Der bunte Hund von Schreckenstein
Hund zog es vor, trocken zu bleiben, trabte mit ins Zimmer, sprang zielsicher auf Martins noch heruntergeklapptes Bett, sah sich die Stubenkameraden Werner, Olf und Emil an, legte sich auf den Rücken und ließ sich von allen kraulen. Mit Unterbrechungen zogen die vier sich an.
Über die kleine Treppe hinauf zum Frühstück im Eßsaal lief Bonzo bereits voraus.
„Er riecht den Kakao!“ stellte Dieter fest.
Da kam der Rex. „Was habt ihr denn für einen neuen Mitschüler?“ fragte er und schmunzelte. Doktor Waldmann und Doktor Schüler kamen dazu und streichelten den kleinen Kerl.
„Der klebt an Martin wie Kaugummi“, erläuterte Werner.
Wohlweislich hatte Martin einen Blechteller von seiner Tourenausrüstung mitgenommen. Darin rührte er anstelle des Zuckers Haferflocken-Pamps mit Kakao an.
„Mahlzeit!“ alberte Klaus, und die Ritterschaft verfolgte mit Anteilnahme, wie die Wollwurst schlabberte.
Eugen wurde das zuviel. „Schaut nicht immer dem Hund zu!“ maulte er. „Erzählt uns endlich von der schönen Amanda.“
Mücke, Martin und Ottokar besprachen sich mit dem Rex. „Um neun Uhr rufen wir Kress an. Der schläft ja immer so lang.“
Bis dahin blieb noch eine satte Stunde Zeit. Und so kam es, daß Bonzo am Mathematikunterricht bei Schießbude teilnahm. Mucksmäuschenstill lag er zu Martins Füßen und verdöste die kompliziertesten Brüche.
In der ersten Pause rannte Martin mit Bonzo zum Telefon bei der kleinen Treppe. Mücke ging ihm nach. Er wollte selber mit Kress sprechen.
„So, Bonzo, gleich heißt’s Abschied nehmen. Du mußt nach Italigen!“ alberte der Chefredakteur der Schulzeitung, während Martin die Verbindung herstellte.
Kress war gleich am Apparat. Doch auch diesmal kam Mücke mit seinen Erklärungen nicht sehr weit.
„Was?“ fragte er. „Abgereist? Gestern schon? Vergeblich gesucht… Was sind denn das für Leute, diese… Waldfrevler? — Ja gut! Wenn Sie meinen. Ende.“ Erlegte auf und beugte sich zu der Wollwurst hinunter. „Du hast noch mal Schonfrist. Wir sollen dich behalten, bis dein Herrchen sich meldet.“
Bonzo warf ihm einen Blick zu, als sei das nichts Neues für ihn. Brav trottete er mit Martin zurück, verschlief die Lateinstunde bei Doktor Schüler und nahm die Freude der Ritterschaft in der nächsten Pause huldvoll entgegen. Beim Mittagessen gehörte er bereits dazu, und so konnten die Streichmacher von Amanda erzählen. Dampfwalze und Andi gaben sich merkwürdig zugeknöpft, dafür lobten die Minis die Schönheit des Mädchens um so lauter. „Konntest du denn ihr Gesicht überhaupt erkennen, bei deiner Größe?“ fragte Pummel den kleinen Eberhard.
Auf die Frage, wie sie, genauer betrachtet, nun eigentlich aussehe, gingen die Beschreibungen weit auseinander. Von dunkelblond bis rot, von klein bis groß, von zart bis sportlich, sanft bis feurig.
„Hört sich an wie Zeugenaussagen, wenn’s an einer Kreuzung gescheppert hat!“ faßte Computergehirn Strehlau zusammen.
Nur über Amandas Augen waren sich alle einig: „So was habt ihr noch nicht gesehen!“
Die Frager guckten dumm. Wie soll man wissen, wie etwas ist, das man noch nicht gesehen hat?
Mit dem silbernen Glöckchen läutete der Rex die Schweigezeit ein; die Ritter konzentrierten sich auf die Ansage des Schulkapitäns.
Bonzo erschrak ob der plötzlichen Stille und fing zu bellen an. Martin nahm einen Radiergummi aus der Hemdtasche und steckte ihn Bonzo ins offene Maul. Sofort war Ruhe.
Am Schwarzen Brett läutete Ottokar mit der Kuhglocke und sagte an: „Heute nachmittag ist Sport für alle. Die Leichtathletikmannschaft trainiert gesondert. Es ist zwar sehr heiß, aber ihr könnt ja danach in den See springen!“
Ganz in Bonzos Sinn war die anschließende Ruhepause. Er betrachtete Martins Bett offensichtlich als sein Körbchen, drehte sich im Kreis und legte sich dann immerhin so, daß für Martin noch etwas Platz blieb. Selbstverständlich war Bonzo auch beim Sport dabei, sogar aktiv. Er setzte Duftmarken. Zuerst beim Kugelstoßring auf eine Kugel, dann auf einen Diskus und beim Weitsprung mitten in den Sand.
Über die Hecke des Prinzengartens verfolgte Mauersäge die allgemeine Ertüchtigung. Als Bonzo sich gerade anschickte, das aufgerollte Bandmaß zu besprühen, passierte es: Hasso, der gräfliche Wachhund, schoß auf ihn zu, packte ihn im Genick und beutelte ihn, daß nicht nur das kleine Hundeherz stillzustehen drohte.
Einzugreifen erschien bei der Größe des rabiaten
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