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Der Cartoonist

Der Cartoonist

Titel: Der Cartoonist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Costello
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Tropfen, die er fast riechen konnte -aus dem Körper seines Kindes
heraus. Und dieses Etwas war das Böse.
    Noch ehe
Caroline aufschrie und Pflegepersonal ins Zimmer eilte, schwand das Gefühl
wieder. An seine Stelle trat
    eine rationale
Stimme in Scotts Kopf, die ihm die schlichte Wahrheit verkündete: Es
ist ein Schüttelkrampf, nichts -weiter als ein Schüttelkrampf Allerdings
glaubte er jetzt zu verstehen warum gottesfürchtige Menschen früherer Epochen
angenommen hatten, Satan der Leibhaftige sei in den Körper jener gefahren, die
sich in Krämpfen wanden. Denn außer einer vagen körperlichen Ähnlichkeit hatte
das, was sich da in Zuckungen auf dem Bett wand, nichts mehr mit seiner Tochter
gemein.
    Scott taumelte
vorwärts, um nach Kath zu greifen, aber der Arm eines Krankenpflegers hinderte
ihn daran und geleitete ihn weg vom Bett, in dem Kath schreckliche Grunzlaute
von sich gab, hin und her rollte und sich besudelte. Er konnte nur noch
flüchtig einen letzten Blick auf ihr verzerrtes Gesicht werfen, ehe die
schrecklich grellen Vorhänge in Regenbogenfarben zugezogen wurden und das Bett
aus dem Blickfeld verschwand. Aber dieses Bild brannte sich ihm ins Gedächtnis.
    Er wusste
genau, was sie tun würden, um Kaths Anfall zum Stillstand zu bringen: Man würde
ihr einen Beißschutz zwischen die Zähne zwängen; eine Schwester, vielleicht
unterstützt von einem Pfleger, würde die zuckenden Glieder mit ihrem gesamten
Gewicht niederdrücken; der Assistenzarzt würde ein paar Milligramm Valium in
den Tropf geben, damit sich der Krampf legte. Auf diese Weise würden sie Kath
so weit sedieren, dass sie für mehrere Stunden ruhig gestellt war.
    Aber das war
nur ein Bruchteil dessen, was Scott durch den Kopf ging, während er, Caroline
an die Brust gedrückt, vor Kaths Krankenzimmer stand und hörte, wie hinter ihm
die Überwachungsgeräte verrückt spielten. In seinem Inneren bäumte sich ein
Dämon auf, ein tolldreistes, klumpfüßiges Etwas, das Dr. Holleys Gesicht trug.
Und dieser Dämon behauptete, es sei seine eigene Frau, die er in der
Notaufnahme steif und entstellt auf der Bahre hatte liegen sehen.
    Er versuchte
ihm einzureden, der Leichnam auf dieser Bahre sei die tote Hülle der Frau, die
er vor zehn Jahren geheiratet hatte, die Hülle seiner vor ein paar Stunden noch
lebendigen Ehefrau, seiner warmen Insel aus Fleisch und Blut.
    Doch von solch
unverschämten Behauptungen wollte Scott nichts wissen. In Gedanken fuhr er dem
Dämon an die Kehle, zerrte alle schmutzigen Worte aus ihm heraus, erstickte
seine Lügen in einem Schwall aus Knorpel und Blut, während er sich selbst dabei
zusah ... Und dann sah er, wie sie alle drei - Krista, Kath und er selbst -
unter zwei Scheinwerfern, die Regenschirmen ähnelten, Arm in Arm dastanden und
lächelten. Sie posierten für das Familienporträt, das er in seinem Büro auf das
Regal hinter dem Schreibtisch gestellt hatte. Es war das Foto, das ihm
irgendwann vor tausend Jahren, als er noch geglaubt hatte, etwas vom Leben zu
verstehen, abhanden gekommen war. Als Nächstes sprangen seine Gedanken zur
Anlegestelle, zu Krista und Kath, die über ihm knieten, während sich sein
Brustkorb hob und senkte und er das Wasser des Sees aus seinen Lungen spuckte.
Ihm fiel ein, wie ihn trotz aller Angst schon der Gedanke, dass sie bei ihm
waren und ihn liebten, getröstet hatte. Und dann kam er wieder an den
Ausgangspunkt zurück, zu Dr. Holley (sie sind gegen die
Steinmauer geprallt, die den Friedhof von Hampton Meadow umschließt) und zu den
Zeichnungen, die all das vorhergesagt hatten.
    Nach und nach
wurde ihm Carolines Anwesenheit bewusst. Als er merkte, dass sie immer noch
schluchzte und in ihrer Verwirrung und Verzweiflung Trost brauchte, nahm er sie
fester in die Arme. Gemeinsam warteten sie darauf, dass irgendjemand den
Vorhang zur Seite ziehen würde.
    Der
Assistenzarzt, der benommen und erschöpft wirkte, kam als Erster heraus und
teilte Scott mit, sie hätten Kaths Anfall in den Griff bekommen, sie schlafe
jetzt friedlich. Er werde den zuständigen Chefarzt informieren. Am kommenden
    Morgen werde
als Erstes ein Neurologe nach ihr sehen und sie untersuchen. Danach bot er
Scott und Caroline an, sie zu einem Angehörigenzimmer auf dem Stockwerk zu
bringen wo sie sich hinlegen und vielleicht auch ein wenig Schlaf finden
könnten.
    Scott lehnte
ab, drängte Caroline aber dazu, das Angebot anzunehmen. Zögernd folgte sie dem
Assistenzarzt. Ihre Augen lagen tief in den Höhlen,

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