied von Denser spät abends müde und hungrig eintrafen.
Auf einen kühlen, sonnenlosen Tag folgte eine kalte, unfreundliche Nacht. Es hatte unablässig geregnet, und die beiden waren einem schneidenden Wind entgegengeritten. Trotz der Mäntel und der Lederkleidung waren sie schließlich bis auf die Haut durchnässt. Ilkar war betrübt über den abrupten Wetterwechsel nach der Sonne und der Wärme in Julatsa. Er führte sein Pferd am Zügel und stellte sich gerade inbrünstig vor, er könnte Zärtlichkeiten mit Pheone austauschen, als eine Bewegung in den Felsen über ihnen seine Aufmerksamkeit erregte.
    »Unbekannter …«, begann er. Ein Kreischen unterbrach ihn, und ein riesiger Schatten stieß durch die Wolken herab und glitt dicht über ihnen hinweg. Ilkars Pferd stieg hoch und ging durch, und der Elf versuchte gar nicht erst, die Zügel festzuhalten. Der Unbekannte wurde von seinem Pferd abgeworfen und landete auf dem Boden. Die wild fliegenden Hufe verfehlten knapp seinen Kopf, als sein Pferd in die gleiche Richtung floh wie Ilkars Reittier.
    Der Drache legte sich schräg und wendete, der schwarze Umriss war vor den dunklen Wolken im Zwielicht gerade eben zu erkennen. Ilkar hatte schon mit pochendem Herzen einen Spruch für einen Schild auf den Lippen. Er ging zum Unbekannten hinüber, als dieser wieder auf die Beine kam. Der Unbekannte hatte kein Schwert, bot aber auch unbewaffnet einen beeindruckenden Anblick. Er verzog gereizt das Gesicht.
    »Hirad!«, brüllte er, um den Wind, den Regen und die Schwingen zu übertönen. »Das ist nicht witzig.«
    Nos-Kaan flog über ihn hinweg und kehrte in den Choul zurück.
    »Man kann nicht vorsichtig genug sein«, tönte es genauso laut zurück. Über ihnen tauchte eine Gestalt zwischen den Felsen auf. Hirad hatte mehrtägige Bartstoppeln
am Kinn, das lange, ungepflegte Haar wehte ihm um den Kopf, und über die gewohnte Lederrüstung hatte er sich schwere Pelze gelegt. Er bewegte sich rasch und sicher auf den glitschigen Steinen und zeigte keinerlei

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