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Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit

Titel: Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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könnt?«
    Cleress schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, es ist sehr dringend. Wir haben keine Magier in der Gilde. Ren’erei fährt nach Calaius, um die Magier zu rekrutieren, die an unseren Mythos glauben.« Sie versuchte zu lächeln. Erienne war entsetzt.
    »Ihr wollt Fremde hierher einladen? Stellt euch doch vor, welche Konsequenzen das haben kann.«
    »Stell dir die Konsequenzen vor, wenn wir darauf verzichten«, gab Myriell grob zurück. Ihre Stimme klang heiser vom Pfeifenrauch.
    »Nein, nein. Entschuldige, Myra, aber du versteht es nicht«, sagte Erienne. »Ich rede über Vertrauen und Verrat. Ihr habt so lange versucht, euren Sitz geheim zu halten, ihr dürft keinesfalls das Risiko eingehen, dass Ren’erei womöglich die falschen Leute findet.« Sie hielt inne, ihr Herz schlug wie wild in der Brust. Sie schämte sich für ihre Impulsivität. »Ich werde Ren’erei begleiten, aber wir fahren nicht nach Calaius. Ihr braucht Leute, nicht nur Magier, denen ihr bedingungslos vertrauen könnt. Wir fahren nach Balaia. Ihr braucht den Raben.«

8
    Dordover hatte Xetesks Einladung zu einem Treffen am Triverne-See ignoriert. Dies wäre für sich genommen schon ein aggressiver Akt gewesen, hätte man sich nicht auf eine halb vergessene, aber sehr nützliche Klausel im Vertrag zwischen den vier Kollegien berufen, die sich in diesem Fall auf Julatsa bezog. Das Kolleg war beschlussunfähig, wenigstens vorübergehend, und nicht in der Lage, seinen Verpflichtungen nachzukommen. Außerdem war auch der kommissarische Erzmagier Ilkar vom Raben nicht erreichbar.
    Vuldaroq hatte mit der Delegation gerechnet, die er einige Tage später empfing, vor allem nach seiner Mobilisierung einer einhundertfünfzig Köpfe starken magischen Streitmacht in Dordover, die durch dreihundert berittene Schwertkämpfer verstärkt wurde. Zusammen mit Darricks Kavallerie aus Lystern und Dordover ergab dies eine beachtliche Truppenbewegung, so widerstrebend der General sich auch zeigte. Xetesk war darüber natürlich nicht erbaut, aber wie gewohnt war dies eben die angemessene Art und Weise, um Xetesk mitzuteilen, dass es um wichtige Dinge ging.

    Wäre Styliann noch der Herr vom Berge gewesen, dann hätte Vuldaroq sich einen solchen Schachzug nicht erlaubt. Unabhängig von seinen persönlichen Gefühlen hatte Vuldaroq wenigstens Stylianns Intelligenz und seinen politischen Instinkt respektieren können. Doch dieser Einfaltspinsel von Dystran hatte keine fähigen Mitarbeiter, keine qualifizierten Berater und ganz sicher keine eigenen Gedanken. Nicht einmal Denser war als Hilfe da. Es schien alles recht gut zu verlaufen, und Dystrans absolut vorhersehbare Reaktionen verstärkten Vuldaroqs Eindruck, die Situation unter Kontrolle zu haben.
    Er empfing Dystran und sein wenig beeindruckendes Gefolge im schlichten Arbeitszimmer eines Studenten. Es war ein kleiner Wohnraum, in dem es nichts als einen runden Tisch mit vier schlichten Holzstühlen, einen einfachen, mit Eisenrosten versehenen Kamin und langweilige braune Vorhänge vor schlecht im Rahmen sitzenden Fenstern gab. Kerzen spendeten etwas Licht und warfen gespenstische Schatten, die Luft war kalt und feucht.
    Das einzige Zugeständnis an den Rang seiner Gäste war die allgegenwärtige Schale mit Früchten und ein Warmhaltekrug mit Dordovers berühmtem Kräutertee. Draußen war es kalt, feucht und sehr windig, und der belebende Trank sollte jeden Gedanken an diese Unannehmlichkeiten vertreiben und den müden Geist daran hindern, ziellos abzuirren.
    Vuldaroq und der Hohe Sekretär Berian hatten sich schon beizeiten in der Kammer niedergelassen, die in einem Anbau am zentralen Hof hinter dem Turm lag. Als die Tür geöffnet wurde und Dystran mit finsterer Miene eintrat, hatte Vuldaroq sich mit einem Ausdruck tiefsten Bedauerns an ihn gewandt. Hinter Dystran kamen Ranyl,
ein nach Vuldaroqs Ansicht durchschnittlicher Magier, und zwei Protektoren.
    »Meine Herren, ich muss mich für diese bescheidene Umgebung entschuldigen, doch Ihr kommt in einem Augenblick, in dem uns bessere Gemächer leider nicht zur Verfügung stehen.« Er machte eine unterwürfige Geste. Dystran warf ihm einen kalten Blick zu, bevor er zum Tisch trat und sich Berian gegenüber setzte.
    »Wir sind zum Reden gekommen, und nicht, um die Architektur und die Wandbehänge Eures Kollegs zu diskutieren«, sagte er.
    »So ist es, so ist es«, stimmte Vuldaroq mit schmalem Lächeln zu. »Berian, Tee für unsere Gäste. Mein Lord Dystran,

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