Der Bund: Dunkle Götter 2 (German Edition)

mit ihm? Ich hielt ihn bisher immer für besonnen, aber jetzt ist er völlig aus dem Häuschen.«
    Der alte Schmied grinste. »Da kann man nichts machen, Junge. Versuch es lieber gar nicht erst.«
    Danach verbrachten sie mehrere Stunden damit, die Toten und die Leichenteile einzusammeln. Sie entdeckten, dass auch die zuckenden Brocken noch gefährlich waren, aber glücklicherweise hatte Royce genügend Zangen und Eisenstangen in der Schmiede, mit denen sie die Überreste bewegen konnten. Als sie endlich alles auf einen Haufen geschichtet hatten, holten sie noch mehr Lampenöl und etwas Totholz, um einen Scheiterhaufen zu errichten. Von den Wesen, die sie angegriffen hatten, sollte nichts mehr übrig bleiben.
    Alles in allem hatte Washbrook zwei Männer verloren. Zuerst David Tanner und dann auch noch Seth Colburn, der bei Dorians Rettung gestürzt und gestorben war, ehe man ihm beispringen konnte. Nach einer groben Schätzung hatten sie achtundzwanzig Feinde zerhackt und verbrannt. Am Ende, als sie zu verlieren drohten, waren einige der Feinde geflohen.
    Es mochte zwar ein Sieg sein, aber ein so kleines Dorf wie Washbrook konnte es sich nicht erlauben, noch mehr Einwohner zu verlieren, und die Angehörigen der Toten würden noch lange Zeit trauern.

Am nächsten Morgen stand ich früh auf, denn ich wollte mir unbedingt die anderen Bücher in der Bibliothek ansehen. Mir blieb nicht mehr viel Zeit, ehe wir nach Washbrook zurückkehrten, und dies war vermutlich die letzte Gelegenheit, einige Schriften genauer zu untersuchen … es sei denn, es gelang mir, nach der Rückkehr einen passenden Teleportkreis zu konstruieren.
    Ich durchsuchte die Regale nach Werken, die bei der Erschaffung solcher Kreise hilfreich sein mochten, und hatte tatsächlich Glück. Ein schlanker Band, auf den ich stieß, trug den Titel Ausführliche Anleitung für die Erschaffung und Wartung von Teleportationspunkten. Das schien genau das Richtige zu sein, auch wenn der Autor ein wenig eingebildet wirkte. Ich legte den Band bereit, um ihn später mitnehmen zu können.
    Nachdem ich mein erstes Ziel erreicht hatte, belohnte ich mich selbst und nahm mir etwas Zeit, um weiter in Die Geschichte Illeniels zu lesen.
    Diejenigen, die mächtig genug waren, um zur Erde zu sprechen, nannte man schließlich »Erzmagier«. Die Kräfte, die sie anwendeten, waren dem Vernehmen nach von einem solchen Ausmaß, dass ein heutiger Gelehrter nicht mehr zu entscheiden vermag, ob die Berichte der Wahrheit entsprechen. Die Lichtgötter der Menschheit waren damals noch jung und schwach, und die Magie war so verbreitet, dass sie nur wenige Anhänger fanden. Die Götter der She’har, heute die »Nachtgötter« genannt, waren zwar mächtig, der Menschheit aber nicht wohlgesinnt. Nach dem Verlust ihres Volks entfremdeten sie sich von der Welt und fielen dem Wahnsinn anheim.
    Die Magier jener Zeiten lernten die Nachtgötter fürchten und mieden auch die neuen Götter. Niemand wollte sich mit den Nachtgöttern einlassen, und nur wenige folgten den Lichtgöttern. Die Menschheit hatte ihr Schicksal selbst in der Hand. So wäre es vielleicht auch geblieben, wäre nicht ein junger Magier namens Jerod aus dem Hause Mordan seiner Gier und seinem Drang nach Macht erlegen.
    Jerod war zwar mit großen Kräften zur Welt gekommen, war jedoch nicht stark genug, um zur Erde zu sprechen. Seine Eifersucht auf die überlegenen Erzmagier führte ihn letzten Endes in den Untergang, nachdem er die ganze Menschheit verraten hatte. Damals lebten noch zwei Erzmagier, Gareth aus dem Hause Gaelyn und Moira aus dem Hause Centyr. Zu jeder Zeit in der Geschichte gab es nie mehr als zwei oder drei Erzmagier, daher erschien diese geringe Zahl nicht ungewöhnlich.
    Jerod hatte sich in Moira aus dem Geschlecht der Centyr verliebt, doch sie hatte nur Augen für einen anderen, für einen unbedeutenden Magier aus dem Hause Illeniel. Die Einzelheiten dieser unglücklichen Liebesgeschichte sind in dem darauffolgenden dunklen Zeitalter untergegangen. Wir wissen lediglich, dass Jerod den Versuchungen eines dunklen Gottes namens Balinthor verfiel. Die Verheißung, sogar noch größere Macht zu genießen als die Erzmagier, hatte den jungen Jerod verlockt. Er glaubte, mit seiner größeren Macht könne er die Erzmagierin Moira für sich gewinnen, beschwor den dunklen Gott herauf und öffnete seinen Geist für ihn.
    Ich hielt inne und dachte nach. Bis gestern hatte ich noch nie etwas von Erzmagiern gehört, und nun