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Der Cartoonist

Der Cartoonist

Titel: Der Cartoonist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Costello
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aufs
Garagendach geklettert. Beide hatten sie dann in den Himmel gestarrt, so getan,
als seien sie Astronauten, und nach Sternschnuppen Ausschau gehalten.
    Während Scott
den Mond betrachtete, löste er sich nach und nach aus der dunklen Wölke. Zuerst
erschien die ausgezackte Sichel, dann die ganze pockennarbige Scheibe
-strahlend hell, kugelrund und vollkommen.
    Scotts Augen
weiteten sich, er spürte Panik. Da war es, segelte an der Kuppel des
nächtlichen Himmels entlang - das letzte Teilchen im nervenzerreibenden Puzzle
der Zeichnungen. Das Teilchen, das an ihm genagt hatte, das Detail, das er seit
dem frühen Morgen im Kopf herumgewälzt hatte.
    Der Mond.
    Das Auge, das
Gott der Nacht vorbehielt.
    Wie ein
Junkie, dem gerade einfällt, wo er seinen Stoff
    versteckt hat,
schnappte sich Scott die Reisetasche und kramte die Zeichnungen hervor. Er
konzentrierte sich sofort auf die dritte Abbildung, überflog sie hastig, ließ
den Blick vom Grabstein im Vordergrund zu dem schlurfenden Leichnam und danach
zu dem kahlen Baum wandern, der sich schwarz vor einem übergroßen Mond
abzeichnete.
    Vor einem
Vollmond.
    20
    Während Scott
in der Abflughalle des Flughafens Montreal saß und sein zweites Bier bestellte,
fuhr Krista schließlich von Thurstons Texaco-Niederlassung in Fryeburg los.
Ernie hatte Recht behalten: Das Besorgen der Ersatzteile und die Reparatur
hatten den ganzen Tag in Anspruch genommen. Eine ebenso unangenehme
Überraschung war die Rechnung: vier-hundertsechsunddreißig Dollar plus
achtundachtzig Cents, wohlgemerkt US-Dollar, keine kanadischen. Als sie
bezahlte, fiel Krista ihr erstes Auto ein, ein Vauxhall Victor, Baujahr 1965.
Sie hatte weniger als die Hälfte der Summe für den ganzen Wagen hingelegt,
verdammt noch mal!
    Sie waren
immer noch drei Stunden von Boston entfernt, zweieinhalb, wenn sie viel Gas
gab. Danach würde sie noch den Flughafen Logan International suchen müssen,
eine Aussicht, die sie nach all dem, was an diesem Tag sowieso schon passiert
war, nicht gerade in Hochstimmung versetzte. Am frühen Nachmittag hatte sie
Caroline angerufen, um sie vorzuwarnen, dass sie frühestens gegen Mitternacht
mit ihnen rechnen könne, da sie Scott noch vom Flughafen abholen müsse.
Anschließend hatten Kath und sie sich eine Frühvorstellung in Fryeburgs
einzigem Kino, der Zauberlaterne, angesehen, eine Wiederaufführung von
Spielbergs Gremlins. Obwohl Krista anfangs skeptisch gewesen war, hatte
ihr der Film schließlich doch Spaß gemacht. Nach der Hitze des Augusttages, bei
der alles an einem zu kleben schien, war die
    Klimaanlage
des Kinos ein wahrer Segen, und der Film brachte genau die richtige Mischung
aus Witzigem und Blutrünstigem, um sowohl den hysterischen Aspekten ihres
Frustes als auch ihren Mordgelüsten entgegenzuwirken.
    Als sie die
Interstate 95, die nach Süden führte, erreicht hatten, dämmerte es bereits.
Während Kath ein Nickerchen machte, hielt sich Krista ständig links, als habe
sie diese Fahrspur ganz allein für sich gepachtet, und fuhr im angenehmen, wenn
auch überhöhten Tempo von hundertzwanzig Stundenkilometern dahin.
    Als es dunkel
wurde und die ärgerlichen Einzelheiten der letzten beiden Tage langsam
verblassten, fiel Krista Scotts seltsame Bitte wieder ein, die Bitte, die er an
diesem Morgen am Telefon geäußert hatte: »Bitte fahr nicht nach Einbruch der
Dunkelheit.«
    Noch deutlicher
als an die Worte erinnerte sie sich an den Ton, in dem er es gesagt hatte. Er
hatte sie fast angefleht -nicht offen, aber sie hatte es dennoch gespürt. Seine
Stimme hatte dabei leicht geschwankt: Er hatte sich zwar alle Mühe gegeben,
seine Sorge zu verbergen, aber regelrecht gebettelt
    Warum nur?, fragte sie
sich, während die Mittellinie sich endlos weit vor ihr erstreckte. Am liebsten
hätte sie es Scotts Charakter zugeschrieben - er neigte dazu, sich Sorgen um
sie zu machen - oder ihrer eigenen Fantasie, aber es gelang ihr nicht
    Nun ja, jetzt
blieb ihr sowieso nichts anderes übrig, als bei Dunkelheit zu fahren, oder?
Entweder fuhr sie die ganze Strecke durch, oder sie würde in einem weiteren Nomad's Notch landen. Und eine solche Scheiße wollte sie auf keinen Fall
noch einmal erleben, vielen Dank auch.
    Sie legte eine
Hand auf Kaths Oberschenkel, machte es sich im Sitz bequem und beschleunigte
auf hundertdreißig.
    Und wieder
begann die Temperaturanzeige aufzuleuchten, anfangs nur schwach und mit
gelegentlichem Blinken, bald
    darauf mit demselben
anhaltenden Rot wie beim

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