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Der Canyon

Der Canyon

Titel: Der Canyon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas - Preston
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und muffiger Erde ein und leuchtete dann mit der Taschenlampe in den Gang. Er betrat den Schacht und bahnte sich vorsichtig einen Weg über alte Eisenbahnschwellen und große Pfützen. Der Gang war in den Felsen hineingegraben worden, und hier und da, wo der Fels brüchig war, hatte man die Decke mit gewaltigen Balken abgestützt.
    Nach gut dreißig Metern bog der Schacht nach links ab. Maddox umrundete die Ecke, und seine Taschenlampe beleuchtete eine Gabelung. Er nahm die linke Abzweigung, die an einer senkrechten Felswand endete. Vor dieser Wand hatte Maddox einen Verschlag aus Balken gebaut, der in der Verschalung des Schachts verankert war, und so eine kleine Gefängniszelle geschaffen. Er trat an die Holzwand und versetzte ihr einen stolzen Schlag. Solide wie ein Fels. Er hatte gestern Mittag damit begonnen und bis Mitternacht daran gearbeitet, zwölf Stunden ununterbrochener Schwerstarbeit.
    Er schlüpfte durch die noch nicht fertig bearbeitete Öffnung in einen kleinen Raum, dessen Rückwand aus dem Ende der Sackgasse bestand. Er nahm eine Kerosinlampe von einem Haken, hob den Glaszylinder hoch, zündete die Lampe an und hängte sie an einen Nagel. Das freundliche, gelbe Licht erhellte den Raum, der etwa zwei Meter fünfzig mal drei Meter groß war. Gar nicht übel, dachte Maddox. In eine Ecke hatte er eine Matratze gelegt, fix und fertig mit einem frischen Betttuch bezogen. Daneben standen eine alte hölzerne Kabelrolle als Tisch, einige Stühle, die er aus einer der verfallenen Hütten geholt hatte, ein Pferdeeimer fürs Trinkwasser, ein weiterer Eimer als Toilette. Im Gestein der Rückwand hatte er vier dicke Ringschrauben verankert, und an jeder hing eine Kette mit Schelle aus gehärtetem Stahl – zwei für die Hände, zwei für die Füße.
    Maddox blieb noch einen Moment stehen, um sein Werk zu bewundern, und staunte wieder einmal darüber, welches Glück er gehabt hatte, einen solchen Ort zu finden. Der Tunnel war nicht nur perfekt für sein Vorhaben, er hatte obendrein fast das gesamte Holz dafür hier gefunden, alte Balken und Bretter, die in einem Lager weiter hinten in der Mine die Jahre gut überstanden hatten.
    Er schüttelte seine angenehmen Träume ab und betrachtete seine grobe mechanische Skizze, die auf einem Fass lag und von der Feuchtigkeit bereits wellig geworden war. Er strich sie glatt, beschwerte die Ecken mit Schrauben und studierte die Zeichnung. Noch ein paar Balken, und er wäre fertig. Anstelle einer Tür, die eine Schwachstelle gebildet hätte, würde er drei Balken vor der Öffnung befestigen – eine einfache, solide und sichere Lösung. Er würde ja höchstens ein paar Mal hineingehen müssen.
    In der Höhle war es warm und feucht. Maddox streifte sein Hemd ab und warf es auf die Matratze. Er reckte den muskulösen Oberkörper, machte ein paar Dehnübungen, griff dann nach seiner Profi-Bohrmaschine und setzte einen frischen Akku ein. Er trat zu dem Haufen alter Balken, überprüfte ein paar mit dem Schraubenzieher, bis er einen guten gefunden hatte, vermaß ihn, markierte die richtige Stelle mit dem Bleistift und setzte den Bohrer an. Das Heulen des Makita-Bohrers hallte in der Höhle wider, und der Geruch von altem, feuchtem Holz stieg ihm in die Nase, als sich lange braune Eichenspäne aus dem Bohrloch hervorkräuselten. Als er durch war, packte er den Balken, stemmte ihn hoch und brachte ihn in Position. Nachdem er ihn mit einem Nagel vorläufig befestigt hatte, bohrte er ein passendes Loch in den fest verankerten Balken dahinter, schob einen 45 Zentimeter langen Bolzen durch und befestigte ihn mit einer Sechskantmutter, die er mit dem Steckschlüssel so hart anzog, dass sie einen guten halben Zentimeter tief im Holz versank.
    Niemand, ganz gleich, wie verzweifelt diese Person sein mochte, würde diesen Balken lösen.
    Nach einer Stunde war Maddox mit allem fertig, bis auf die Türöffnung. Die drei Balken, mit denen er die Öffnung versperren wollte, lagen daneben gestapelt, vorgebohrt und einsatzbereit.
    Maddox ging an der fertigen Gitterwand aus Holzbalken entlang und streichelte jeden einzelnen. Dann stieß er einen Schrei aus, packte mit seinen gewaltigen Händen einen Balken und rüttelte aus Leibeskräften daran, trat dann zurück und stieß von der Seite dagegen, brüllte, schrie, fluchte und warf sich immer wieder mit der Schulter gegen die Wand. Er drehte sich um, packte den Holztisch und schleuderte ihn ein paar Mal an die Balken, während er kreischte: »Ihr

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