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Der bunte Hund von Schreckenstein

Der bunte Hund von Schreckenstein

Titel: Der bunte Hund von Schreckenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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Hund…“, fügte er zur Milderung noch hinzu.
    Der Vogelblick verlor an Schärfe; die Klippe schien gemeistert. Oder doch noch nicht? Die nächste Frage ließ ihn zweifeln.
    „Und wieso kommst du dann zu uns?“
    Andi zog die Schultern hoch. „Drüben weiß keiner, was man macht, wenn ein Hund gebissen worden ist.“
    Der Vogelblick begann sich zu verklären. „Wenn sich jemand mit Hunden auskennt, dann Graf Schreckenstein!“
    Mädchen grinsten. Die Vorliebe der Leiterin für den Burgherrn war bekannt.
    Andi blieb weiter bei der Wahrheit. „Drüben meinen alle, es sei nicht so schlimm.“
    „Und da bist du trotzdem losgefahren?“ Fräulein Doktor Horn sah von Andi zu Amanda, die wie angewurzelt neben ihm stand.
    „Ja!“ sagte er und riskierte ein Lächeln. „Aber das Bad hat gutgetan. Unterwegs dachte ich nämlich, mich trifft der Schlag.“
    „So sah er auch aus!“ bestätigte Fräulein Böcklmeier. Mädchen lachten; die Erleichterung war spürbar.
    Fräulein Doktor Horns Stimme wurde vollends milde.
    „Nett von dir, daß du dich so sorgst um die Kreatur. Fahr jetzt zurück! Daß heißt: Warte! Es ist doch gut, daß du zu uns gekommen bist. Komm mit auf mein Zimmer! Ich gebe dir mein großes Hundebuch. Da steht alles drin, was man machen muß in einem solchen Fall!“
    Naß wie er war, schlüpfte Andi in seine Sachen und schob unter allgemeinem Grinsen sein Rennrad neben der Leiterin den steilen Weg hinauf. Gern hätte er sich noch einmal umgedreht, unterließ es aber.
    Der Anstieg brachte sie gewaltig ins Schnaufen. Ihm konnte das nur recht sein. Was sollte er mit ihr reden? Oben angekommen, blieb sie einen Augenblick stehen. Ihr starrer Vogelblick erfaßte ihn voll, und sie fragte: „Wie findest du unsere Neue?“
    Andi schaute verzweifelt und atmete erst einmal durch. Dabei fiel ihm die richtige Antwort ein. „Das Problem haben wir ja auch manchmal. Aber es sieht so aus, als ob sie sich gut einfügt.“
    „Ich habe auch den Eindruck“, bestätigte sie. „Amanda ist nicht nur ein aufgewecktes, sondern auch ein besonders schönes Mädchen.“
    Andi nickte wie ein Fachmann, sagte aber nichts.
    Im Blümchenparadies drückte sie ihm das Buch in die Hand. „Bring es mir gelegentlich zurück.“
    Andi versprach’s und beeilte sich wegzukommen.
    Das Große Hundebuch war wirklich ein großes Buch und als solches auf einem Rennrad ohne Gepäckträger schwer zu transportieren. Er mußte es festhalten und konnte nur mit einer Hand lenken und bremsen, was die Heimfahrt erheblich verzögerte. Zumal er in Wampoldsreute noch in die Apotheke ging, um das mitzubringen, wofür er weggefahren war. Sie hatten leider kein Arnika. Das muß erst gepflückt und mit Alkohol angesetzt werden. Sie hatten nur eine Salbe, die Arnika enthalten sollte.
    Bis Andi auf der Burg eintraf, hatte die Arbeitsstunde bereits angefangen. Ihm war es recht. So mußte er keine Fragen über sich ergehen lassen. Seine Stubenkameraden schauten nur kurz auf und arbeiteten unter Silentium weiter. Das dicke Buch konnte er unbemerkt in einer Schublade seines Klappbetts verstauen, er setzte sich an seinen Tisch, doch es dauerte lange, bis er mit den Gedanken bei der Sache war.
    Nach der Arbeitsstunde brachte er Martin die Salbe. Gemeinsam schnitten sie das Fell um die Wunde aus. Der Biß ging tief, aber Bonzo hielt mustergültig still. Er hatte sich schon wieder erholt, und es gefiel ihm wohl, zwei Mann so fürsorglich um sein Wohl bemüht zu sehen. Mit dickem Salbenklecks im Nacken watschelte er zum Abendessen.
    „Ich hab genau das Richtige bekommen!“ verkündete Andi auch denen, die es nicht wissen wollten.
    „Hast dir ja auch reichlich Zeit gelassen“, meinte Werner. „Und so was nennt sich Radrennfahrer.“
    „ Montreal! “ rügte Andi. „An sich wollte ich reines Arnika. Aber dazu muß man wohl erst in die Berge fahren und es pflücken und dann in Alkohol ansetzen — das dauert gut eine Woche.“
    Seine Sachkenntnis überzeugte. Außerdem kam ihm Bonzo zu Hilfe. Unvermittelt krümmte er den Rücken.
    „Hilfe!“ rief Klaus. „Der setzt uns eine Wurst in den Eßsaal.“
    Martin schaute ziemlich dumm. „Ich… ich mach’s gleich weg.“
    „Blödmann!“ polterte Dampfwalze. „Wenn man einen Hund hat, muß man ihn auch Gassi führen. Mindestens dreimal am Tag.“

Kairo

    An diesem Abend ließ sich die Stimmung auf Schloß Rosenfels am besten mit einer Warnung aus der Elektrotechnik beschreiben: Vorsicht Hochspannung! Das

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