Der Bund: Dunkle Götter 2 (German Edition)
fein verästelten Nerven stellten mich jedoch vor unlösbare Schwierigkeiten. Langsam sortierte ich die losen Enden und versuchte, die passenden Gegenstücke zu finden. Doch es waren einfach zu viele. Die Furcht lähmte mich. Diesen Schaden konnte ich nicht beheben.
Ich hielt inne und konzentrierte mich auf ihr Herz, das wieder ruhiger schlug. Als ich lauschte, hörte ich tief unter uns den dumpferen Herzschlag der Erde. Es war ein tiefer, urtümlicher Laut, der gewiss schon existiert hatte, ehe irgendeiner von uns geboren worden war. Ich tastete mit dem Geist danach und rief ihn abermals an: Bitte hilf mir, ich kann dies nicht heilen. Doch auch wenn mich die Erde hörte, sie antwortete nicht. Es war dumm gewesen anzunehmen, etwas so Fremdartiges könnte bei der Heilung eines Menschenwesens mitwirken.
Ich höre dich, Mordecai , antwortete die Stimme auf einmal. Es war die Stimme der Steinfrau, auch wenn ich sie nicht mit meinen Augen sah.
Jetzt kenne ich deinen Namen , gab ich im Geiste zurück. Du bist Moira Centyr gewesen.
Ja! , antwortete sie triumphierend. Ich hatte nicht gehofft, mich noch einmal an den Namen erinnern zu dürfen.
Kannst du mir helfen? Ich weiß nicht, wie ich dies in Ordnung bringen soll.
Nein. Du musst es selbst tun, aber ich kann dir den Weg zeigen. Entspanne deinen Geist. Dein Bewusstsein kann etwas so Kompliziertes nicht heilen, du musst es fühlen. Schick dein Gefühl durch ihren Körper, und du wirst erkennen, wohin die Nerven führen müssen. Benutze das Gefühl, um alles wieder so einzurichten, wie es vorher war. Das Denken stört nur deine Bemühungen.
Ich folgte der Anleitung und tastete mich durch die Kanäle in Penelopes Wirbelsäule. Sobald ich mich entspannte, wallte etwas in mir empor, und die Gefühle strömten wieder von ihren Füßen bis zum Gehirn. Eine Ewigkeit verging, während ich neben ihr lag, im Licht badete und mich durch alle Nerven in ihrem Körper tastete. Dabei fand ich mehr Schäden, als ich anfangs bemerkt hatte, viele Dinge, die mir vorher entgangen waren. Auch dies brachte ich in Ordnung.
Endlich war ich fertig und ruhte erschöpft in ihrem Körper. Meine Sinne hatten sich verdunkelt, und ich konnte nichts mehr spüren, was sich außerhalb ihres Körpers befand. Mein Bewusstsein irrte ab, ich wollte nichts mehr als mich entspannen und schlafen. Auf einmal zog ein kühler Wind meinen Geist fort … er rief mich zu einem anderen Ort.
Hör auf! , rief Moira in meinen Gedanken. Du musst sie verlassen, du bist schon viel zu lange in ihrem Körper gewesen.
Ich bin müde. Ich weiß nicht, wie ich meinen Körper finden kann. Lass mich einfach schlafen , antwortete ich.
Benutze ihre Augen, weck sie auf!
Grollend gehorchte ich und schickte Reize in Penelopes Gehirn, um sie aus der Ohnmacht zu wecken. Zuerst war sie verwirrt, als sie mich in sich spürte. Sobald sie aber die Augen öffnete, konnten wir meinen erschlafften Körper neben ihr sehen. Einen Moment lang hielten wir das liebevolle Gefühl fest, und dann warf ich mich hinüber und suchte meinen eigenen Körper. Die Dunkelheit umfing mich. Ich wurde ohnmächtig, ohne überhaupt zu wissen, ob ich den richtigen Ort gefunden hatte oder nicht.
Allmählich wachte ich auf. Als ich die Augen öffnete, erkannte ich, dass ich mich in meinem eigenen Bett befand. Penny lag wach neben mir und sah mich an. Einige Minuten lang sprachen wir nicht und waren einfach damit zufrieden, dass der andere noch lebte.
»Ich habe dich gefühlt«, sagte sie leise. »Ich lag im Sterben, aber du wolltest mich nicht gehen lassen.«
Ein Kloß entstand in meiner Kehle. »Das konnte ich nicht.«
»Du wärst fast zusammen mit mir gestorben«, meinte sie.
»Besser das als die Alternative«, antwortete ich. »Übrigens bist du wirklich schwanger.«
»Das hast du mir doch schon gesagt.« Sie machte ein verwirrtes Gesicht. »Geht es dem Baby gut?«
»Ja, es geht ihm gut«, bestätigte ich lächelnd.
Wie immer war Penny rasch von Begriff. »Du hast mich vorher angelogen, was? Du hast gar nicht gewusst, ob ich wirklich schwanger bin.«
Ich seufzte. »Ja, aber es hat doch funktioniert, oder?«
»Manchmal bist du wirklich ein Dreckskerl.« Sie küsste mich, um ihre Einschätzung zu bekräftigen.
Ich zog mich kurz zurück. »Du solltest mir dankbar sein.«
»Ich glaube, wir sind jetzt quitt«, erwiderte sie. »Zuerst habe ich dich gerettet.«
»Nein, das meinte ich nicht. Ich habe bei deiner Heilung einige Verbesserungen
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