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Der Chancellor

Titel: Der Chancellor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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ihm zum Verlassen des Besanmastes behilflich zu sein. Will er sich nun vielleicht zu seiner Frau nach dem Großmast begeben?
    Die Matrosen beachten den Ruf Mr. Kear's nicht sofort. Dieser wiederholt seine Bitten dringender und verspricht Denen eine gute Belohnung, die ihm diesen Dienst leisten würden.
    Jetzt begeben sich zwei Matrosen, Burke und Sandon, über die Schanzkleidung hin nach dem Besanmast und steigen nach dem Mastkorbe.
    Mit Mr. Kear feilschen sie lange um die Bedingungen für ihre Bemühung. Offenbar verlangen sie viel, und der Erdölbaron will nur wenig geben. Schon schicken sich die Seeleute wieder an, den Passagier an seinem Platze zurück zu lassen. Endlich wird man einig und zieht Mr. Kear ein Päckchen Papierdollars hervor, das er dem einen Matrosen einhändigt. Dieser zählt die Summe sorgfältig durch, und scheint es mir, daß er wenigstens hundert Dollars in der Hand hat.
    Es handelt sich nämlich, wie ich gewahr werde, darum, Mr. Kear längs der Besanstagen nach dem Vorderkastell zu befördern. Burke und Sandon umwickeln Jenen mit einem Tau, das sie um die Stagen schlingen; dann lassen sie ihn unter Nachhilfe einiger Rippenstöße wie ein Colli vor sich hergleiten, was nicht ohne ein spöttisches Gelächter ihrer Kameraden abgeht.
    Aber ich hatte mich getäuscht. Mr. Kear fiel es gar nicht ein, seine Frau im Mastkorbe aufsuchen zu wollen. Er bleibt auf dem Vorderkastell in Gesellschaft Silas Huntly's und die eintretende Dunkelheit wehrt mir, etwas Weiteres zu erkennen.
    Die Nacht bricht an; der Wind hat sich gelegt, aber die See geht hohl. Der Mond, schon seit vier Uhr Nachmittags am Horizonte, wird nur dann und wann zwischen Wolkenstreifen sichtbar. Die niedrigeren derselben färben sich am Horizonte mit röthlichem Tone, was für morgen eine steife Brise erwarten läßt. Gott gebe, daß sie aus Nordosten weht und uns nach dem Lande zu treibt, denn jede andere Windrichtung wäre für uns verderblich, wenn wir erst auf dem Flosse eingeschifft sind, dasnur mit dem Wind im Rücken einige Fahrt machen kann!
    Robert Kurtis ist gegen acht Uhr nach unserem Mastkorbe gekommen. Ich bin der Meinung, daß ihm der Anblick des Himmels Sorge verursacht und er im Voraus beobachten will, was für Witterung morgen sein werde. Eine Viertelstunde lang beobachtete er; dann drückt er mir, vor dem Herabsteigen, ohne ein Wort zu sagen, die Hand und nimmt seinen Platz auf dem Oberdeck wieder ein.
    Ich versuche auf dem beengten Räume des Mastkorbes zu schlafen, kann aber nicht dazu gelangen. Böse Ahnungen beunruhigen mich. Die Atmosphäre kommt mir »gar zu ruhig« vor. Kaum streicht von Zeit zu Zeit ein Lüftchen durch das Takelwerk und läßt die Metallfäden in demselben ertönen. Indessen, das Meer »fühlt« etwas, denn es bleibt in hochgehender Bewegung und unterliegt offenbar der Rückwirkung eines entfernten Sturmes.
    Gegen elf Uhr Nachts leuchtet einmal der Mond mit hellem Scheine in dem Zwischenraume zweier Wolken, und das Wasser erglänzt, als würde es von unten her erhellt.
    Ich erhebe mich und blicke hinaus. Sonderbar. Ich glaube einige Augenblicke einen dunklen Punkt wahrzunehmen, der sich mitten in der intensiven Weiße der Wellen hebt und senkt. Ein Felsen kann das nicht sein, da er die Bewegungen der See mitmacht und wahrscheinlich hat mich eine Illusion getäuscht. Dann verschleiert sich der Mond von Neuem, und wird es tief dunkel, so daß ich mich nahe der Backbordstrickleiter wieder niederlege.

XXVII.
    Am 6. December. –
    Ich habe einige Stunden schlafen können. Um vier Uhr Morgens erweckt mich das Pfeifen des Windes, und ich vernehme Robert Kurtis' Stimme, welche noch das Brausen der Windstöße, unter denen die Masten erzittern, hörbar durchdringt.
    Ich erhebe mich, packe die um unseren luftigen Aufenthalt gezogenen Leinen und versuche mir darüber klar zu werden, was unter mir und um mich herum vorgeht.
    Mitten durch die Dunkelheit grollt das Meer unter meinen Augen, und zwischen den Masten schäumen die jetzt mehr bleichen als weißen Wellen auf. Zwei schwarze Schatten ganz am Hintertheile heben sich von der helleren Farbe des Wassers ab. Diese Schatten sind der Kapitän Kurtis und der Hochbootsmann.
    Ihre bei dem Klatschen der Wellen und dem Pfeifen der Brise nur wenig verständlichen Stimmen dringen nur wie ein zerrissenes Seufzen zu meinem lauschenden Ohre. Was geht wohl vor?
    Da kommt ein Matrose, der in die Takelage gestiegen war, um ein Tau zu befestigen, an mir vorüber.
    »Was

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