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Der Canyon

Der Canyon

Titel: Der Canyon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas - Preston
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am Türgriff herum, aber das war einer von der Sorte, die man runterschieben, nicht anziehen musste, und er kämpfte damit, während er sich gleichzeitig mit der Schulter gegen die Tür stemmte. Plötzlich flog die Tür auf, er stürzte heraus, die vergessene Flasche Jim Beam flog ihm aus der Hand und zerbarst auf der Fahrbahn. Er landete unsanft neben dem Pick-up auf dem Asphalt, zu erschrocken und verwirrt, um aufzustehen.
    Eine Gestalt ragte über ihm auf, ein dunkler Umriss vor dem grellen Licht, mit einer Polizeimarke in der einen und einem Revolver in der anderen Hand. Eine Stimme herrschte ihn an: »Detective Willer, Santa Fé Police Department, keine Bewegung.«
    Eine kurze Pause entstand. Biler sah nichts außer der schwarzen Silhouette des Mannes vor dem Blitzen und Blinken der Einsatzwagen. Im Hintergrund hörte er das leicht rauschende Heulen von Elvis aus dem Pick-up: »You ain't notbin' but a hound dog …«
    Eine Sekunde verstrich, und dann schob die Gestalt ihren Revolver ins Halfter, beugte sich über ihn und starrte ihm ins Gesicht. Dann richtete der Bulle sich auf, und Biler hörte, wie er zu jemandem im Hintergrund sagte: »Wer zum Teufel ist das?«

20
    Sally kletterte den instabilen Haufen Felsen hinauf; das Streichholz zwischen die Zähne geklemmt, suchte sie mit Händen und Füßen Halt. Bei jedem Schritt spürte sie, wie die Brocken unter ihr wackelten, einige rutschten weg und polterten zu Boden. Der ganze Haufen schien zu knirschen und zu schwanken.
    Sie keuchte so heftig, dass sie das Streichholz ausblies.
    Sie tastete nach der Schachtel – nur noch ein Hölzchen war übrig. Sie beschloss, es aufzubewahren.
    »Ich komme!«, hallte die heisere Stimme durch die Stollen, die sie grotesk verzerrten. Sally kletterte weiter, tastete sich voran, und mehr Steine polterten den Haufen hinunter. Dann hörte sie über sich das tiefe Ächzen von Holz und Geröll, gefolgt von einem Schauer kleiner Steine. Ein weiterer Schritt, ein weiteres Knirschen und Rumoren. Die Decke würde einstürzen. Aber ihr blieb nichts anderes übrig.
    Sie streckte die Arme nach oben, suchte Halt, hängte sich probeweise daran und zog sich hoch. Ein weiterer Haltepunkt für die Hand, ein Halt für den Fuß. Sie bewegte sich äußerst vorsichtig und verlagerte ganz langsam das Gewicht von einem Haltepunkt zum nächsten.
    »Sally, wo biiist du?«
    Sie hörte, wie er den Stollen entlangplatschte. Sie zog sich weiter hoch und hielt sich an einem Balken fest. Vorsichtig hängte sie sich daran, um ihn zu prüfen. Er ächzte und verrutschte ein Stück, doch er schien zu halten. Sie zögerte, versuchte nicht daran zu denken, wie es wäre, hier lebendig begraben zu werden, und zog sich dann hoch. Ein weiteres Ächzen, eine Lawine kleiner Steine, und sie hatte es geschafft. Über ihrem Kopf trafen ihre forschenden Hände auf ein Gewirr von gesplittertem Holz und Geröll.
    Sie würde das letzte Streichholz anzünden müssen.
    Es schrammte an der Seite der Schachtel entlang, ein Flämmchen erwachte zum Leben. Über sich sah sie das dunkle Loch, in das sie kriechen musste. Sie hielt die Streichholzschachtel über die Flamme, bis sie Feuer fing und viel mehr Licht in die Höhle fiel, doch es reichte immer noch nicht, um zu erkennen, ob sie irgendwo hinführte.
    Sally hielt die brennende Streichholzschachtel in einer Hand und zog sich mit der anderen über den nächsten wackeligen Balken. Gleich darauf stand sie auf einem unsicheren Vorsprung am Eingang der dunklen Öffnung. Im sterbenden Licht der brennenden Streichholzschachtel sah sie, dass das Loch in einem breiten, halbmondförmigen Riss endete, der in einem Winkel von etwa dreißig Grad nach oben führte. Die Spalte schien gerade breit genug zu sein, um sich hindurchzuquetschen.
    Plötzlich krachte es unter ihr, als ein großer Steinbrocken aus der Decke brach und auf den Boden fiel. Die Flamme erlosch.
    »Da bist du ja!«
    Der Strahl der Taschenlampe durchschnitt die Dunkelheit und suchte den Geröllhaufen unter ihr ab. Sie streckte die Arme hoch, suchte sich Halt und zog sich hoch. Der Lichtstrahl glitt hierhin und dorthin. Sie kletterte rasch, ja waghalsig weiter, krabbelte aufwärts zu den zwei feuchten Steinwänden und kroch in den breiten Riss dazwischen. Der Riss führte in einem flachen Winkel aufwärts und war gerade so breit, dass sie sich hineinzwängen und darin weiterbewegen konnte, indem sie sich Zentimeter um Zentimeter vorwärts wand. Sie hatte keine Streichhölzer

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