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Der Cartoonist

Der Cartoonist

Titel: Der Cartoonist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Costello
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biss
sich auf die Lippen und zwang sich, das in Augenschein zu nehmen, was seine
Familie zerstört hatte - den Beweis für die Katastrophe. Zwar kämpften seine
Augen verzweifelt dagegen an, aber er überwand seinen Widerwillen, hinzusehen.
Er inspizierte zunächst das Heck, wo der Wagen
    immer noch
heil und ganz war. Für den Augenblick konnte er so tun, als sei gar nichts
passiert. Als er merkte, dass die Fahrertür eingedrückt war, zögerte er kurz,
während er sich sagte: Ist doch gar nicht so schlimm ...
Das kann man doch durchaus überleben ...
    Vorsichtig
ging er weiter, blieb aber gleich darauf neben dem unversehrten Seitenspiegel
stehen. Von hier aus konnte er sehen, dass die Motorhaube aufgesprungen und die
Windschutzscheibe zerschellt war. Das erklärte die kleinen Schnittverletzungen,
die Kath im Gesicht und am Hals hatte. Unbewusst rieb er sich über die alte
Narbe am Kinn.
    Als er am
Armaturenbrett oberhalb des Lenkrads eine Pfütze eingetrockneten Blutes
entdeckte, wandte er den Blick sofort ab. Das Atmen fiel ihm so schwer, als
steche ihn ein Eispickel in die Kehle. Mit wackligen Beinen ging er weiter, zur
Vorderseite des Wagens, und stolperte dabei über einen losen Asphaltbrocken.
Hier war der Schaden am schlimmsten, wie deutlich zu sehen war.
    Der
Kühlergrill war völlig zersplittert, die Motorhaube hochgeklappt. Die Kotflügel
hatten sich um mindestens sechzig Zentimeter verzogen und wie bei einer
Ziehharmonika aufgerollt. Als Scott durch das gähnende Maul der Haube ins
Innere spähte, sah er, dass sich der Motor aus der Aufhängung gelöst hatte und
unter das Fahrgestell gerutscht war. Ihm fiel ein, wie der Verkäufer seinerzeit
die besondere Sicherheit der Aufhängung gepriesen hatte (»Bei einer
Frontalkollision landet der Motor garantiert nicht auf Ihrem Schoß . « ) Damals hatte
er gedacht: Ist ja alles gut und schön, aber so weit wird es bei mir nie
kommen. Doch nicht bei mir ... doch nicht bei uns.
    Immer noch
versuchte Scott nach Kräften, die ganze Sache zu leugnen. Er klammerte sich an
die illusorische Hoffnung, der Wagen könne jemand anderem gehören ... Aber als
er sich durch das offene Seitenfenster beugte, entdeckte er seitlich auf der
Fußmatte einen von Kaths Plastikslippern (Glibberschuhe hatte sie die
genannt). Und da war auch der V-förmige Riss im Polster: Er stammte von dem
Profilmesser
    für Reifen, den Krista
bei Canadian Tire erworben hatte. Mein Gott, was hatte sich Krista damals
über die eigene Ungeschicklichkeit aufgeregt...
    Zweifellos war
das sein eigener Wagen.
    Wie ein
Schlafwandler kehrte Scott zur Fahrerseite zurück und zerrte an der
eingedrückten Tür, deren lädierte Scharniere knirschten. Als er sich setzte,
ächzte die Federung unter ihm. Der Fahrersitz rutschte um eine Kerbe zurück,
ehe er einrastete. Er legte die Hände aufs Lenkrad und merkte, dass es schräg
stand.
    Danach
schnüffelte er in der Luft herum, spähte unter das Armaturenbrett, auf den
Beifahrersitz, auf den Rücksitz. Neben den Eigengerüchen des Wagens, der immer
noch neu roch, war noch etwas anderes auszumachen, ein Gestank nach Moder und
Feuchtigkeit. Der üble Geruch erinnerte ihn daran, wie er zu Hause einmal eine
tote Maus hinter der Waschmaschine im Keller gefunden hatte.
    Es stank nach
Verwesung und Schimmel, vermischt mit Feuchtigkeit und Moder. Konnte das
derselbe Geruch sein, der ihm in der Umgebung des Leichnams auf der Bahre
aufgefallen war, in der Notaufnahme? War das der Hauch des Todes?
    Gleich darauf
entdeckte er den Deckel der Kühlbox, der sich durch die Wucht des Aufpralls vom
Behälter gelöst hatte. Er griff nach hinten, um ihn ganz herunterzuschieben. In
der Box schwamm ein angebissenes, mit Käse, Schinken, Tomaten und Salat
belegtes Sandwich in einer trüben Brühe. Es roch ranzig.
    Nachdem Scott
den Deckel wieder zugedrückt hatte, stieg er aus dem Wagen. Sicher, man konnte
den Volvo noch reparieren, aber ihm war klar, dass er ihn nie wieder fahren
würde. Nach dem heutigen Tag wollte er ihn für immer aus den Augen haben. Er
würde dem Automechaniker sagen, er solle den Volvo abschleppen und dorthin
bringen lassen, wo man ihn entweder zum Ausschlachten verkaufen oder
verschrotten konnte.
    Er wandte sich
wieder Holley zu, der geduldig wartend an seinem Mercedes lehnte. Doch dann
fiel ihm plötzlich eine Sache ein, die ihn dazu brachte, sich durch die offene
Tür zu beugen. Er musste etwas überprüfen.
    Tatsächlich,
der Rücksitz war mit funkelnden

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