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Der Cartoonist

Der Cartoonist

Titel: Der Cartoonist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Costello
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hin. Fast so, als wolle er sich über ihr
Missgeschick lustig machen, dachte Krista.
    Von Nomad's
Notch aus war sie genau dreißig Kilometer gefahren, als der Wagen zu
stottern und das rote Auge der Temperaturanzeige vorwurfsvoll zu blinken
begann. Wie nicht anders zu erwarten, war sie genau hier, am Arsch der Welt,
gelandet, als es passierte. Und es hatte sie mehr als eine Stunde gekostet,
einen Wagen anzuhalten, der sie in den nächsten Ort mitnahm.
    »Nein,
Gnädigste, das ist mein voller Ernst. Sie haben ein Loch im Kühler - sooo groß !« Er deutete es mit seinen ölverschmierten Wurstfingern an.
»Offenbar hat sich ein Ast durch den Kühlergrill gebohrt, als Sie von der
Straße abgekommen sind .« Jetzt lächelten seine grünen
Augen, er sah wohl schon die Dollars fließen.
    Krista blickte
finster zu dem demolierten Wagen hinüber. »Können Sie das reparieren ?«
    Der
Automechaniker rieb sich das Kinn und schlurfte zu seinem Lastwagen zurück, wo
er einen Ellbogen am Fenster abstützte und einen Stiefel gegen das
lehmverschmierte Trittbrett stemmte. So, wie er dastand, gab er teilweise die
Sicht auf das Firmenlogo frei, das an der Fahrertür prangte: ERNIE THURSTON,
TEXACO.
    »Reparieren
kann ich den Wagen schon«, erklärte er nach einer theatralischen Pause. »Brauch
dazu aber einen neuen Kühlerblock. Wahrscheinlich muss ich den in Boston
besorgen ...«
    »Boston? !« , unterbrach ihn Krista. Sie waren immer noch gut
dreieinhalb Stunden von Boston entfernt. »Wie lange wird das dauern ?«
    »Bis zum
Nachmittag, schätze ich. Vielleicht sogar bis morgen Vormittag. Muss den alten
Kühlerblock ausbauen und mit Greyhound hinschicken. Vielleicht finden wir so
einen auch in Portland, falls wir Glück haben .« Er
musterte den Volvo mit offener Verachtung. »Diese ausländischen Wagen mögen ja
ganz nett und so sein, aber die Einzelteile sind schlampig produziert - der
letzte Scheiß !« Als wolle er seiner Meinung, die aus
vollem Herzen kam, Nachdruck verleihen, spuckte er aus. »'tschuldigung,
Gnädigste.«
    Krista biss
sich auf die Lippen. Unwillkürlich fiel ihr ein Lieblingsausspruch ihrer Mutter
ein, die sie im Plauderton sagen hörte: »Ein Unglück kommt selten allein .« Also gut, an welchem Punkt soll ich mit dem Zählen anfangen ? , fragte
sich Krista bitter. Erst bringt mich meine Schwester mit ihrer Wichtigtuerei
auf die Palme, dann der Zoll, danach der Strafzettel wegen zu schnellen
    Fahrens.
Schließlich verfranse ich mich in den Bergen, fahre eine Kuh tot, muss auf
einer verlausten Matratze schlafen und werde wegen Entführung festgenommen.
Reicht das noch nicht?
    Während sie
zum zischenden Volvo hinüberblickte, brannte ihr ein dicker Schweißtropfen im
Auge. »In Ordnung«, sagte sie resigniert. »Also los .«
    Der Mechaniker
nickte und spuckte nochmals aus. Gleich darauf stieg er in den Abschleppwagen
und setzte so zurück, dass er direkt vor dem Volvo zu stehen kam. Seine grünen
Augen funkelten.
    In der
Zwischenzeit hatte Krista ihre Tochter, die im Straßengraben nach Grashüpfern
suchte, zu sich gewunken. Beide quetschten sich auf den Beifahrersitz von Ernie
Thurstons Ford. Während sie auf ihn warteten, zupfte Kath gedankenverloren an
der Füllung, die aus einem Riss im Kunststoffpolster quoll.
    19
    Der
Zwischenaufenthalt in Montreal dauerte kaum mehr als eine Stunde. Den Großteil
der Zeit verbrachte Scott damit, dass er in einer Bar am Abflug-Gate ein Bier
genoss. Den recht unbeholfenen Annäherungsversuchen einer beschwipsten
Prostituierten schenkte er keine Beachtung.
    Nach dem
Gespräch mit Krista hatte er am restlichen Vormittag versucht, ein bisschen
Schlaf nachzuholen. Aber die Nacht voller Sorgen hatte die Wirkung eines
Aufputschmittels, so dass er keine Ruhe finden konnte. Zwar schaffte er es, für
eine Stunde einzunicken, fühlte sich beim Aufwachen jedoch noch erschöpfter als
zuvor. Als er kurz nach zwölf in der Klinik ankam, zog er sich sofort in sein
Büro zurück, wo er einige Stunden damit zubrachte, Briefe zu diktieren und die
für diese Woche angesetzten Besprechungen und Termine zu verlegen. Ehe er die
Klinik verließ, sah er kurz nach dem Zeichner, der in seinem Rollstuhl saß und
fest schlief. Wie die
    Krankenschwester,
die Bateman mit der Betreuung des Alten beauftragt
hatte, berichtete, hatte er sich seit dem frühen Morgen kaum
gerührt. Von neuen Zeichnungen war nichts zu sehen.
    Während sich
Scott in die Schlange einreihte, die darauf wartete, an Bord zu

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