Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit
finden, unterstützt, aber mit der Zeit wurde klar, dass wir mehr Hilfe brauchten. Deshalb haben wir den Raben und nun auch Euch einbezogen.
Wie ich bereits sagte, hat Xetesk keineswegs die gleichen Interessen wie wir. Man verfolgt dort ganz eigene Ziele. Sie wollen auf den Einen Weg der Magie zurückkehren, und das bedeutet das Ende von Dordover, von Lystern und auch von Julatsa.«
»Mir ist allerdings nicht klar, warum Xetesk so etwas anstreben sollte. Nicht jetzt. Man achtet doch dort genau wie anderswo darauf, das Gleichgewicht zwischen den Kollegien nicht zu stören.«
»Nun, es hängt wohl eher davon ab, ob sie glauben, sie könnten überleben und die dominierende Kraft werden, ohne dafür kämpfen zu müssen. Ich glaube, genau das haben sie vor.«
Darrick nickte zwar, doch Vuldaroq konnte erkennen, dass er noch nicht völlig überzeugt war. »Was wollen und wünschen sich eigentlich Erienne und Lyanna?«
»Sie sind Dordovaner«, entgegnete Vuldaroq scharf. »Es ist unser Recht und unsere Pflicht, das Kind in der dordovanischen Ethik zu unterweisen. Es wird Lyanna natürlich erlaubt werden, ihr Wissen durch andere Disziplinen zu erweitern, doch sie sollte im Wesentlichen eine von uns bleiben.«
Darrick zog die Augenbrauen hoch. »Lyanna ist zumindest ein Kind von Dordover und Xetesk, womöglich gar ein Kind aller Kollegien.«
»Ry, bitte, ich erkläre es Euch später.« Heryst sah sich über die Schulter um.
Darrick zuckte mit den Achseln. »Sie sind meine Freunde, Lordältester Magier. Ich möchte nur dafür sorgen, dass ihnen kein Unrecht geschieht.«
»Nein, ihnen soll kein Unrecht geschehen«, versicherte Heryst ihm.
»Hier steht viel mehr auf dem Spiel als Freundschaft«, sagte Vuldaroq.
Darrick sah ihn kühl an. »Nein, das stimmt nicht«, sagte er. »Nicht für mich.« Er verneigte sich vor den beiden Magiern und verließ den Spiegelsaal.
Vuldaroq machte ein finsteres Gesicht. »Ihr müsst dafür sorgen, dass Euer General nicht aus der Reihe tanzt«, sagte er. »Da draußen ist schon der Rabe unterwegs, und ich kann keine weiteren Einzelgänger gebrauchen. Die Angelegenheit ist zu wichtig.«
»Keine Sorge, Vuldaroq. Darrick mag ein großes Herz haben, aber er besitzt auch eine unverbrüchliche Loyalität für Lystern. Er wird tun, was ich ihm sage.«
»Sorgt dafür, dass er es auch wirklich tut.«
Lyanna wanderte allein durch den Gang zu ihrem Zimmer, als Erienne wieder ins Haus stürzte. Sie hatte den Al-Drechar ein paar unfreundliche Dinge zu sagen.
»Lyanna?«, rief sie etwas schärfer als beabsichtigt. Sie war einigermaßen befremdet, weil Ren’erei nicht bei ihrer Tochter war.
Das kleine Mädchen blieb stehen, und Erienne spürte, wie sich die Luft um sie bewegte. Mit einem Schmollmund drehte sie sich um und kam ihrer Mutter entgegen. Erienne hatte dieses Gesicht schon hundertmal gesehen, aber dieses Mal fühlte sie sich bedroht, auch wenn es absurd war.
»Oh, Lyanna, was ist nur geschehen? Nun mach nicht so ein Gesicht«, sagte sie sanft und hockte sich hin. »Komm her, nimm mich in den Arm.«
»Mir ist nicht gut«, sagte Lyanna. »Ephy ist so müde, und Myra war krank. Ich habe ihnen wehgetan, Mami, und dir habe ich auch wehgetan.« Sie war den Tränen nahe.
Erienne runzelte die Stirn. »Nein, du hast mir nicht wehgetan, Liebes. Ich habe mir nur Sorgen um dich gemacht, weiter nichts.«
Doch Lyanna schüttelte den Kopf. »Nein, Mami. Ich weiß, was ich gemacht habe.« Eine Träne rollte über ihre Wange. Erienne wischte sie ab und zog Lyanna an sich.
»Du kannst mir nicht wehtun, Lyanna. Ich liebe dich.« Sie stand auf und hob ihre Tochter hoch, um sie in ihr Zimmer zu bringen und aufs Bett zu setzen. »Kannst du
mir denn erzählen, was du heute gemacht hast? Warum ist Ephy so müde geworden?«
»Ich habe Bilder gemalt«, sagte Lyanna etwas fröhlicher. »Bilder von den Sachen, die mir die Magie gezeigt hat. Dann haben sie mir beigebracht, wie ich den Wind anhalten kann, den die Magie in meinem Kopf macht.« Lyanna schaute auf, und wieder standen ihr die Tränen in den Augen. »Aber ich kriege das nicht hin, und sie müssen mir helfen, und davon werden sie krank, und dann passiert etwas. Ich weiß, dass sie sich anstrengen, weil sie alle die Stirn runzeln, aber dann müssen sie wieder aufhören und meinen Kopf ruhig machen.«
Die Kleine wurde quengelig, und Erienne hielt sie fest. Es drehte ihr fast das Herz um. Sie konnte nicht genau verstehen, was Lyanna ihr zu
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