Der Bund: Dunkle Götter 2 (German Edition)
warum Mutter Natur so wenig Rücksicht auf meine Stimmungen nimmt. Frauen besaßen doch angeblich ein hervorragendes Einfühlungsvermögen. Andererseits hatte ich schon lange das Gefühl, dass Mutter Natur von Natur aus ein Miststück ist.
Nach unserem Streit am Vortag hatte sich Penny etwas erholt. Sie plauderte freundlich mit Marc, was ihm sicher gelegen kam. Es war ihm noch nie leichtgefallen, längere Zeit zu schweigen. Sogar Cyhan wirkte etwas geselliger und hatte seine Antworten von einzelnen Silben auf mehrere Worte erweitert. Manchmal machte er sich sogar die Mühe, ganze Sätze zu formulieren.
Alles in allem bildete die freundliche Atmosphäre einen starken Kontrast zu meinem abweisenden Verhalten. Irgendwann ritt Marc neben mir. Allerdings dauerte es einen Augenblick, bis ich erkannte, dass er mit mir sprach.
»Was?«, fragte ich, da ich bislang nicht auf ihn geachtet hatte.
Er seufzte dramatisch. »Ich habe gefragt, ob du dich freust, wieder nach Hause zu kommen.«
»Nicht besonders«, antwortete ich. Der Gedanke an die Heimat erinnerte mich daran, dass ich mit Penny gebrochen hatte. Nachdem ich es mehr als ein Jahr mit ihr geteilt hatte, wäre mein Bett ohne sie furchtbar leer.
»Worüber brütest du denn?«, wollte er wissen.
Die Frage reizte mich zur Weißglut. Er wusste doch ganz genau, warum ich derart neben mir stand. Ebenso musste er wissen, dass eine Unterhaltung in aller Öffentlichkeit die Dinge auch nicht zum Besseren wenden konnte. »Ich habe über verschiedene Methoden nachgedacht, möglichst viele Menschen umzubringen. Wenn der Krieg unser Land heimsucht, brauche ich neue Ideen. Ich bin sicher, dass ich die Steine nicht benutzen kann, um sie einen nach dem anderen zu töten. Also brauche ich etwas, um Menschen in größeren Gruppen zu erledigen.«
»Das ist eine verdammt kranke Art und Weise, den Morgen zu verbringen«, spottete er.
»Ich würde es eher als sachdienlich bezeichnen.«
»Es wäre noch sachdienlicher, wenn du über einen Weg nachdenken würdest, dich mit Penny auszusöhnen«, gab er sofort zurück.
Die anderen lauschten aufmerksam. Auf keinen Fall wollte ich darüber reden, solange Penny zuhören konnte. »Reitet weiter.« Ich winkte ihnen. »Ich muss mit meinem Freund hier ein paar Dinge klären.«
»Klar«, sagte Cyhan. Penny tat so, als hätte sie überhaupt nichts bemerkt. Die beiden ritten unausgesetzt vorwärts, während ich mein Pferd anhielt und mich zu Marc herumdrehte.
»Du gehst also davon aus, dass ich mich mit Penny aussöhnen will«, begann ich, sobald die beiden außer Hörweite waren.
Er beäugte mich neugierig. »Lass diesen Unsinn, Mordecai. Ich bin der König des Unsinns, und wir kennen uns schon viel zu lange.«
»Ist deine Göttin besorgt, ich könnte ihre Pläne gefährden, wenn ich mich nicht mit Penny vertrage?« Es war wirklich Unfug, aber ich wollte ihn aus dem Gleichgewicht bringen.
»Der Mann, mit dem zusammen ich aufgewachsen bin, würde sich niemals so verhalten, wie du es gestern getan hast. Es sei denn, es gibt einen wirklich triftigen Grund dafür. Was du auch tust, du musst unbedingt mit jemandem sprechen. Wie willst du sonst erkennen, ob du vernünftig bist oder dir bloß etwas vormachst?« Auf meine Beleidigung ging er mit keinem Wort ein.
»Warum sollte ich einem Heimatlosen trauen, der sich in den Klauen einer Göttin befindet?«
»Weil ich dein Freund bin, verdammt!«
Irgendetwas in mir zerbrach in diesem Augenblick. »Na gut, wenn du wissen willst, was ich denke, musst du mir versprechen, dass es unter uns bleibt.«
»Das ist die erste echte Beleidigung, die du heute ausgesprochen hast«, antwortete er kühl. Zwischen uns hatte es niemals irgendwelche Vorbehalte gegeben, und er hatte zu keinem Zeitpunkt mein Vertrauen gebrochen.
»Ich werde bald sterben, Marc. Penny hatte vor einer Weile eine Vision.«
»Was? Bist du sicher?«
»Sie ist sicher, und ich glaube ihr. Das ist einer der Gründe dafür, dass ich sie nicht als Bindungsgefährtin haben wollte.«
Das Verständnis dämmerte in seinem Gesicht. Er dachte eine Weile darüber nach, ehe er weitersprach. Er brauchte nicht lange, denn er besaß einen scharfen Verstand. »Dann glaubst du also, du könntest sie bewegen, die Bindung aufzuheben, wenn du dich wie ein Arschloch benimmst?«
»Das weiß ich nicht. Entweder dies, oder ich finde selbst einen Weg, die Bindung zu beseitigen. Auf jeden Fall wird es nach meinem Tod für sie leichter sein, wenn sie nicht bis
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