Der Cartoonist
eiskalte Strömung am Grunde des Sees denken
und an die Algen, die ihn dort unten wie Leichentücher umfangen hatten - als
sei er in Atlantis gelandet.
Gleich darauf
griff er wieder zum Telefon und wählte die Auskunft in Massachusetts an, wo ein
Mann mit scharfer, nasaler Stimme abnahm. »Auskunft, bitte nennen Sie mir den
gewünschten Ort .«
»Boston. Die
Polizei.«
»Die
Bereitschaftspolizei?«
»Ja.«
Es summte kurz
in der Leitung. Dann meldete sich eine Stimme vom Tonband, diesmal eine
weibliche, und sagte die Nummer an. Als sie die Ansage wiederholte, legte Scott
auf. Er hatte die Nummer der Polizei fast schon eingegeben, drückte jedoch kurz
entschlossen auf die Trenntaste. Was, zum Teufel, sollte er diesen Leuten
erzählen? Plötzlich kam er sich leicht verrückt vor.
Entschuldigen
Sie, Herr Wachtmeister, aber ich bin ein Seelenklempner aus Kanada und weiß aus
verlässlicher Quelle, dass meine
Frau und
meine Tochter in Lebensgefahr sind. Aus welcher Quelle? Also gut: Um ehrlich zu
sein, von diesem hundert Jahre alten Zeichner, denn er hat gewisse Bilder
fabriziert, wissen Sie, und, na ja ... Vertrauen Sie mir einfach, ja? Die
beiden sind in einem pechschwarzen Turbo der Marke Volvo unterwegs - netter
Wagen, der wird Ihnen gefallen, wenn Sie ihn finden, und das hoffe ich doch.
Sie müssen jetzt irgendwo in Neuengland sein.
Scott holte
tief Luft und versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Was er der Polizei auch
erzählte, es musste überzeugend klingen. Und so dringlich, dass es sie
veranlasste, nach dem Wagen zu suchen. Vielleicht konnte er behaupten, das Auto
sei ihm gestohlen worden ... Aber woher hätte er dann wissen sollen, wo die
Diebe hingefahren waren? Oder er konnte sagen, die Fahrerin sei schwer
psychotisch und aus einer Klinik abgehauen. Außerdem habe sie ein Kind entführt
und sei jetzt auf dem Weg nach Boston, um dort eine reiche Tante umzubringen ...
Mein Gott, es
war so schwer, irgendeinen klaren Gedanken zu fassen. Das deutliche Bild
zerschmetterter Körper und eingedrückten Metalls ließ bei ihm alle Sicherungen
durchbrennen und hinderte ihn daran.
Er drehte die
Zeichnungen um, schloss die Augen und lehnte sich zurück. Gleich darauf beugte
er sich wieder vor und griff erneut zum Telefon.
»Gerry«, sagte
er laut in die Stille hinein, die in seinem Büro nach Dienstschluss herrschte.
Er wählte die Nummer der Polizeidienststelle in Ottawa. Nach zweimaligem Läuten
nahm jemand ab.
»Polizei
Ottawa, Sergeant Gennings am Apparat.«
»Hier ist
Doktor Bowman .« Scotts Stimme schwankte. »Können Sie
mir sagen, ob Gerry St. Georges heute Abend Dienst hat ?«
»Einen
Augenblick, bitte .«
Scott fasste
Hoffnung. Gerry war ein Freund, ein guter
Freund. Falles
es irgendeine Möglichkeit gab, die Polizei in den Vereinigten Staaten
einzuschalten und sich ihre Unterstützung zu sichern, würde Gerry es wissen -
und nicht allzu viele Fragen stellen. Gegenwärtig fühlte sich Scott nicht in
der Lage, seine Gründe irgendjemandem darzulegen, nicht einmal Gerry.
»St. Georges«,
meldete sich Gerry laut und munter.
»Gerry, ich
bin's, Scott .«
»Scott, du
treulose Tomate, wo hast du denn gesteckt? Ich ...«
»Hör mal,
Gerry, ich brauch deine Hilfe .«
»Klar doch,
Mann. Um was geht's denn ?«
»Krista und
Kath sind irgendwo in Neuengland unterwegs, mit dem Volvo. Ich muss sie
dringend erreichen. Ich glaube, sie sind in Gefahr, Gerry ... ernsthaft in
Gefahr. Ich weiß nicht genau, wo sie jetzt stecken, aber sie fahren nach
Boston, also müssten sie inzwischen zumindest schon in Maine sein. Besteht
irgendwie die Möglichkeit, dass du die Polizei dort einschaltest, damit sie den
Wagen sucht und anhält ?«
»Meine Güte,
ganz schön viel verlangt, Kumpel. Welche Gefahr besteht denn überhaupt ?«
»Stell bitte
keine Fragen, Gerry, verlass dich einfach auf mein Wort, ja ?«
»In Ordnung«,
erwiderte Gerry nach kurzem Zögern. »Werd sehen, was ich tun kann. Hast du irgendeine
Idee, welche Straße sie genommen haben könnten ?«
»Letztes Mal
haben wir erst die 302 genommen und danach die Interstate 95 bis nach Boston .«
»Naja, wenn Krista
sich an die Hauptverkehrsstraßen hält, müsste sie eigentlich leicht zu finden
sein. Ist sie ein Gewohnheitstier ?«
»Nein«,
erklärte Scott ohne zu zögern.
»Soll ich dich
zu Hause anrufen ?« , fragte Gerry.
»Ja, ich fahr
gleich heim .« Was sollte Scott auch anderes tun.
14
Auf der
letzten Strecke vor dem Haus begann der Chevette zu
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