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Der Canyon

Der Canyon

Titel: Der Canyon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas - Preston
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anderen voller Schachteln mit den seltsam aussehenden, eingerollten Ammonitenschalen. Er blieb stehen, griff in eine Schachtel und holte ein Exemplar heraus. »Diese sind recht durchschnittlich, zwei Dollar pro Pfund, nicht präpariert, auf Matrix. Da drüben haben wir ein paar mit Pyrit, und hier sind ein paar sehr schöne Stücke in Achat. Die kosten natürlich mehr.«
    Er ging weiter. »Falls Sie sich für Insekten interessieren, ich habe gerade ein paar sehr schöne Spinnen aus dem Nko-mi-Schieferbruch in Namibia rein bekommen. Und eine neue Lieferung Krabben aus Heinigen, Deutschland – die ziehen inzwischen richtig an, wir erzielen zwei–, dreihundert Dollar pro Stück. Zu Achat mineralisiertes Holz – das verkaufen wir pfundweise. Gut für die Trommel geeignet. Haarsterne, Konkretionen mit Farnen. Koprolithen – finden Kinder ganz toll. Wir haben alles – und unsere Preise sind unschlagbar.«
    Tom folgte ihm. Beezon blieb stehen und holte eine Konkretion aus dem Regal. »Eine Menge von denen sind noch nicht mal gespalten. Man kann sie auch so verkaufen und dem Kunden das Spalten selbst überlassen. Kinder kaufen gern drei oder vier davon. Meistens steckt ein Farn oder ein Blatt drin. Manchmal aber auch ein Knochen oder ein Kiefer – ich habe sogar schon von einigen gehört, in denen Säugetierschädel gefunden wurden. Das ist wie ein Glücksspiel. Hier …« Er reichte Tom ein solches Stück Gestein und nahm dann einen Steinhammer von einem Amboss. »Nur zu – spalten Sie ihn.«
    Tom ergriff den Hammer, dachte an die Rolle, die er zu spielen hatte, befühlte das Fossil mit Kennermiene, bevor er es auf den Amboss legte.
    »Benutzen Sie das andere Ende, den Meißel.«
    »Ja, natürlich.« Tom drehte den Hammer um und ließ ihn auf die Konkretion niedersausen. Der Stein brach auseinander und enthüllte ein einzelnes Blatt eines fossilen Farns.
    Er blickte auf und stellte fest, dass Beezon ihn nachdenklich musterte.
    »Was haben Sie denn an, äh, hochwertigerem Material zu bieten?«, fragte Tom.
    Beezon trat stumm an eine verschlossene Metalltür und führte ihn in einen kleineren, fensterlosen Raum. »Hier bewahren wir die guten Sachen auf – Wirbeltier-Fossilien, Mammut-Elfenbein, Dinosauriereier. Erst heute habe ich eine neue Ladung Hadrosauriereier aus Hunan reinbekommen, die Schalen sind zu mindestens sechzig Prozent intakt. Ich verkaufe sie für eins fünfzig pro Stück. Sie könnten vier–, fünfhundert dafür bekommen.« Er schloss einen Schrank auf, hob ein versteinertes Ei aus einem Nest zerknüllter Zeitungen und hielt es hoch. Tom nahm es, sah es sich genau an, gab es ihm zurück und wischte sich dann umständlich mit einem seidenen Taschentuch den Staub von den Händen. Der kleine Tick entging Beezon keineswegs.
    »Mindestbestellung ein Dutzend Stück.« Er ging weiter, trat an eine lange, sargartige Metalltruhe, schloss sie auf und enthüllte einen unregelmäßig geformten Gipsklumpen, etwa neunzig mal hundertzwanzig Zentimeter groß. »Hier haben wir eine echte Schönheit, einen Struthiomimus, vierzig Prozent erhalten, der Schädel fehlt. Ist gerade aus South Dakota angekommen. Legal, vollkommen legal, stammt vom Privatland eines Ranchers. Noch eingegossen und auf Matrix, muss präpariert werden.« Er warf Tom einen viel sagenden Blick zu. »Alles, womit wir hier handeln, ist legal, die Dokumente sind beglaubigt und tragen die Unterschrift des jeweiligen Landeigentümers.« Er machte eine kurze Pause. »Was genau suchen Sie eigentlich, Mr. Broadbent?« Er lächelte jetzt nicht mehr.
    »Das habe ich Ihnen doch gesagt.« Die Sache lief genau so, wie er es sich erhofft hatte: Beezon hatte Verdacht geschöpft.
    Beezon beugte sich vor und sagte leise: »Sie sind kein Fossilienhändler.« Sein Blick huschte einmal mehr über den teuren Anzug. »Was sind Sie, FBI-Agent?«
    Tom schüttelte den Kopf und setzte ein verlegenes, schuldbewusstes Lächeln auf. »Sie haben mich durchschaut, Mr. Beezon. Gratuliere. Sie haben Recht, ich bin kein Fossilienhändler. Aber ich bin auch nicht vom FBI.«
    Beezon starrte ihn unverwandt an, die aufgesetzte Jovialität war verschwunden. »Was dann?«
    »Ich bin Investment-Banker.«
    »Was zum Teufel wollen Sie von mir?«
    »Ich arbeite für einen kleinen, exklusiven Kundenkreis in Südostasien – Singapur und Südkorea. Wir investieren das Geld unserer Klienten. Manchmal suchen unsere Kunden nach exotischen Anlageformen – Gemälde, Goldminen, Rennpferde,

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