Der Bund: Dunkle Götter 2 (German Edition)
Straßenrand ab. Sie bemerkte als Erste einen toten Räuber. »Mort, hier ist einer … oh! O mein Gott!« Mit angewiderter Miene wandte sie sich ab.
Sobald ich neben ihr stand, sah ich den Grund. Es war ein grässlicher Anblick. Der Kopf des Mannes erinnerte an eine geplatzte Melone. Blut und Gehirnmasse waren in alle Richtungen gespritzt. Offenbar hatte ich mehr Wucht hinter die Steingeschosse gelegt, als mir bewusst gewesen war. Wir suchten die anderen, aber bald wurde klar, dass allen das Gleiche passiert war. Sie sahen aus, als hätte ihnen ein mächtiger Hammer den Kopf zermalmt.
Irgendwann überwältigte es mich, und ich würgte. Natürlich hatte ich schon vorher viele Tote gesehen, genau genommen erst vor einem Jahr, aber dies hier war etwas anderes. Das letzte Mal hatte ich mich verzweifelt gewehrt, um zu überleben, und dann gleich nach der Schlacht das Bewusstsein verloren. Die Leichen waren entfernt worden, ehe ich eine Gelegenheit fand, sie zu betrachten. Dieses Mal lagen die Männer, die ich auf brutale Weise getötet hatte, direkt vor mir. Die Gehirnmasse auf dem Boden bewies, was ich angerichtet hatte.
Noch schlimmer, ich hatte es getan, ohne selbst wirklich in Gefahr zu schweben. Gewiss, ich hatte nicht gewusst, wie tödlich und wirkungsvoll meine Geschosse waren, aber ich hatte die Männer völlig gelassen einen nach dem anderen erledigt. Es hatte sie hinterrücks und unvermutet getroffen. Irgendwann war mein Magen leer, und ich bemerkte, dass Penny mir mitfühlend den Rücken streichelte.
»Das ist nicht deine Schuld«, sagte sie leise.
Und ob es meine Schuld war. Ich wusste, was ich getan hatte, und jetzt erkannte ich sogar noch besser, was ich vor einem Jahr getan hatte. Ich hatte mehr als hundert Männer getötet und kaum eine Sekunde lang darüber nachgedacht. Wenn ihre Vision der Wahrheit entsprach, dann würde ich es wahrscheinlich wieder und immer wieder tun. Ich richtete mich auf und spuckte aus, um den Mund zu reinigen. »Gut, dass ich dich habe.«
»Tut mir leid, dass ich es dir nicht gesagt habe, Mort. Ich dachte, du verlierst den Verstand. Ich hätte wirklich alles getan, um das zu verhindern.« Sie sah mich besorgt an.
Mehr als alles andere auf der Welt wollte ich ihre Entschuldigung annehmen und mich mit ihr aussöhnen. Ich brauchte ihre Liebe mehr denn je, aber jetzt war ich voller Selbsthass wegen der Dinge, die ich getan hatte. Es wäre so leicht gewesen, alles loszulassen. Aber ich wusste auch, dass mich der Tod holen würde, und bis dahin würde ich noch viel schlimmere Dinge tun. In mir formten sich bereits die Umrisse eines Plans … wie ich die Bindung loswerden konnte, ehe das Ende kam, um sie zu retten. Ich würde ihr keinen Gefallen tun, wenn ich ihre Liebe für mich verstärkte, nur um sie dann allein zurückzulassen.
»Das meinte ich nicht.« Ich stieß ihre Hand weg. Ihr verletzter Gesichtsausdruck war fast mehr, als ich ertragen konnte. Deshalb ließ ich sie einfach stehen, wandte mich ab und kehrte auf die Straße zurück. Erst als ich ihr den Rücken zuwandte, sagte ich wieder etwas. »Ich meine, es ist gut, dass ich dich habe, damit du mich töten kannst, falls ich mich in ein Ungeheuer verwandle.« Ohne auf sie zu warten und ohne mich umzudrehen, kehrte ich in unser Lager zurück. Ich wagte es nicht, auch nur ein weiteres Wort zu sagen.
In freundschaftlichem Ton unterhielt sich Marc mit Cyhan. Der große Krieger steckte immer noch bis zum Hals in der Erde, also blieb ihm auch kaum etwas anderes übrig. Er hätte mir leidtun können, aber Marc war ein ausgezeichneter Geschichtenerzähler. An Langeweile hatte Cyhan sicher nicht gelitten.
»Wie war es? Ist die Straße frei?«, fragte Marc.
»Jetzt schon«, antwortete ich knapp. Die Frage, ob Cyhan sich inzwischen benommen habe, schenkte ich mir und öffnete mit ein paar Worten die Erde, damit er herausklettern konnte. Ich ging davon aus, dass er vernünftig war und sich mit dem abfand, was nun einmal geschehen war, zumal wir die Situation jetzt bereinigt hatten. »Lasst uns aufbrechen. Wir haben noch einen langen Tag vor uns.«
Der große Mann betrachtete mich gründlich, als er aus dem Loch stieg. Etwas angespannt wartete ich ab, was er tun würde. »Bist du sicher, dass es klug ist, mich nach alledem herauszulassen?«, fragte er ruhig.
»Ich habe getan, was notwendig war«, antwortete ich. »Es besteht kein Grund, darum ein großes Aufhebens zu machen. Oder möchtest du lieber ins Loch zurück?« Ich
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