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Der bunte Hund von Schreckenstein

Der bunte Hund von Schreckenstein

Titel: Der bunte Hund von Schreckenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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Gesellen.“ Und mit Blick zur Wollwurst sagte sie noch: „Dell, mein Hundili!“

    Andi sah sie an. Ihr reinen Wein einzuschenken, daß die Mädchen Bonzo geklaut hatten, kam für einen Ritter nicht in Frage. Tripolis! — dachte er. Hier geht im Moment nichts mehr! Trotzdem hätte er sich beinah verplappert. Mit dem Hinweis, auf der Burg rechne man fest damit, daß er die Wollwurst wieder mitbringe.
    „Wir haben ihn auch liebgewonnen!“ sagte er statt dessen . „Aber wenn Bürgermeister Kress jetzt so entschieden hat, geht das natürlich in Ordnung. Er gehört ja weder Ihnen noch uns!“ Den Satz mußte er ihr doch noch verpassen.
    Sie schaute auch recht unwirsch, als er sich verabschiedete. Weder auf den Korridoren noch auf der Treppe begegnete ihm auch nur ein einziges Mädchen. Typisch! Das Schloß war wie verlassen. Bevor er sich auf seine Rennmaschine schwang, schaute er noch einmal zu den Fenstern hinauf und sah, wie eine rasch den Kopf zurückzog. Eine Dunkle. Vielleicht Amanda? Mit leerem Rucksack trat er in die Pedale.

New York

    Nach dem Abendessen traf sich der Ritterrat in der Folterkammer. Ottokar, Stephan und Hans-Jürgen, der Dichter, saßen in den Richtersesseln hinter dem steinernen Richtertisch, Mücke darauf mit baumelnden Beinen. Andi lehnte an dem Bock mit den Daumenschrauben, Dieter an der Eisernen Jungfrau mit ihren Stacheln im Innern. Witzbold Klaus lag auf der Streckbank, für gewöhnlich Dampfwalzes Stammplatz. Doch der hatte heute keine Ruhe. Muskelschwer tigerte er vor dem Richtertisch auf und ab.
    Alle schauten betreten drein, als Protokollführer Hans-Jürgen zusammenfaßte: „Wir können davon ausgehen, daß die Hühner Wachen aufstellen. Trotzdem wollen wir ins Zimmer von der Horn. Wahrscheinlich hat sie abgeschlossen, und der Schlüssel steckt von innen. Das Problem ist nur, Bonzo rauszuholen, ohne daß er bellt.“
    Betreten nickten die Ritter.
    Stephan nahm die Beine vom Richtertisch. „Das geht nicht mit einer Wurst. Das geht eigentlich nur mit Chloroform — und dann wär’s kein Schreckensteiner Streich mehr.“
    Sein Freund Ottokar nickte. „Was wir brauchen, ist ein Einfall. Wir müssen warten, bis er kommt.“
    Dampfwalze drehte sich auf der Stelle um wie eine Planierraupe. „Wir können die Schmach nicht auf uns sitzenlassen! Wir müssen sofort rüber. Heute nacht !“
    „Dann sag uns doch bitte, wie?“ forderte Dieter ihn auf.
    „Furchtbar einfach“, meinte Witzbold Klaus. „Dampfwalze hält die Horn fest, und Andi steckt das Spätzchen in den Rucksack.“
    „ Athen! “ Der Muskelprotz schüttelte den Kopf und deutete auf Andi. „Der hat heut’ schon genug versagt.“
    Andi trat ihm in den Weg. „Das nimmst du zurück!“
    „Ich denk nicht dran!“ schnaubte der mit Karpfenblick.
    Andi blieb ruhig und streckte ihm die Hand hin.
    „Erledigt und vergessen!“ sagte er nach der Ritterregel, einander nichts nachzutragen.
    Doch statt einzuschlagen, trat der Muskelprotz mit dem Knie gegen die dargebotene Hand und holte mit irrem Blick zu einem Schwinger aus.
    Blitzschnell duckte Andi sich weg, Dampfwalze verlor das Gleichgewicht, stolperte nach vorn, wobei seine Faust in die eiserne Daumenschraube fuhr. Um nicht zu stürzen, tat er einen Schritt und landete genau auf der zwischen den Steinfliesen eingelassenen Leiste. Der Kasten an der Wand öffnete sich, und Paule, das Skelett mit der Sense, neigte sich heraus. Mit diesem Mechanismus hatte man seinerzeit den Gefangenen zu verstehen gegeben, was ihnen blühte.
    „Aber Amanda!“ alberte Klaus, als Paule quietschend herauskam.
    Dampfwalze blieb stumm. Mit schmerzverzerrtem Gesicht hielt er die ausgerutschte Hand fest.
    „Spinnst du?“ fuhren Ottokar und Stephan das Kraftgebirge an.
    Und Andi? Für eine Sekunde stand er starr wie ein lebendes Bild. „Das Konzert!“ stieß er hervor. Drei Schritte — er riß die schwere eisenbeschlagene Tür auf und verschwand über die steile Treppe.
    „Was hat er denn?“ fragte Dieter.
    „Ich glaube, eine gute Idee!“ antwortete Schnelldenker Mücke.
    Ohne sich umzuziehen, ohne die bewährten Streichrequisiten Taschenlampe, Dietriche, Sprungseil, nur mit seinem Rucksack, trat Andi in die Pedale, trat auf der Abfahrt nach Wampoldsreute im größten Gang wie besessen mit und, nachdem er zurückgeschaltet hatte, drüben im Wiegetritt den Berg hinauf.
    Ich muß es schaffen! Ich muß es schaffen! — spornte er sich immer wieder an, um das Wahnsinnstempo zu halten.

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