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Der Cartoonist

Der Cartoonist

Titel: Der Cartoonist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Costello
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seines Geburtstages. Was hatte in dem Brief
gestanden, den er an diesem Tag erhalten hatte - in dem Brief mit der
Nachricht, dass sein früherer Kommilitone gestorben war? Was hatte er ihr
verschwiegen? In seinem Gesicht hatte sich pures Entsetzen gespiegelt. Selbst
wenn sein bester Freund Gerry gestorben wäre, hätte sie ein solcher
Gesichtsausdruck verblüfft. Warum hatte er den Brief so ins Feuer geschleudert,
als müsse er sich von einer zappelnden Schlange befreien?
    Vor Jahren,
als sie frisch verheiratet gewesen waren, hatten ihm Träume, nächtliche
Albträume, so zu schaffen gemacht, dass er oft schreiend und schweißüberströmt
aus dem Schlaf gefahren war. Und er hatte danach stets behauptet, er könne sich
an den Inhalt dieser Träume überhaupt nicht erinnern. Und da waren noch andere
Dinge gewesen, die ihr aufgefallen waren: Manchmal, wenn sie beide allein
gewesen waren und Krista sich beim Fernsehen in seine Armbeuge geschmiegt
hatte, war es ihr eindeutig so vorgekommen, als nehme er sie gar nicht wahr,
als sei er der Wirklichkeit völlig entrückt. Das war ein recht unheimliches
Gefühl gewesen.
    Doch das war
Schnee von gestern, wie sie sich selbst sagte. Inzwischen hatten sie ein
wunderbares Familienleben, und auch die Zukunft sah rosig aus. Sie würden
gemeinsam alt werden und Fett ansetzen. Scott fehlte ihr, wenn sie nicht
beieinander waren, aber sie wusste auch, dass er solche Trennungen auf Zeit
schwerer nahm als sie. Nach ein paar Tagen ließ er sich dann irgendwie gehen,
trank zu viel, aß nichts Gescheites und vergaß auch, aufzuräumen oder sauber zu
    machen. Obwohl
er, wenn Krista zu Hause war, häufig kochte und putzte - es schien ihm wirklich
Spaß zu machen. Er war nicht notorisch schlampig oder nachlässig, nur brauchte
er seine Familie um sich herum. Sie war der Kitt, der ihn zusammenhielt. Auch
das war für Krista ein beruhigendes Gefühl: Ihr Mann brauchte sie wirklich. Und
sie machte kein Hehl daraus, dass sie dieses Gefühl genoss.
    Jenseits des
Horizonts flackerten am Himmel, der von Elektrizität aufgeladen war, die
grellen Blitze eines Hitzegewitters auf. Es sah so aus, als explodierten dort
Bomben. Im steten Licht der Scheinwerfer fielen Krista die Blätter der Bäume am
Straßenrand auf: Windböen rüttelten sie so durch, dass ihre silbernen
Unterseiten zu sehen waren. Kristas Mutter hatte immer behauptet, das sei ein
sicheres Anzeichen für aufkommenden Sturm.
    Verärgert von
der Aussicht, dadurch womöglich noch später anzukommen, drückte Krista noch ein
bisschen stärker aufs Gaspedal. Die Tachonadel zeigte jetzt auf hundertzehn. Im
Volvo kam ihr das gar nicht so schnell vor, besonders jetzt nicht, denn auf der
Strecke war buchstäblich nichts los. Der Wagen hatte eine ausgezeichnete
Straßenlage, und Krista bremste nur ab, wenn sie durch kleine Städte oder
Dörfer fuhr, was inzwischen kaum noch vorkam.
    Plötzlich trat
sie so scharf auf die Bremse, dass der Wagen mit knirschenden Reifen zum Stehen
kam. Vor der Windschutzscheibe waren leuchtende, bernsteinfarbene Augen
aufgetaucht, die, wie sich jetzt herausstellte, Waschbären gehörten. Es war
eine ganze Bärenfamilie - eine Mutter mit zwei Kleinen -, die gemächlich und
hintereinander über den Asphalt schlurfte. Nachdem sie, offenbar ohne
sonderliches Interesse, kurz zum Wagen herübergeschaut hatten, verschwanden die
drei jenseits des Seitenstreifens im hohen Gras.
    Kath fuhr mit
einem letzten Schnarcher hoch. »Was ist los ?«
    Krista fuhr
wieder an. »Nichts, Kleines, nur eine Bärenfamilie.« Dennoch hatte ihr Herzschlag
sich heftig beschleu nigt.
    Kath drehte
sich im Sitz um und blinzelte durch das Heck fenster.
»Schade, ich hab sie verpasst .«
    »Ich auch, da
haben sie noch mal Glück gehabt .«
    Kath lächelte,
um gleich darauf - wandlungsfähig wie ein Chamäleon - das Gesicht zur
Schmollmiene zu verziehen. »Wo ist Jinnie ?«
    »Zu Hause, in
deinem Zimmer, nehme ich an«, erwiderte Krista und dachte: Sie ist immer
noch ein kleines Mädchen , zumindest wenn sie schläft.
    »Ich hab sie
vergessen ... ups !« Kath pupste - zwar leise, aber
dennoch nicht zu überhören. »Hab gefurzt !« , kicherte
sie.
    Krista
unterdrückte ein Lachen. »Sag nicht furzen, das ziemt sich nicht für
eine Dame .«
    »Hab doch gar
nicht furzen gesagt, sondern ge-fu rzt .«
    »Kath«, mahnte
Krista mit gespielter Strenge.
    »Was soll ich
denn sonst sagen ?«
    »Gar nichts.
Wenn du furzt, sagst du besser gar nichts und versuchst, es

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