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Der Canyon

Der Canyon

Titel: Der Canyon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas - Preston
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führte.
    »Sehen wir uns das mal an«, sagte Ford.
    Sie gingen zum Fuß der Klippe, und Tom untersuchte die alte Felsleiter. Er blickte hinauf.
    »Da werden sie uns finden, Wyman«, sagte er.
    »Uns bleibt nichts anderes übrig. Die Höhle führt vielleicht irgendwohin. Und es ist möglich, dass sie uns übersehen, wenn wir unsere Fußspuren hier unten sorgsam verwischen.«
    Tom wandte sich an Sally. »Was denkst du?«
    »Ich kann nicht mehr denken.«
    »Also gut.«
    Nachdem sie ihre Fußabdrücke so gut wie möglich hatten verschwinden lassen, stiegen sie die Felsenleiter hinauf. Der Aufstieg war nicht schwer, und nach wenigen Minuten standen sie in der Höhle. Ford hielt keuchend inne. Er würde bald an die Grenze seiner Strapazierfähigkeit stoßen und fragte sich, wie Sally und Tom sich überhaupt noch auf den Beinen hielten. Die beiden sahen furchtbar aus. So oder so, diese Höhle war das Ende ihres Weges.
    Sie hatte die Form einer hohen Kuppel, wie bei einer Kathedrale, der Boden war aus weichem Sand, und die Sandsteinwände schwangen sich gekrümmt aufwärts. Das indirekte Sonnenlicht von draußen erfüllte die Höhle mit einem rötlichen Schimmer, und es roch nach Staub und Zeit. Ein gewaltiger Felsbrocken lag am Ende dieses Saals, offenbar vor Urzeiten von der Decke herabgestürzt; er war zerfressen und rund geschliffen von kleinen Rinnsalen, wo das Wasser durch eine Reihe kleiner Spalten im Felsendach hereindrang.
    Als sie tiefer in die Höhle vordrangen, scheuchten sie eine Kolonie nistender Schwalben auf, die im Schatten über ihnen herumflatterten und schrille Schreie ausstießen.
    »Vielleicht geht die Höhle hinter diesem Felsbrocken weiter«, sagte Ford.
    Sie gingen nach hinten durch und näherten sich dem herabgestürzten Brocken.
    »Seht mal«, sagte Tom. »Fußabdrücke.«
    Der Sand war sorgfältig glatt gefegt worden, doch in der Lücke zwischen dem Felsbrocken und der Höhlenwand sahen sie Abdrücke von der Profilsohle eines Wanderstiefels.
    Sie schoben sich durch die Lücke und betraten den Teil der Höhle, der hinter dem gewaltigen Felsbrocken lag.
    Ford drehte sich um, und da war er, der gewaltige T-Rex -Kiefer und Vordergliedmaßen ragten aus dem Fels hervor. Niemand sprach ein Wort. Der Anblick war unglaublich. Die Bestie sah aus, als versuche sie verzweifelt, sich aus dem Fels zu kämpfen, sich aus ihrer steinernen Grabkammer zu befreien. Der Dinosaurier lag auf der Seite, doch die Neigung des herabgestürzten Felsens hatte ihn beinahe aufrecht gestellt, was die groteske Illusion seiner Lebendigkeit noch unterstrich. Während Ford das Fossil anstarrte, konnte er beinahe den letzten rasenden Augenblick fühlen, den die Bestie bewusst erlebt hatte.
    Schweigend traten sie näher an den Felsen heran. Auf dem Sand darunter lagen ein paar Stücke, die durch die Verwitterung von dem Fossil abgebrochen waren – unter anderem ein langer, schwarzer, säbelförmiger Zahn. Tom hob ihn auf, wog ihn in der Hand und strich mit dem Zeigefinger die bösartig gezackte Klinge entlang. Er stieß einen leisen Pfiff aus und gab den Zahn an Ford weiter.
    Schwer und kühl lag er in seiner Hand. »Unglaublich«, flüsterte er und blickte wieder zu dem gewaltigen, schweigenden Ungetüm auf.
    »Seht euch das mal an«, sagte Tom und deutete auf seltsame, offenbar von Menschenhand geschaffene Objekte, die halb im Sand vergraben waren – mehrere alte Figürchen, aus Holz geschnitzt. Er kniete sich hin, fegte mit der Hand den Sand beiseite und entdeckte darunter weitere Figuren und einen kleinen Topf voller Pfeilspitzen.
    »Opfergaben«, sagte Ford. »Das erklärt, warum die Indianer einen Pfad hierher angelegt haben. Sie haben das Monster verehrt. Kein Wunder.«
    »Was ist das?«
    Tom deutete auf einen Kreis aus Metall, der aus dem Sand hervorlugte. Er wischte den Sand weg und brachte eine verbrannte Blechdose zum Vorschein, zog sie heraus und hob den Deckel an. Darin lag ein verschlossener Plastikbeutel, der ein Bündel Briefe enthielt, in datierten Umschlägen, alle adressiert an »Robbie Weathers«. Auf dem ersten Umschlag stand: Für meine Tochter Robbie. Ich hoffe, die Geschichte gefällt Dir. Der T-Rex gehört Dir allein. In Liebe, Daddy.
    Wortlos rollte Tom die Briefe wieder zusammen und steckte sie zurück in die Dose.
    Sally, die weiter vorn in der Nähe der Lücke stand, zischte plötzlich: »Stimmen!«
    Ford starrte sie an, als habe sie ihn aus einem Traum geweckt. Die Wirklichkeit, ihre prekäre

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