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Der Cartoonist

Der Cartoonist

Titel: Der Cartoonist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Costello
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die
Augäpfel wie Glasmurmeln und erinnerten eher an die Requisiten eines
Tierpräparators als an etwas Lebendiges? Warum schlossen sie sich nicht
einfach? Dann hätte er sich vormachen können, Kath schlafe nur.
    »Wir behalten
sie zur Beobachtung da«, erklärte Cunningham. »Zumindest über Nacht. So können
wir eher ausschließen, dass sie irgendwelche nicht erkannten inneren
Verletzungen hat«
    Warum redet
der Kerl so mit mir, als sei ich nur irgendein Kollege ? Warum lässt er uns nicht in Ruhe ?
    Als habe er
Scotts Gedanken gelesen, wandte sich der Assistenzarzt zur offenen Tür. »Ich
bin gleich nebenan, Doktor ... wenn Sie später wieder zurück zur Notaufnahme
möchten .« Mit wehendem Kittel verließ er den Raum.
    Caroline griff
nach Scotts Hand und drückte sie. Nach kurzem Zögern stand Scott auf und nahm
Caroline in die Arme. Mit zuckenden Schultern presste sie ihr Gesicht gegen
Scotts Brust und weinte. Scotts Augen blieben trocken. Er empfand nichts als
eine innere Leere, da er die ganze Situation schlicht nicht fassen konnte. Als
er zu schlucken versuchte, fehlte ihm jeder Speichel. Irgendetwas drückte
bedenklich auf seine Magengrube: Er hatte Flugzeuge im Bauch, eine schreckliche
innere Unruhe machte ihm zu schaffen.
    23
    Nachdem er
wieder zu Dr. Holley, dem Untersuchungsbeamten, gestoßen war, hielt er sich
nahe hinter ihm - wie ein Hund, der seinem Herrchen bei Fuß folgt In der Stille
der Nacht hallten ihre Schritte auf dem Gang der Klinik wider. Scott kam das
Geräusch allzu laut vor, wie von einem Verstärker verzerrt. Als sie um die Ecke
zur Notaufnahme bogen und Holley den Vorhang, der die Nische abteilte, aufzog,
erinnerte sich Scott an die erste und einzige Narkose, die er im Leben bekommen
hatte. Ihm fiel ein, wie ihm die Geräusche - die Stimmen der Arzte und
Schwestern, das Klirren und Klappern des Operationsbestecks, das Zischen
kondensierter Gase - beim freien Fall ins Leere unnatürlich laut vorgekommen
waren. Was er jetzt erlebte, war ähnlich: Aufgrund seines erhöhten
Wahrnehmungsvermögens empfand er alles als real und gleichzeitig irreal.
    Von der Decke
strahlte ein Neonleuchtkörper; eine Röhre flackerte und würde bald ihren Geist
aufgeben. An der Wand hing eine Manschette zum Blutdruckmessen, in einer Ecke
stand ein verstellbarer Hocker und in der Raummitte eine
    Bahre, auf der
ein in Laken gehüllter Leichnam lag. Vom Körper waren nur die wächsernen, von
der Todesstarre steifen Füße zu sehen.
    Scott, oder
irgendeinem Teil von ihm, der sämtliches Denken und alle Empfindungen
ausgeschaltet hatte, war durchaus klar, dass es Kristas Leichnam war. Wer sonst
würde Nagellack in knalligem Lila auftragen? Die Umrisse ihrer schlanken Figur
hätte er überall wiedererkannt, unter hundert verhüllenden Laken. Wie oft hatte
er sie so gesehen, unter einer seidenen Tagesdecke, wenn ihr warmer Körper
darauf gewartet hatte, dass er ...
    Womöglich ist
sie jetzt genau dort, schoss es ihm durch den Kopf, zu Hause im Bett,
schlummert fest und friedlich an meiner Seite und ahnt gar nichts von diesem
düsteren, schrecklichen Albtraum.
    Als Scott sich
der Bahre näherte, musste er gewaltsam gegen den Drang zur Flucht ankämpfen. Er
ging wie auf Watte. Dieser Geruch ... Was ist das für ein Geruch? Holley
schlug das Laken zurück und enthüllte Kristas zerschmetterten Körper. Riecht
so der Tod?
    Scotts Augen
konzentrierten sich auf einen imaginären Punkt zwischen ihm und dem Leichnam
auf der Bahre. Die immer noch viel zu lauten Geräusche um ihn herum
verschmolzen nach und nach zu einem Summen tief in seinem Schädel, das so wie
das Sirren von Hochspannungsleitungen bei starkem Wind klang.
    Bedächtig wie
ein Bergsteiger, der nach einem schlaffen Seil greift und es sorgfältig spannt,
nahm er das Bild ins Visier. Es Kristallisierte sich heraus, wurde unscharf und
gleich darauf wieder deutlich.
    Scott Bowman
sah auf den Leichnam seiner Frau herab: auf die tödlich verletzte, eingedrückte
Stirn; auf das angeschwollene, gerötete Gesicht; auf die blutverschmierten
Augenlider und die Nase; auf das zerschmetterte Gebiss; auf die dünnen,
zurückgezogenen Lippen, die ihn an das letzte
    Zähnefletschen
eines tödlich verwundeten Tieres am Straßenrand erinnerten. Aber was er
wahrnahm, war nur irgendein Leichnam in einem Labor der Anatomie.
    Genau wie
damals, während des Medizinstudiums, dachte er und wusste
gleichzeitig, dass der Gedanke völlig verrückt war.
    Als Holley den
Leichnam wieder

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