Der Canyon
Mistkerle! Bastarde! Ich bring euch alle um, ich reiß euch die Gedärme aus dem Leib!«
Urplötzlich hörte er auf und blieb keuchend stehen. Er holte ein Handtuch aus dem Rucksack, trocknete sich den Schweiß von Brust und Schultern, tupfte sich das Gesicht ab, strich sich das Haar glatt und kämmte es mit den Fingern zurück. Er hob sein Hemd auf, schlüpfte hinein und ließ die Rückenmuskeln spielen.
Maddox gestattete sich ein Grinsen. Niemand würde aus seinem Gefängnis ausbrechen. Niemand.
3
Wyman Ford klopfte den Staub von seiner Kutte und setzte sich auf den umgestürzten Baumstamm einer alten Kiefer. Er war vom Kloster aus fast dreißig Kilometer weit gewandert und hatte die luftigen Höhen des Navajo Rim erreicht, eines großen, langen Tafelbergs, der sich über viele Kilometer am südlichen Rand der Echo Badlands entlangzog. Weit hinter ihm lagen die zinnoberroten Canyons von Ghost Ranch, und der Blick nach Nordwesten wurde von den schneebedeckten Gipfeln der Canjilon Mountains eingerahmt.
Ford holte vier topographische Karten der U.S. Geological Survey aus seinem Rucksack, faltete sie auf, legte sie nebeneinander auf den Boden und beschwerte die Ecken mit Steinen. Er nahm sich einen Moment Zeit, um sich zurechtzufinden und im Geiste diverse Orientierungspunkte der Umgebung mit den Darstellungen auf den Karten zu verbinden. Mit dem Fernglas suchte er die Echo Badlands ab und hielt Ausschau nach einer Felsformation, die jener auf dem Computerbild ähnelte. Wenn er etwas Vielversprechendes entdeckte, markierte er die Stelle mit einem roten Buntstift auf der Karte. Nach fünfzehn Minuten ließ er das Fernglas sinken, ermutigt von dem, was er vor sich sah. Er hatte noch keine genaue Übereinstimmung gefunden, doch je länger er sich die endlosen Canyons anschaute, die sich kreuz und quer durch die Echo Badlands zogen, umso mehr war er davon überzeugt, dass die Formation, die den T-Rex enthielt, sich irgendwo hier befinden musste. Die Kuppelform des Felsens auf der Darstellung schien typisch für die Formationen zu sein, die er von seinem Aussichtspunkt aus erkennen konnte. Das Problem war, dass ihm oft Mesas oder hohe Ränder von Schluchten den Blick versperrten. Obendrein zeigte das Computerbild nur einen zweidimensionalen Querschnitt des Felsens. Daraus ließ sich nicht schließen, wie die Formation aus einem anderen Blickwinkel aussehen könnte.
Wieder hob er das Fernglas an die Augen und suchte weiter, bis er alles erkundet hatte, was er von hier aus sehen konnte. Es war Zeit, zu einer Stelle weiterzuziehen, die er auf der Karte als Aussichtspunkt 2 markiert hatte, eine kleine Spitzkuppe am anderen Ende des Navajo Rim, die wie ein amputierter Daumen aus der Hochebene ragte. Es war ein weiter Fußmarsch, aber sicher die Mühe wert. Von dort aus würde er fast die gesamten Badlands überblicken können.
Er griff nach seiner Wasserflasche, schüttelte sie und schätzte, dass sie noch immer gut zur Hälfte gefüllt war. Er hatte eine zweite, volle Flasche im Rucksack. Wenn er ein bisschen aufpasste, würde er mit dem Wasser keine Schwierigkeiten haben.
Er trank einen kleinen Schluck und machte sich auf den Weg, am Rand des Navajo Rim entlang.
Im Gehen verfiel er in einen angenehmen Tagtraum, ausgelöst durch die körperliche Anstrengung. Er hatte dem Abt erzählt, dass er ein wenig kontemplative Zeit allein in der Wüste verbringen wolle, und versprochen, bis zur Terz am folgenden Tag wieder im Kloster zu sein. Dazu war er jetzt schon zu weit gelaufen, und wenn er noch in die Badlands ging, würde er frühestens in zwei Tagen zurückkommen. Den Abt würde das nicht stören – er war daran gewöhnt, dass Ford sich auf spiritueller Suche in die Wüste zurückzog. Aber diesmal hatte Ford das unbestimmte Gefühl, dass er etwas Falsches tat. Er hatte den Abt in die Irre geführt, was den Grund für diesen Ausflug anging; dass er betete, fastete und sich keinerlei Bequemlichkeit gönnte, solange er in der Wüste war, machte dies noch lange nicht zu einer spirituellen Suche. Ihm wurde klar, dass er sich von der Spannung hatte mitreißen lassen, von dem Geheimnis, der Aufregung, einen Dinosaurier zu finden. Im Kloster hatte er die Gabe der Selbstreflexion gelernt, etwas, worauf er noch nie scharf gewesen war, doch nun setzte er seine Fähigkeiten ein, um seine Motive zu hinterfragen. Warum tat er das hier? Es ging ihm nicht darum, den Dinosaurier zum Wohle des amerikanischen Volkes zu entdecken, so gern
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