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Der Cartoonist

Der Cartoonist

Titel: Der Cartoonist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Costello
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Kartoffelacker von Onkel Albert gespielt hatte. Und die Straßen wurden
jetzt auch schmaler. Aber die Umgebung hatte so heimatlich gewirkt. Die
peinlich sauberen Bauernhöfe und kultivierten Felder hatten sie an Neufundland
erinnert, wo sie geboren war.
    Doch nach
fünfundzwanzig oder dreißig Kilometern hatte der Asphalt plötzlich aufgehört,
einfach so. Die unbefestigte Landstraße, die hier begann, war nur noch am Rand
betoniert Rechts wurde sie von Ansiedlungen gesäumt, links von einem Weg für
Dinosaurier oder sonstige Urviecher. Nachdem sie eine halbe Stunde auf dieser
Straße geblieben waren, hatte Kath vorgeschlagen, einfach umzudrehen. Aber Krista
hatte wieder nicht auf sie gehört, sondern war weitergefahren. Aus zwei
Gründen: Zum einen hatte sich die Straße mehr als ein dutzend Mal geteilt, ohne
dass an irgendeiner Abzweigung ein Hinweisschild aufgetaucht wäre - und das
bedeutete, dass die Chance, bald wieder auf eine Stadt zu stoßen, gleich Null
war. Zum anderen widersprach das Umkehren ihrem Naturell. So etwas hatte ihr
noch nie gelegen. Manchmal war das auch gut so ... aber längst nicht immer.
    Es dauerte
nicht lange, da hatten sie vierzig oder mehr Kilometer ins Nirgendwo
zurückgelegt. Krista nahm an, dass sie sich irgendwo südlich von Mount Hancock
befinden mussten, einem mehr als dreizehnhundert Meter hohen Berg, der auf der
Straßenkarte nur als winziges Dreieck verzeichnet war. Mit knapp fünfundzwanzig
Stundenkilometern krochen sie auf einem vom Rinnsalen und Schlaglöchern
durchzogenen Feldweg dahin, der links und rechts von Bäumen gesäumt wurde.
Bäume, nichts als Bäume, deren Kronen einander berührten, deren Laub sich
miteinander verschränkte, so dass sie wie durch einen Tunnel fuhren. Auf beiden
Seiten setzten sich die Baumreihen bis ins Endlose fort. An manchen Stellen sah
es so aus, als könnten sie die Weiterfahrt blockieren. Hin und wieder brachen
die Strahlen der Spätnachmittagssonne durch den Tunnel, aber alles in allem
wirkte die Atmosphäre düster.
    Sie hatten
jede Orientierung verloren.
    Allerdings
ließ sich Kath davon nicht aus der Fassung bringen, das war nicht ihre Art.
Genau wie ihr Vater sah sie fast jede Situation von der Sonnenseite her. Sie
schob ein Band ins Kassettendeck: Thriller dröhnte los und machte der
Stille ein Ende. Das Video in Kaths Kopf spulte die Szene ab, in der Michael
Jackson über einen von Nebel verhangenen Friedhof stolziert und Vincent Price
mit seinem legendären Bass Unheil und Verderben prophezeit. Kath, Zeit ihres
jungen Lebens ein Jackson-Fan, ließ die Glieder zucken und vollführte einen
Breakdance, wenn auch nur mit den Beinen.
    Sie fuhren
weiter und weiter, nie schneller als fünfzig. An manchen
Stellen bremste Krista so scharf ab, dass die Reifen quietschten
und der Volvo fast zum Stehen kam. Die laute Musik machte
ihr nichts aus - sie dämpfte das metallische Scheppern und Knirschen des
Fahrgestells.
    Die Straße,
sofern man überhaupt von einer Straße sprechen konnte, war wirklich schlimm.
    Kath hielt
nach Tieren Ausschau und ließ ihren Blick von einer Seite zur anderen
schweifen. Vorhin hatte sie ein paar Kaninchen entdeckt, außerdem ein Rehkitz,
das noch wacklig auf seinen Beinen stand.
    »He, Mom, is'
doch toll hier, nich' ?« , schrie sie so laut, dass sie
die Musik übertönte.
    Krista nickte
und dachte bei sich: Tja, wirklich toll Völlig orientierungslos am Arsch der
Welt. Müde und gerade dabei, den Wagen deines Vaters zu Schrott zu fahren.
Wirklich zum Totlachen, Mädchen.
    Nach weiteren
zwanzig Minuten - sie hatten nicht einmal zehn Kilometer hinter sich gebracht -
entdeckte Kath in einer sonnigen Lichtung einen Mann, der gerade frisch
gefällte Baumstämme auf den Anhänger eines kleinen, roten Traktors lud. Auf
einem der Kotflügel lag eine Kettensäge, die im Sonnenschein funkelte.
    »Sieh mal,
Mom, da drüben .« Kath deutete auf die Lichtung.
    Krista bremste
ruckartig ab und hielt sofort an, denn es kam ihr so vor, als habe sie gerade
den letzten Überlebenden auf dem Planeten Erde gesichtet. Der Waldmensch
richtete sich auf, wischte sich die Hände an den Hosenbeinen seines Overalls ab
und wandte sich der Straße zu. Gleich darauf stieg Krista aus und ging mit
steifen Beinen zur anderen Wagenseite hinüber. Dabei stellte sie fest, dass der
Autolack mit einer dicken, grauen Staubschicht überzogen war.
    »Entschuldigen
Sie«, rief sie ins Gehölz hinein und schwenkte die Hand über dem Kopf. Der Mann
winkte

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