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Der Canyon

Der Canyon

Titel: Der Canyon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas - Preston
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da?«
    »Genau das ist die Frage. Und da ist noch etwas, das Sie nicht wissen, Hernandez. Ich habe Sylvia gebeten, mal nachzusehen, ob wir was über diesen Mönch haben. Raten Sie mal. Er war bei der CIA.«
    »Sie wollen mich wohl verarschen.«
    »Ich kenne nicht die ganze Geschichte, aber anscheinend ist er urplötzlich ausgestiegen, im Kloster erschienen, und sie haben ihn aufgenommen. Das ist dreieinhalb Jahre her.«
    »Was hat er bei der CIA gemacht?«
    »Das ist nicht rauszukriegen, Sie wissen ja, wie die bei der CIA sind. Seine Frau war auch dabei, und sie wurde bei der Ausübung ihrer Pflicht getötet. Er ist ein Held.« Willer zog noch einmal an der Zigarette, schmeckte den bitteren Filter und warf die Kippe weg. Er empfand eine seltsame Befriedigung dabei, diese unberührte Landschaft zu verschmutzen, diesen Ort, der ihm den ganzen Tag lang ins Ohr gebrüllt hatte: »Du bist niemand, du bist winzig.« Abrupt richtete er sich auf. Er hatte einen schwarzen Punkt entdeckt, der sich in mittlerer Entfernung über eine niedrige Hügelkuppe bewegte und sich von den hohen Klippen dahinter abhob. Er griff zum Fernglas und starrte hinüber. »Sieh mal einer an. Wenn man vom Teufel spricht.«
    »Broadbent?«
    »Nein. Dieser so genannte Mönch. Um seinen Hals hängt ein großes Fernglas. Genau wie ich gesagt habe: Er sucht irgendetwas. Teufel, ja – und ich würde einen Finger dafür geben, wenn ich wüsste, was das ist.«

2
    Weed Maddox trat auf die vordere Veranda seiner gemieteten Hütte, hakte einen Daumen in die Gürtelschlaufe und atmete tief den Duft der Kiefernnadeln ein, die von der Morgensonne gewärmt wurden. Er hob den Kaffeebecher an die Lippen und schlürfte laut. Er hatte lang geschlafen; es war schon fast zehn Uhr. Hinter den Wipfeln der Gelb-Kiefern konnte er die fernen Gipfel der Canjilon Mountains silbrig schimmern sehen. Er spazierte über die Veranda, wobei seine Cowboystiefel hohl auf den Holzdielen dröhnten, und blieb unter einem verzierten Schild stehen, auf dem SALOON stand. Er stupste es mit dem Zeigefinger an, so dass es an seinen rostigen Scharnieren quietschend hin und her baumelte.
    Er blickte die Hauptstraße entlang. Von dem alten CCC-Camp war nicht mehr viel erhalten; die meisten Gebäude waren zu staubigen, morschen Holzhaufen zerfallen und von Büschen und kleinen Bäumen überwuchert. Er trank seinen Kaffee aus, stellte den Becher auf das Geländer, spazierte die Holzstufen hinab und die alte Hauptstraße des Dorfes entlang. Maddox musste zugeben, dass er im Grunde seines Herzens ein Landmensch war. Er war gern allein, keine Straßen, kein Verkehr, keine hohen Gebäude und Menschenmassen. Wenn das hier vorbei war, würde er sich vielleicht sogar ein solches Anwesen kaufen. Von hier aus konnte er Hard Time weiterführen und zur Abwechslung mal ein ruhiges, friedliches Leben genießen, ab und zu ein paar Frauen zur Gesellschaft, weiter brauchte er nichts.
    Er ging die staubige Hauptstraße entlang, schob die Hände in die Taschen und pfiff vor sich hin. Am anderen Ende des Ortes verlor sich die Straße in einem überwucherten Pfad, der zur Schlucht führte. Er folgte ihm und ließ die Stiefel durch das hohe Gras zischen. Dann griff er nach einem Stock und köpfte im Vorbeigehen hochgewachsenes Unkraut.
    Zwei Minuten später stand er vor einem Schild, das mitten auf dem Pfad im Boden steckte:
    GEFAHR: UNMARKIERTE MINENSCHÄCHTE
    BETRETEN VERBOTEN
    AUFENTHALT AUF EIGENE GEFAHR
    Es war still im Wald, nur der Wind seufzte leise in den Bäumen. Maddox schob sich an dem Schild vorbei. Der Pfad stieg leicht an und folgte einem ausgetrockneten Bachbett. Nach zehn Minuten Fußmarsch erreichte Maddox eine alte Lichtung. Rechts erhob sich ein Hügel, an dem ein schmaler Weg emporführte. Er folgte dem Weg, der etwa vierhundert Meter lang parallel unterhalb der Hügelkuppe verlief und an einem halb verfallenen Schuppen endete – dem Eingang zu einem alten Minentunnel. Die Schuppentür war mit einer Kette samt Vorhängeschloss und einem weiteren »Betreten verboten«-Schild versehen, die Maddox tags zuvor selbst angebracht hatte.
    Er zog einen Schlüssel aus der Hosentasche, öffnete das Vorhängeschloss und trat in das kühle, duftende Innere.
    Eisenbahnschienen führten in ein dunkles Loch im Fels, das mit einer schweren Gittertür bewehrt war, ebenfalls mit einem Vorhängeschloss daran. Er öffnete die Gittertür, die in frisch geölten Angeln zurückschwang, sog den Geruch von feuchtem Stein

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