Der Cartoonist
stottern und zu spucken.
Scott hatte den Wagen hart rangenommen und die Tacho-Nadel bei jedem Schalten
ins rote Feld getrieben, so dass jetzt auch der Temperaturanzeiger gefährlich
rot blinkte.
Ehe er die
Klinik verlassen hatte, war er nochmals zu dem Alten ins Zimmer gegangen, aber
der Künstler schlief immer noch fest in seinem Rollstuhl am Fenster. Als Scott
sich auf den Weg nach draußen gemacht hatte, waren ihm die Blicke der
Krankenschwestern so gefolgt, als hätten sie es mit einem Aussätzigen zu tun.
Wahrscheinlich hatten sie bereits von seiner Begegnung mit dem Alten gehört.
Neuigkeiten verbreiteten sich schnell über den Buschfunk der Klinik.
Er parkte vor
dem Haus, sprang aus dem Wagen und knallte die Tür hinter sich zu. Sein Bein
beschwerte sich über die Belastung, doch Scott bemerkte es kaum. Auf dem Weg
zum Haus zögerte er, denn es kam ihm so vor, als machten sich dessen leere
Augen über ihn lustig. Ihm war innerlich kalt, und er fühlte sich wie ein
Feigling. Ohne seine Familie wirkte das Haus nur wie eine Ansammlung von
Steinen und Brettern; Echos spukten darin herum. Plötzlich konnte er den
Gedanken, dort allein hineinzugehen, nicht ertragen.
Er blieb auf
dem Weg stehen, vergrub die Hände in den Achselhöhlen und blickte zum
stürmischen Himmel hinauf. Die Wolken da oben waren voller Leben, segelten in
großen Flotten, die einander Schlachten lieferten, auf dem aufgewühlten Meer
des Windes dahin. Der Mond - fast schon zum Vollmond gerundet - schien sich
gegen die Flut zu stemmen. Eine feuchte Brise streifte Scotts Gesicht und
kündigte Regen an. Von seinem Standort aus konnte er den See zwar nicht sehen,
doch er wusste, dass auch das Wasser von Leben wimmelte. Er konnte hören, wie
es dort unten, in der schwärzlichen Tiefe, herumkroch ...
Fröstelnd
eilte er ins Haus.
Als ihn die
Dunkelheit der Diele umfing, blieb er erneut stehen und versuchte, das seltsame
Gefühl abzuschütteln, das ihm das Haus vermittelte. Der Gang vor ihm weitete
sich zum Wohnzimmer, das nur als verschwommener Schatten auszumachen war. Im
Dunkeln kam es ihm so vor, als sei es irgendwie verändert worden. Unvermittelt
hatte er das beängstigende Gefühl, nicht allein im Haus zu sein.
Und da
bemerkte er sie; eine kleine, schwarze Gestalt, die sich dunkel von ihrer
Umgebung abhob und an der nahen Wand lehnte. Fast wäre er gleich wieder aus der
Tür gerannt. Stattdessen griff er nach dem Lichtschalter und sorgte dafür, dass
die Hundert-Watt-Birne die Diele erhellte.
Sofort
verwandelte sich die Gestalt an der Wand in Jinnie, Kadis Flickenpuppe. Leicht
hysterisch lachte Scott auf. Mit ihren Stummelhänden und dem ausgepolsterten
Mondgesicht kam ihm Kaths Puppe wie eine deformierte Liliputanerin vor, die
gerade die Agonie des Verstrahlungstodes erlitt. Er konnte sich nicht erklären,
was Kinder an dieser Puppe fanden, aber in den letzten Jahren waren
Flickenpuppen wie warme Semmeln weggegangen. Kath liebte ihre Puppe, tat so,
als sei sie ihr eigenes kleines Kind, und nahm sie sogar mit ins Bett. Scott
nahm an, dass Kath Jinnie am Sonntagmorgen gegen die Wand gelehnt und dort
vergessen hatte, obwohl er sich nicht daran erinnern konnte, sie vorher hier
gesehen zu haben. Er fragte sich, ob Kath sie vermisste.
Er hob die
Puppe auf, klemmte sie sich unter den Arm und durchkämmte Zimmer für Zimmer,
wobei er alle Lampen einschaltete, die er finden konnte. Heute Abend machte ihn
die Dunkelheit nervös.
Schließlich
setzte er sich, Kaths Puppe auf dem Schoß, auf einen Sessel am
Mickymaus-Telefon im Fernsehzimmer und begann zu warten. Hin und wieder sah er
durch die Schiebetür nach draußen, auf den See, in dem sich das Mondlicht
spiegelte.
15
Kath war
eingenickt. Das wunderte Krista, denn normalerweise musste Kath ihre Puppe
Jinnie im Arm haben, ehe sie auch nur daran dachte, die Augen zu schließen.
Lächelnd betrachtete Krista das Profil ihrer schlafenden Tochter. Mittlerweile
häuften sich die unverkennbaren Anzeichen dafür dass Kath in die Pubertät kam.
Dass sie ihre Puppe zu Hause vergessen hatte, war noch das mindeste. Meine
Güte, sie entwickelte ja sogar schon Brüste und klagte über Krämpfe im
Unterleib, die Krista daran erinnerten, dass sie selbst auch zu den Frühreifen
gezählt hatte. Wenigsten war sie schon zwölf Jahre alt gewesen, als das alles
losging - aber mit zehn?!
Kristas Laune
wurde endlich wieder besser, wie sie selbst merkte. Am Vorabend, bei ihrer
Schwester, war sie trübsinnig und
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