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Der Canyon

Der Canyon

Titel: Der Canyon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas - Preston
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Körper noch größeren Gehirn als der T-Rex.
    Sie war ein Gewohnheitstier. Während der Regenzeit, wenn die Flüsse und Sümpfe über die Ufer traten, zog sie westwärts in die höher gelegenen Vorgebirge. In der Trockenzeit, nach der Paarung, wanderte sie manchmal zu einer sandigen Hügelkette im Windschatten eines erloschenen Vulkans, um dort ein Nest zu bauen und ihre Eier abzulegen. Wenn die Trockenzeit begann, kehrte sie jedoch meistens wieder in ihr Jagdrevier in den großen Wäldern am urzeitlichen Binnenmeer zurück.
    Das Klima war heiß und feucht. Es gab keine polaren Eiskappen, keine Gletscher – die Erde befand sich in einem der heißesten Klimazyklen ihrer gesamten Geschichte. Die Meeresspiegel waren noch nie so hoch gewesen. Binnenmeere bedeckten große Teile der Kontinente. Gewaltige Reptilien beherrschten Luft, Land und Wasser, und das seit zweihundert Millionen Jahren. Die Dinosaurier waren die erfolgreichsten tierischen Lebewesen, die sich auf dem Planeten Erde jemals entwickelt hatten. Säugetiere hatten fast hundert Millionen Jahre lang mit den Dinosauriern koexistiert, doch sie hatten es nie weit gebracht. Das größte Säugetier im Zeitalter der Dinosaurier war gerade mal so groß wie ein Brotkasten. Fast alle biologischen Nischen waren fest in der Hand von Reptilien.
    Sie besetzte die alleroberste Nische. Sie regierte die Spitze der Nahrungskette. Sie war die größte biologische Killermaschine auf Erden.

1
    Die Morgensonne brannte auf die Mesas herab und erstickte das Land. Jimmie Willer blieb im Schatten eines Wacholders stehen und setzte sich auf einen Felsbrocken. Hernandez ließ sich neben ihm nieder; sein rundes Gesicht war schweißnass. Willer holte eine Thermoskanne aus seinem Rucksack, schenkte Hernandez und sich selbst Kaffee ein und zog eine Marlboro aus der Packung. Wheatley war mit den Hunden weitergegangen, und er beobachtete, wie die Gruppe sich langsam über den kahlen Tafelberg bewegte.
    »Eine Affenhitze, was?«
    »Ja«, sagte Hernandez.
    Willer nahm einen tiefen Zug und ließ den Blick über die endlose Landschaft aus orangeroten Canyons, Felskuppeln, steinernen Nadeln, Bergrücken, Kuppen und Mesas schweifen – dreihunderttausend Morgen, verdammt aussichtslos, wenn er es recht bedachte. Er kniff gegen die grelle Sonne die Augen zusammen. Der Leichnam könnte am Boden einer von Hunderten Schluchten vergraben sein, in Gott weiß wie vielen Höhlen und Nischen, unter einem Haufen Geröll oder in irgendeiner Felsspalte versteckt sein.
    »Ein Jammer, dass Wheatley die Spur nicht gleich aufgenommen hat, als sie noch frisch war«, bemerkte Hernandez.
    »Das können Sie laut sagen.«
    Ein kleines Flugzeug dröhnte über ihnen am Himmel – die Drogenbehörde auf der Suche nach Marihuana.
    Wheatley erschien auf der Anhöhe gegenüber. Er quälte sich mit vier über die Schulter geschlungenen Feldflaschen einen langen, glatt erodierten Felsen hinauf, der in der Hitze schimmerte. Seine beiden Bluthunde hatte er abgeleint, und sie trotteten mit hängenden Zungen vor ihm her, die Nasen am Boden.
    »Ich wette, Wheatley ärgert sich schwarz«, sagte Willer. »Jetzt muss er Wasser für sich und für seine Hunde mitschleppen.«
    Hernandez lachte leise. »Und, was denken Sie? Irgendwelche Theorien?«
    »Zuerst dachte ich, es ginge um Drogen. Aber inzwischen glaube ich an etwas Größeres. Irgendwas geht hier draußen vor, und sowohl Broadbent als auch dieser Mönch sind darin verwickelt.« Willer inhalierte noch einmal, schnippte die Asche von der Spitze und sah zu, wie sie über den nackten Fels rollte.
    »Zum Beispiel?«
    »Ich weiß nicht. Die suchen nach irgendwas. Denken Sie mal drüber nach. Broadbent behauptet, er würde oft hier oben herumreiten, nur so zum ›Vergnügen‹. Sehen Sie sich doch nur diesen Mist an. Würden Sie hier zum Vergnügen herumreiten?«
    »Todsicher nicht.«
    »Und dann stolpert er ganz zufällig über diesen Schatzsucher, kurz nachdem jemand auf ihn geschossen hat. Es ist Sonnenuntergang, er ist zwölf Kilometer von der nächsten Straße entfernt mitten im Nirgendwo … Zufall? Das kann glauben, wer will.«
    »Glauben Sie, Broadbent hat selbst geschossen?«
    »Nein. Aber er steckt da mit drin. Er verheimlicht uns was. Und dann, zwei Tage nach dem Mord, besucht er auf einmal diesen Mönch, Wyman Ford. Ich habe den Kerl überprüft, anscheinend wandert er auch kreuz und quer in der Wüste herum, verschwindet tagelang.«
    »Ja, und was suchen die

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