Der Cartoonist
letzten Mal. Nach zwei, drei
Kilometern tauchte ein Schild auf, das eine Autowerkstatt an der Ausfahrt
Byfield ankündigte. Zu erschöpft, um sich auch nur irgendwie zu ärgern, bremste
Krista ab und nahm die Ausfahrt. Nach Byfield waren es noch fünf Kilometer.
Der
ölverschmierte Blödmann in der Werkstatt sah Ernie Thurston verdächtig ähnlich,
nur war er jünger. Es hat etwas mit seinem Blick zu tun, dachte Krista,
während sie dem Automechaniker, der gar nicht richtig zuhörte, von den
Ärgernissen des heutigen Tages erzählte. Als sie den Kühler erwähnte, kam es
ihr so vor, als leuchteten seine Augen genauso auf wie Ernies.
»Wenn heut ein
neuer Kühlblock eingebaut wurde, dann hat sich wahrscheinlich bloß 'ne Klemme
gelöst«, bemerkte er nur halb bei der Sache. Mit einem Auge fixierte er den
tragbaren Farbfernseher auf dem Schreibtisch vor sich, der lautstark ein Spiel
der Red Sox übertrug. »Ham Se stark aufs Gas gedrückt ?« ,
fragte er nach einem Blick auf den dampfenden Volvo.
»Ziemlich«,
räumte Krista ein. »Ich bin ein bisschen in Eile .«
Sie folgte dem
Blick des Mannes und spähte mit zusammengekniffenen Augen durch das vordere
Fenster, das mit toten Insekten übersät war. Draußen konnte sie Kath sehen, die
ihr verschlafenes Gesicht der Werkstatt zugewandt hatte. Als sie Kath
betrachtete, überkam Krista plötzlich heftige, fast Schwindel erregende Liebe
für ihr Kind.
»Tja«,
bemerkte der Mechaniker selbstzufrieden, nachdem die Diagnose so schnell
erledigt war. Bei dieser Art von Reparatur würde er nicht viel von dem Spiel
verpassen müssen. »Fahrn Se den Wagen zur ersten Nische da drüben, dann schaun
wa mal nach .«
Während der
Mechaniker unter der Motorhaube herumwerkelte, ging Krista auf die Toilette, da
sie dringend pinkeln musste. Danach schlenderte sie draußen herum. Es war eine
sternenklare
Nacht und Vollmond. Der Augustmond hatte einen seltsamen Kupferton, wie ein
glänzender, neuer Penny. Krista fiel auf, dass neben Schmieröl und Benzin auch
der schwach faulige Gestank eines Sumpfes zu riechen war, den sie von hier aus
nicht sehen konnte. Die Bewohner der Lüfte machten sich mit lautstarkem
Gezwitscher bemerkbar.
Plötzlich
fröstelnd und mit einem seltsamen Übelkeitsgefühl im Magen, das der schwache
Verwesungsgestank ausgelöst hatte, eilte Krista in die Werkstatt zurück und
blieb dort mit verschränkten Armen stehen. Während sie dem Automechaniker
zusah, dachte sie über die Schicksalsschläge der letzten vierundzwanzig Stunden
nach. Irgendetwas an diesem ganzen traurigen Desaster machte ihr schwer zu
schaffen. Sie konnte es zwar nicht genau benennen, aber es beunruhigte sie. Es
war das absurde Gefühl, ein Gefühl aus dem Bauch heraus, dass jemand sie von
außen gesteuert hatte und immer noch steuerte. Natürlich war das Unsinn und lag
sicher an der Erschöpfung, die an ihren Nerven zerrte.
Aber...
Aber was hatte
sie dazu gebracht, dort drüben in New Hampshire die falsche Straße zu nehmen?
War sie nicht
einfach einer spontanen Eingebung gefolgt?
Ja, einer
plötzlichen Eingebung, und das sah ihr selbst gar nicht ähnlich.
Oder steckte
mehr dahinter ...?
(biege hier
ab)
Eine innere
Stimme? Ein innerer Befehl?
(bieg ab)
Und hatte es
nicht wie die Stimme eines anderen geklungen?
(hier!)
Ach du
lieber Herrgott, nein, dachte Krista und verwarf gleich
darauf diesen offensichtlich verrückten Gedanken. Das ist Blödsinn,
Kindchen. Es ist nichts anderes gewesen als dein ganz normaler Wahnsinn: eine
alltägliche Situation, die du gründlich vermasselt hast.
Das Krachen
der zuschlagenden Motorhaube brachte sie sofort zurück in die graue
Wirklichkeit der Autowerkstatt. Im Hintergrund waren die lauten, hektischen
Töne der Baseball-Übertragung zu hören, das Spiel steuerte auf einen Höhepunkt
zu. Kath, die immer noch im Wagen saß, fuhr zusammen und wachte auf. Mit halb
geschlossenen Lidern blickte sie sich in der trübe beleuchteten Nische um,
igelte sich aber gleich darauf wieder ein, um weiterzuschlafen.
»Klemme war
locker, genau wie ich dachte«, bemerkte der Mechaniker, wahrend er zurück ins
Büro eilte. Sofort schoss sein Blick wieder zum Fernsehschirm hinüber. Die
Stimme des Sportreporters überschlug sich fast vor Begeisterung über den
Spielverlauf. »Allerdings müsste noch Frostschutzmittel nachgefüllt werden .«
»Tun Sie
alles, was nötig ist«, erwiderte Krista. »Wenn ich nur fahren kann .«
Fünf Minuten
später waren sie wieder auf
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