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Der Cartoonist

Der Cartoonist

Titel: Der Cartoonist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Costello
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war in den unteren
Marmorstein eingeritzt. Das Mondlicht fiel auf eine grässliche Hand im
Vordergrund, eine verweste, gekrümmte Hand, die wie eine Klaue die flüchtig
angedeutete Erde durchstieß. In der dritten Abbildung der Serie bahnte sich ein
verrotteter, einäugiger Leichnam mit der Schulter den Weg aus der beengenden
Grabstelle. Es war die klassische Horror-Szene eines Cartoons, allerdings so
beängstigend realistisch gezeichnet, dass es Scott einen Moment lang so vorkam,
als könne er den Gestank nach Moder und Verwesung riechen.
    Die nächste
Abbildung konfrontierte ihn mit einer weiteren unheimlichen Szene: Der
Grabstein ragte darauf im Vordergrund auf; der Leichnam schlurfte auf eine
niedrige Steinmauer zu, hinter der eine schmale Straße lag; auf einem Hügelkamm
zeichnete sich ein knorriger, entlaubter Baum gegen einen übertrieben groß gemalten
Mond ab; ganz links leuchteten auf der gewundenen Straße, noch recht weit
entfernt, die Scheinwerfer eines Autos auf.
    Die fünfte
Abbildung zeigte den Leichnam, der die Arme wie Frankensteins Monster
ausstreckte, mitten auf der von Mondlicht erhellten Straße. Von dem Wagen, der
gerade die Steigung vor dem Friedhof erklomm, waren nur die runden Lichtkreise
der Scheinwerfer zu sehen. Die folgende Zeichnung hatte eine ganz andere
Perspektive: die vom Rücksitz des Wagens aus. Es waren zwei Köpfe von hinten zu
erkennen - der Lockenkopf der Fahrerin und der des Kindes, vermutlich ein
Mädchen, das neben ihr saß. Die Fahrerin hatte einen Arm vor ihr Gesicht
gehoben. Direkt vor der Windschutzscheibe, von den grellen Scheinwerfern
geblendet und wie erstarrt, stand der verweste Mann und winkte. Es war die
Sekunde vor dem Zusammenstoß, der unvermeidlich erfolgen würde.
    Die folgende
Szene — sie vermittelte höchste Dramatik - war von einem Platz genau hinter der
Fahrerin aus gezeichnet. Die Perspektive schloss den Beifahrersitz und die
Windschutzscheibe mit ein. Jetzt krachte der Untote durch das Schutzglas, wobei
ihm ein Teil des Kinns abgeschnitten wurde. Sein einziges totes Auge baumelte
an der wurmzerfressenen Wange herunter. Das Kind, jetzt eindeutig als Mädchen zu
erkennen, war außer sich vor Entsetzen und schrie. Der Mund war zu einem
lautlosen Schrei aufgerissen, das Gesicht nur wenige Zentimeter von der toten
Kreatur entfernt, die in einem Wirbel funkelnder Scherben durch die
Frontscheibe brach.
    Auf der
letzten Zeichnung - sie traf Scott wie ein Schrapnell - stand der Wagen mit
eingedrücktem Kühler an der Steinmauer. Im Hintergrund war zu sehen, wie sich
der Untote in die Tiefen des Knochenackers zurückzog. Ein Arm hatte sich aus
der Gelenkkapsel gelöst, so dass er in völlig unnatürlichem Winkel
herunterhing. Das Wageninnere war pechschwarz, von seinen Insassen war nichts
zu erkennen. Fast hörbar zischte Dampf auf und wich unter der Motorhaube
hervor. Der Wagen war ein Volvo.
    Mein Gott,
nein, lass bitte nicht zu, dass es meine beiden sind! Bitte nicht meine beiden
Frauen!
    Scott streckte
die Hände vor und fand schließlich die Wand, an der er sich abstützen konnte.
Im Geiste hörte er wieder Batemans Worte: Wenn Sie nach einer einfachen
Botschaft suchen, müssen Sie nur hinter die Tünche des Horror-Comics blicken ...
    »Wachen Sie
auf! Los, wachen Sie auf, Sie verdammter Mistkerl !«
    Erneut stand
er im Zimmer des Zeichners, schüttelte ihn und bemühte sich verzweifelt, ihn zu
wecken. Aber der Alte hing weiter schlaff im Rollstuhl und reagierte nicht.
Wären nicht die kaum hörbaren pfeifenden Atemgeräusche gewesen, hätte Scott ihn
für tot gehalten.
    »Kommen Sie
schon«, flehte er. Sein beherrschtes Flüstern steigerte sich zum hysterischen
Brüllen: »Los, los, machen Sie endlich die Augen auf !«
    Er schüttelte
den Mann noch heftiger und grub seine steifen Finger in dessen knochige
Schultern. Doch der Kopf des Alten schwang nur locker hin und her, als sei sein
Genick gebrochen.
    »Reden Sie mit
mir !« , schrie Scott ihn an. »Was hat das alles zu
bedeuten? Ist das meine Frau? Meine Tochter? Was wird passieren ?«
    In diesem
Moment eilte eine Krankenschwester ins Zimmer. Der Anblick, der sich ihr bot,
konsternierte sie so, dass ihr Gesicht rot anlief. »Doktor Bowman !« , japste sie. »Was machen Sie denn da ?«
    Scott
beachtete sie gar nicht. Inzwischen schüttelte er den Alten so heftig, dass die
paar Zähne, die ihm verblieben waren, aufeinander schlugen.
    Die Schwester
fiel ihm in den Arm: »Doktor Bowman !!!« Sie rief

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