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Der Canyon

Der Canyon

Titel: Der Canyon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas - Preston
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gen Himmel.
    »Ich habe mit einigen seiner Kunden gesprochen, und sowohl bei den schicken Reitertypen als auch bei den eingesessenen Ranchern hat er einen guten Ruf. Die Frau gibt Kindern Reitunterricht.«
    »Vorstrafen?«
    »Abgesehen von ein paar Jugendsünden ist der Mann sauber. «
    »McBride?«
    »Sauber.«
    »Erzählen Sie mir von diesen ›Jugendsünden‹.«
    »Die Akten sind unter Verschluss, aber Sie wissen ja, wie das ist. Also, was haben wir hier … Ein dummer Streich, bei dem es um eine Wagenladung Mist und den Rektor seiner Highschool ging …« Er blätterte einige Unterlagen durch. »Hat sich ein fremdes Pferd für einen Ausritt geborgt, ohne vorher um Erlaubnis zu bitten … und einem Kerl bei einer Prügelei die Nase gebrochen.«
    »Und die Brüder?«
    »Philip wohnt in New York City, Kurator am Metropolitan Museum of Art, nichts Ungewöhnliches. Vernon hat gerade eine Juristin und Umweltaktivistin geheiratet, wohnt als Hausmann in Connecticut und zieht das Baby groß, während die Frau arbeiten geht. War vor einer Weile in finanziellen Schwierigkeiten, aber seit der Erbschaft ist alles in Ordnung.«
    »Wie viel haben sie bekommen?«
    »Jeder von ihnen offenbar um die neunzig Millionen nach Abzug aller Steuern.«
    Willer schürzte die Lippen. »Da fragt man sich doch … was auch immer dieser Kerl in den Mesas sucht, es kann ihm nicht ums Geld gehen, oder?«
    »Ich weiß nicht, Lieutenant. Man sieht doch dauernd irgendwelche millionenschweren Wirtschaftsbosse, die wegen ein paar Tausend mehr eine Haftstrafe riskieren. Das ist krankhaft.«
    »Stimmt.« Willer nickte, überrascht ob Hernandez' Erkenntnis. »Aber dieser Broadbent scheint mir nicht so ein Typ zu sein. Er protzt nicht mit seinem Geld. Er arbeitet, obwohl er es gar nicht nötig hätte. Ich meine, das ist ein Mann, der um zwei Uhr morgens aufsteht, um einer Kuh den Arm in den Arsch zu schieben und dafür vierzig Dollar zu berechnen. Da fehlt noch irgendwas, Hernandez.«
    »Da haben Sie verdammt Recht.«
    »Was gibt's Neues über unsere Leiche?«
    »Noch nicht identifiziert. Wir brauchen das volle Programm, zahnärztlicher Befund, Fingerabdrücke und so weiter. Es wird eine Weile dauern, das alles abzugleichen.«
    »Der Mönch? Haben Sie auch nach dem geschaut?«
    »Ja. Interessante Geschichte. Sohn von Admiral John Mortimer Ford, Untersekretär der Navy unter Eisenhower. Hat in Andover und Harvard studiert, Abschluss in Anthropologie, summa cum laude. Ist dann ans MIT und hat in Kybernetik promoviert, was auch immer das sein mag. Hat seine Frau kennen gelernt und geheiratet, beide sind zur CIA gegangen – und dann nichts mehr, genau wie Sie's mir vorher gesagt haben. Diese Typen halten wirklich alles über ihre Leute unter Verschluss. Er hat als eine Art Agent gearbeitet, irgendwas mit Dechiffrierung und Computern, seine Frau wurde in Kambodscha ermordet. Hat alles hingeschmissen und ist ins Kloster gegangen. Der Kerl hat einfach alles stehen und liegen lassen, ein Haus, das eine Million wert ist, fette Bankkonten, eine Garage voller antiker Jaguars … Unglaublich.«
    Willer brummte. Das reimte sich einfach nicht zusammen. Er fragte sich, ob er Broadbent und diesen Mönch zu Recht verdächtigte – das klang alles so aufrecht und sauber. Dennoch war er sicher, dass die beiden irgendwie, auf irgendeine Weise, bis zum Hals in der Sache drinsteckten.

11
    Es war mitten am Nachmittag, als Tom auf den Parkplatz des Silver-Strike-Einkaufszentrums einbog, das in einem Meer schäbiger Vorstadthäuser am Rande von Tucson lag. Er parkte seinen Mietwagen und ging über den klebrigen Asphalt zum Haupteingang. Drinnen sorgte die Klimaanlage für beinahe arktische Kälte. Das Geschäft namens Fossil Connection lag am weniger schicken hintersten Ende des Einkaufszentrums, wo Tom eine überraschend bescheidene Ladenfront vorfand, mit nur wenigen Fossilien in einem weiß getünchten Schaufenster. Auf einem Schild an der Tür stand: »Großhandel. Kein Privatverkauf.«
    Die Tür war verschlossen. Er klingelte, die Tür gab ein Klicken von sich, und er trat ein.
    Es sah eher nach einer Anwaltskanzlei aus als nach dem größten Fossilienhändler im ganzen Westen. Der Raum war mit beigefarbenem Teppich ausgelegt, an den Wänden hingen motivierende Poster über Unternehmergeist und Kundendienst. Zwei Sekretärinnen arbeiteten an Schreibtischen zu beiden Seiten eines Wartebereichs mit zwei graubraunen Sesseln und einem Couchtisch in Glas und Chrom. Ein paar

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