Der Bund: Dunkle Götter 2 (German Edition)
nächsten, aber dort wurde nur zu bestimmten Tageszeiten Essen verkauft, weil sie vor allem Bier ausschenken wollten.
Man servierte uns schwarzen Tee, ein schweres braunes Brot und gut gewürzte Würstchen. Ich griff herzhaft zu. Sobald wir den größten Teil aufgegessen hatten, wandte ich mich an Marc. »Ich glaube, so langsam bin ich satt. Jetzt kannst du mir deine Neuigkeiten berichten.«
»Die Shiggreth gehen um und haben in Sileby schon einige Leute angefallen«, berichtete er. Sileby war eine Kleinstadt in der Baronie Arundel, die ein Stück nördlich von meinen eigenen Besitzungen lag.
»Moment mal, Shiggreth?«
Rose schaltete sich ein. »Böse Handlanger der Nachtgötter. Untote Kreaturen, die die Gestalt der Menschen annehmen, die sie töten. Vor dem Großen Sturz hat Balinthor sie als Diener benutzt.« Überrascht zog ich die Augenbrauen hoch und musterte sie ausgiebig. Sie dagegen richtete die Aufmerksamkeit ungerührt auf ihren Tee. »Ich lese ja viel. Aber nie hätte ich gedacht, dass an den Geschichten tatsächlich etwas dran sein könnte.«
Bisher hatten wir Rose noch gar nichts von unseren nächtlichen Heimsuchungen erzählt. Nun nahm ich mir vor, sie öfter um Rat zu fragen. Sie verfügte über ein schier unglaubliches Wissen.
Marc fuhr fort: »Leider entspricht dies der Wahrheit. Die Shiggreth sind tatsächlich da, und sie gehen wieder um. Wenn wir sie nicht bald aufhalten, werden sie das Land überrennen.«
»Aber was genau sind sie?«, fragte Penny. Auch ich nickte, denn ich wollte unbedingt mehr über diese Wesen erfahren.
»Ich hatte vorher selbst noch nicht viel über sie gehört, aber jetzt verfüge ich über den Zugang zu einem größeren Wissensschatz«, antwortete Marc. »Die Göttin sagt mir, sie seien die Hüllen von Menschen, denen die Seele entzogen wurde. Die Körper leben in einer Art untotem Zustand weiter, während ein dunkler Geist der Leere die Herrschaft übernimmt. Ihre Berührung kann den Lebenden die Seele entziehen, und wenn sie das getan haben, erfüllt ein neuer dunkler Geist den zurückbleibenden Körper.«
»Shiggreth bedeutet auf Lycianisch ›die Gefressenen‹«, warf ich ein.
»Das wusste ich nicht«, sagte Marc, »aber es passt gut ins Bild.«
»Woher sind sie denn gekommen, Marcus?«, fragte Rose. »Den Legenden zufolge wurden sie nach dem Großen Sturz doch allesamt vernichtet.«
»Meine Herrin ist nicht sicher, denn sie kann das Wirken der anderen Götter nicht erkennen. Höchstwahrscheinlich wurden sie jedoch von einem Nachtgott erschaffen. Besonders im Lichte meiner anderen Neuigkeiten kommt eigentlich nur Mal’goroth infrage, zumal er im Augenblick in Gododdin herrscht, das an Arundel grenzt.«
»Bist du sicher, dass es die Nachtgötter gewesen sind?« Auch wenn mein Freund zum Propheten einer Lichtgöttin geworden war, sah ich keinen Grund, ihm meine Zweifel zu verschweigen.
Marc seufzte. Er wusste, dass ich seiner Göttin nicht traute. »Ich kann dich unmöglich von Millicenths gutem Willen überzeugen, da du anscheinend überhaupt keinem Gott traust, aber denk doch mal über Folgendes nach. Die Shiggreth sind wie eine Seuche. Sie verzehren jede lebende Seele, wenn wir sie nicht aufhalten. Die Lichtgötter repräsentieren das Beste der Menschheit, sie sind ein Teil von uns. Nur die Nachtgötter haben einen Grund, uns zu vernichten.«
Penny verlor die Geduld. »Was hast du sonst noch für Neuigkeiten? Gibt es Krieg? Zieht Gododdin gegen uns ins Feld?«
Marc sah sie überrascht an. »Woher weißt du das? Ich habe es selbst gerade erst von der Göttin erfahren.«
»Ich konnte es schon vor zwei Tagen sehen, war aber nicht sicher, wer es war und worum es ging«, antwortete sie. Ein Schatten legte sich über ihr Gesicht, als sie sich erinnerte, wie es enden würde. Sie suchte meinen Blick, in ihren Augen konnte ich die Verzweiflung erkennen.
Rose hatte uns neugierig beobachtet. »Du meine Güte … welche Geheimnisse heute Morgen beim Frühstück aufgedeckt werden! Was mich aber wirklich interessiert, sind die Geheimnisse, die noch niemand angesprochen hat. Ich hoffe, ihr werdet bald etwas mitteilsamer. Die Zukunft des Königreichs könnte von der Unterhaltung abhängen, die an diesem Tisch stattfindet.« Es klang zwar belustigt, und doch war klar, dass sie es ernst meinte. Sie wusste genau, dass Penny ihr nicht alles verraten hatte.
»Genug«, unterbrach ich. »Was hat dir die Göttin erzählt, Marc?«
»Gododdin plant einen Krieg gegen
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