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Der Cartoonist

Der Cartoonist

Titel: Der Cartoonist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Costello
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zurück und stapfte durch das Unterholz auf sie zu. Plötzlich schüchterte
seine enorme Größe Krista ein.
    »Ja, Ma'am ?« , fragte er fast unterwürfig,
während er mit sicherem Schritt die Böschung erklomm. Sein
Grinsen wirkte sympathisch und freundlich, außerdem war
er jünger, als Krista ursprünglich gedacht hatte. Aus der Nähe
betrachtet sah er nicht älter als achtzehn oder zwanzig aus.
»Was kann ich für Sie tun ?« Er zog ein
blaues Halstuch aus der Hüft tasche, rieb sich damit über die
Stirn und steckte es wieder weg. »Ham Se sich verfahr'n ?«
    »Tja, bin
vorhin, nahe bei Lincoln, falsch abgebogen .«
    Sein Mund
verzog sich zu einem noch breiteren, wissenden Grinsen. »Passiert oft. Wohin
woll'n Se denn ?«
    »Na ja,
eigentlich nach Boston, aber im Augenblick wär ich schon froh, wieder auf die
Hauptstraße zu kommen .« Über die Schulter sah sie zu
dem Feldweg hinüber, auf dem sie zuletzt gefahren waren. »Oder überhaupt auf
irgendeine richtige Straße.«
    »Teufel noch
mal, is' doch 'ne leichte Übung.« Er wandte sich halb um und deutete
irgendwohin. Dabei nahm er sein Ziel so ins Visier, als sei der ausgestreckte
Arm ein Gewehrlauf. »Fahrn Se einfach aufm Weg weiter, den Se gekommen sind.
Nur müssen Se sich rechts halten, wo der sich gabelt. Dann sind Se in Null
Komma nix wieder auf der gepflasterten Straße .« Immer
noch grinsend trat er einen halben Schritt näher. »Sind Se aus Kanada ?«
    »Ja«,
erwiderte Krista und wich zur Fahrerseite des Volvo zurück. »Stimmt genau .«
    Als die solide
Breite der Motorhaube zwischen ihnen lag, war ihr schon wohler. Jetzt grinste
der Typ Kath an, die immer noch auf ihrem Sitz herumhopste. Das Fenster war
geschlossen. Der Bursche wirkte zwar durchaus freundlich ... Aber er roch
schlecht und war einen ganzen Kopf größer als Scott, der immerhin auch gut
einen Meter fünfundachtzig maß. Und seine Augen wirkten irgendwie seltsam. Sie
wanderten allzu häufig hin und her, und eines war so nach außen gedreht, als
spähe er heimlich auf einen Punkt in ihrem Rücken. Kristas Fantasie neigte
dazu, mit ihr durchzugehen.
    Schließlich
hatte sie den Film The Texas Chainsaw Massacre noch gut in Erinnerung.
Falls sich dieser Bursche in den Kopf setzen sollte, sie beide in den Wald zu
schleppen, würden sie kaum eine Chance zur Flucht haben - Aerobics hin oder
her.
    »Danke für
Ihre Hilfe«, sagte sie und ließ sich schnell auf den Fahrersitz gleiten.
»Schönen Tag noch.« Insgeheim war ihr diese Phrase zwar zuwider, aber hier
schien sie ihr angebracht.
    Er kramte
erneut das Halstuch hervor und wischte sich nochmals über die Stirn. »Wünsch
ich Ihnen auch, Ma'am. Und denken Se dran: bei der Gabelung rechts halten .«
    Während Krista
losfuhr, beobachtete sie ihn im Rückspiegel. Er blieb noch einen Augenblick
stehen, um ihnen nachzusehen, dann steckte er das Halstuch weg und machte sich
auf den Rückweg zum Traktor.
    Die Safari zu
den baumreichen Ausläufern der White Mountains hatte sie gute drei Stunden
gekostet. Um die Zeit wieder hereinzuholen, verzichteten sie darauf, zum
Abendessen anzuhalten. Stattdessen knabberten sie beim Fahren ihre Brote, die
mit Käse, Tomaten, Schinken und Salatblättern belegt waren.
    Nach der Uhr
am Armaturenbrett war es inzwischen 22.00 Uhr. Krista war klar, dass Caroline
mittlerweile schon auf sie warten würde, aber sie waren immer noch auf der 122,
gut vier Stunden von Boston entfernt. Sie hatte kurz überlegt, ob sie anhalten
und nach einem Telefon suchen sollte, aber sie rechnete mit Carolines
Verständnis, denn sie und ihre Halbschwester waren sich recht ähnlich.
    Während sie
durch die hereinbrechende Nacht fuhr und Kath leise neben ihr schnarchte,
dachte sie voller Liebe an Scott. Nach dem Schrecken, den er ihr am
Samstagmorgen eingejagt hatte, war ihr deutlich bewusst geworden, wie viel er
ihr bedeutete, wie sinnlos ihr Leben - abgesehen von ihrer Liebe zu Kath - ohne
ihn wäre. Scott kannte seine Frau
    in- und
auswendig und liebte sie wahnsinnig, daran hegte sie keinerlei Zweifel. Die
gesamten zehn Jahre ihrer Ehe hindurch hatte er sie sozusagen auf Händen
getragen.
    Allerdings
hatte Krista mitunter das beunruhigende Gefühl, dass es irgendwo tief in seinem
Inneren etwas nicht sonderlich Erfreuliches gab, das Scott ihr vorenthielt.
Irgendein dunkles Geheimnis, was es auch sein mochte. Im Laufe der Jahre hatte
sie es immer weniger gespürt, dennoch gab es Zeiten ...
    Wie zum
Beispiel am Freitagabend, am Abend

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