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Der Cartoonist

Der Cartoonist

Titel: Der Cartoonist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Costello
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verkraften könne, sich jetzt den
Leichnam anzusehen und gegebenenfalls zu identifizieren.
    Was für
einen Leichnam? begehrte Scott innerlich auf, aber er schüttelte
nur den Kopf. »Ich möchte zu meiner Tochter .« Im
hinteren Bereich der Station fiel ihm eine Nische auf, die durch einen Vorhang
abgeteilt war. Ob Krista dahinter lag? »Ich will zu meiner Tochter«,
wiederholte er.
    Holley nickte
und legte Scott eine Hand auf die Schulter. »Das würde mir auch so gehen«,
bemerkte er, die Gesichter seiner drei Töchter vor Augen. »Kommen Sie, ich
bringe Sie hin .«
    Die Intensivstation
lag auf dem selbem Stockwerk wie die Notaufnahme. Am Eingang vertraute Holley
Scott der zuständigen Krankenschwester an, die sie bereits erwartete. Die
Schwester griff nach Scotts Hand und nahm ihn mit. Die Intensivstation verfügte
über zwölf Betten, die sternförmig angeordnet waren. In ihrer Mitte stand eine
L-förmige Steuer- und Überwachungsapparatur mit blinkenden Lämpchen und
piepsenden Monitoren. Hier wurden alle Lebenszeichen, mochten sie noch so
schwach sein, verfolgt und aufgezeichnet. Über ein Krankenblatt gebeugt, saß
dort ein junger Arzt, aus dessen Kitteltasche sich ein Stethoskop wand. Als
Scott vorbeiging, sah er nur flüchtig auf und beschäftigte sich sofort wieder
mit dem Krankenblatt. Von irgendwoher war das Zischen eines Beatmungsgerätes zu
hören.
    Die Schwester
blieb vor einer abgeteilten Nische stehen, nickte und ließ ihn dort ohne
weitere Worte allein. Scott ging auf die Nische zu, verharrte jedoch am
Eingang. Durch einen Spalt im fast blickdicht zugezogenen bunten Vorhang konnte
er das Fußende eines Einzelbetts erkennen. Und dahinter Caroline, Kristas
ältere Halbschwester, die Universitätsprofessorin.
    Über das Bett
gebeugt, die Hände vor der Brust gefaltet, saß sie da, ohne sich zu rühren.
Scotts Anwesenheit hatte sie in ihrer Verzweiflung noch gar nicht bemerkt, so
dass er einen
    Augenblick
lang das schreckliche Gefühl hatte, gar nicht zu existieren.
    Gleich darauf
trat er vorsichtig näher.
    Beim Anblick
des Kinderarms, der schlaff auf dem Bett ruhte, blieb er erneut stehen. Ihm
schoss die Erinnerung an den Vorabend durch den Kopf. Es war erst gestern
gewesen, dass er in einem anderen Krankenhaus mit böser Vorahnung am Eingang
eines Zimmers stehen geblieben war - mit einer Vorahnung, die ihn völlig
gelähmt hatte.
    Als er laut
und mühsam Luft holte, drehte sich Caroline um, erkannte Scott und verzog vor
Kummer das Gesicht.
    »Oh, lieber
Gott«, murmelte sie und stand unsicher auf. »Krista ...« Sie schlug die Hände
vors Gesicht.
    Scott, der
immer noch wie erstarrt am Eingang stand, sah erneut zu dem Arm auf dem Bett
hinüber. Auf dem Handrücken war mit Pflastern eine Kanüle befestigt ... War das
Kaths Hand?
    Fassungslos
ließ er die Flugtasche fallen und trat noch einen Schritt näher.
    Da erkannte er
das silberne Armband.
    Mit den Tränen
kämpfend, zog Scott den Vorhang zur Seite.
    Kaths Kopf
wurde von einem Kissen gestützt. Starr, steif und zerbrechlich lag sie da,
trotz der sommerlichen Bräune bleich. Ihre Arme, die irgendwie kindlicher als
sonst wirkten, rahmten den Körper unter der Bettdecke wie schlaffe Teigrollen
ein. Ein Mullverband, ähnlich dem um Scotts Bein, verhüllte das obere Drittel
ihres rechten Arms. Er konnte sehen, wie sich ihr Brustkorb unter der Bettdecke
hob und senkte. Abgesehen von ihrem Arm schien sie unversehrt zu sein.
    Aber ihr
Gesicht ... Die schreckliche Maske, zu der das Gesicht seiner kleinen Tochter
verzerrt war, sollte Scott nicht so bald wieder vergessen.
    Kaths Mund
stand offen, erinnerte aber in keiner Weise an das lebendige, im Schlummer
leicht geöffnete Oval, das er am Morgen seines Geburtstages so liebevoll
betrachtet hatte.
    Ihre Lippen
waren wie zu einem lautlosen Schrei aufgerissen so dass die winzigen weißen
Perlzahne zu sehen waren. Mitten auf ihrer sonst so glatten, glänzenden Stirn
hatte sich eine steile Falte gebildet - Kaths Sorgenfalte, nur war sie jetzt
tiefer und entstellte das Gesicht geradezu. An einem Nasenloch klebte blutiger
Schorf; außerdem hatte sie am Hals und auf der rechten Wange zwei, drei kleine
Schnittwunden, die jemand mit ganz gewöhnlichen Pflastern verarztet hatte. Ihre
Augen ... Oh Gott, ihre Augen ...
    Scott wurde
plötzlich so schwindelig, dass er sich auf den Bettrand setzen musste. Als er
mit beiden Händen Kaths Hand, in der die Kanüle steckte, umschloss, zitterte
er. Nicht nur deswegen, weil

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