Der Canyon
Schritt vor.
Masago hielt den riesigen Zahn hoch. »Sie haben ihn also gefunden. Sie wissen, wo er ist.«
»Allerdings«, erwiderte der Mönch.
»Sie sagen mir sofort, wo er ist.«
»Ich bin der Einzige, der über diese Information verfügt. Und ich sage kein Wort, ehe Sie mir nicht einige Fragen beantwortet haben.«
Masago zog seine Beretta aus dem Halfter und legte auf Ford an. »Reden Sie.«
»Sie können mich mal.«
Masago schoss, und die Kugel zischte knapp an Fords Ohr vorbei. Der Mönch zuckte nicht mit der Wimper.
Masago ließ die Waffe sinken. Der Mann würde sich nicht einschüchtern lassen – das war ihm nun klar.
»Wenn Sie mich töten, werden Sie den Dinosaurier nie finden. Niemals.«
Masago lächelte dünn. »Also schön – Sie haben eine Frage.«
»Warum wollen Sie den Dinosaurier?«
»Er enthält hochgefährliche, infektiöse Partikel, die Bio-Terroristen als Waffe einsetzen könnten.« Er sah zu, wie der Mönch diese Erklärung verdaute. Mehr würde er nicht sagen: Er wollte dem Einsatzbefehl nicht widersprechen, den er an die Männer ausgegeben hatte.
»Der Name Ihrer Abteilung?«
»Das wäre schon die zweite Frage.«
»Dann gehen Sie doch zum Teufel«, sagte der Mönch.
Masago trat blitzschnell einen Schritt vor und rammte dem Mönch die Faust in den Solarplexus; der Mann kippte in den Sand wie ein Sack Zement. Masago machte einen großen Schritt über ihn hinweg, während der Mönch hustete, sich auf die Knie wälzte und seine Hände sich krampfhaft in den Sand gruben beim vergeblichen Versuch, sich aufzurichten.
»Der Dinosaurier, Mr. Ford: Wo ist er?«
»Wasser … bitte …«
Masago hakte seine Wasserflasche aus dem Gürtel und schüttelte sie verführerisch. »Wenn ich den exakten Fundort des Dinosauriers erfahren habe.« Er schraubte den Deckel ab und beugte sich über den zitternden Mönch, der sich kaum auf Händen und Knien halten konnte.
Der Mönch explodierte wie eine zustoßende Schlange. Seine Hand flog aus dem Sand – sie hielt eine Waffe. Bevor Masago reagieren konnte, hatte Ford den linken Arm um seinen Hals geschlungen und ihn zurückgerissen. Masago spürte, wie ihm der Lauf der Waffe ins Ohr gerammt wurde, und die Arme waren ihm so auf den Rücken gedreht, dass er seine Beretta nicht erreichen konnte.
»Also«, sagte Ford und benutzte Masago wie einen Schild, als er sich an die Soldaten wandte, »dieser Mann wird uns allen jetzt erzählen, was hier wirklich los ist – oder er ist tot.«
TEIL VI
Der Schwanz des Teufels
Das Ende kam an einem gewöhnlichen Nachmittag im Juni. Hitze lag über dem Wald wie eine Decke, die Blätter hingen schlaff herab, und im Westen ballten sich Gewitterwolken zusammen.
Sie streifte jagend durch den Wald.
Durch die dichten Bäume merkte sie nichts von der plötzlichen Helligkeit im Süden. Das Licht erblühte lautlos, und ein gelbes Glühen stieg in den blassblauen Himmel auf.
Der Wald blieb stumm und wachsam.
Sechs Minuten später erbebte der Boden, und sie duckte sich tief, um das Gleichgewicht zu halten. Nach einer halben Minute ließ das Beben nach, und sie nahm ihre Jagd wieder auf.
Acht Minuten später bebte der Boden wieder, und diesmal schwankte und kippte er wie auf hoher See. Nun bemerkte sie das ungewöhnliche gelbe Leuchten, das sich weiter am südlichen Horizont ausbreitete und zwischen den gewaltigen Stämmen der Araukarien allem einen zweiten Schatten gab. Der Wald wurde heller, und sie spürte ausstrahlende Hitze an ihrer Seite, die von Süden her kam. Sie unterbrach ihre Jagd, wachsam, aber nicht beunruhigt.
Nach zwölf Minuten hörte sie ein Brausen wie von einem gewaltigen Sturm. Es steigerte sich zu einem Dröhnen, und plötzlich bogen sich die Bäume, das scharfe Knacken berstender Baumstämme hallte durch den Wald. Etwas, das weder Wind noch Geräusch oder Druck war, sondern eine Mischung aus allen dreien, warf sich mit gewaltiger Macht auf sie und schleuderte sie zu Boden, wo umherfliegende Pflanzen, Zweige, Äste und Baumstämme auf sie herabprasselten.
Sie blieb liegen, verwirrt und voller Schmerz, bis ihre Instinkte erwachten und ihr sagten, sie müsse aufstehen, aufstehen und kämpfen. Sie warf sich herum, richtete sich auf und duckte sich dem Sturm entgegen; rasend vor Zorn schnappte und brüllte sie in dem Wirbel aus Trümmern, der ihr ins Gesicht schlug.
Allmählich verebbte der Sturm und hinterließ einen völlig zerstörten Wald. Und in der Stille schwoll ein neues Geräusch an, ein
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