Der Chaos-Pakt
Der Stallbursche grinste. »Ich habe ihm gesagt, er könnte nachher mehr von den Händlern verlangen, wenn er ihnen erzählen kann, dass er das Pferd eines Engels beschlagen hat. Er hat geknurrt, aber er hat es gemacht.«
»Vielen Dank«, sagte Nylan.
»Ich habe es auch für das Pferd gemacht, Ser Engel«, erklärte Merthek. »Es ist eine schöne Stute, die gute Hufeisen verdient.« Er hielt inne. »Aber Ihr wollt doch sicher nicht nur zu Euren Pferden?« Der Junge rümpfte vielsagend die Nase.
»Dein Stall ist sauberer als die meisten anderen«, lobte Nylan ihn.
Merthek verneigte sich knapp. »Meister Guisanek achtet sehr auf Sauberkeit ... aber trotzdem ...«
»Wir warten auf Ser Gethen«, sagte Ayrlyn.
»Er redet gerade mit Guisanek über den Braunen.« Merthek schüttelte den Kopf. »Der Hengst lahmt, aber sie können nichts finden. Edicat weiß, dass es an der Fessel liegt, aber er kann nichts tun. Wir haben hier leider keine Tierheiler.« Er blickte kurz zu der Box, wo Guisanek und Gethen das Vorderbein des Hengstes untersuchten. Dann senkte er die Stimme. »Wir hatten drei Magier, aber keiner von ihnen konnte einem Pferd helfen. Oh, sie konnten Feuer und Vernichtung schleudern ... aber wozu soll das letzten Endes gut sein?«
»Schön ist es nicht«, sagte Nylan, »aber es ist wohl manchmal notwendig.«
»Nichts zu finden ... Ser Gethen.« Guisanek hob die Stimme laut genug, dass Merthek und die Engel ihn verstehen konnten.
Der Stalljunge verneigte sich noch einmal und huschte davon.
»Er wird eines Tages ein guter Stallmeister sein.«
»Er ist zu praktisch veranlagt und zu gewissenhaft«, erwiderte Nylan.
»Du bist ein Zyniker.«
Sie traten vor, als Gethen sich von Guisanek entfernte. »Guten Tag, Regent Gethen.«
»Guten Tag, Engel.« Bekleidet mit ledernen Arbeitshosen, die denen des Stallmeisters sehr ähnlich waren, betrachtete Gethen die drei Neuankömmlinge. Dann kniff er die Augen zusammen und sah die rothaarige Frau an. »Man behauptet, Ihr wärt eine Heilerin. Könnt Ihr mir sagen, was dem Braunen fehlt?«
»Ich kann ihn mir ansehen«, erwiderte Ayrlyn.
»Dann kommt«, lud Gethen sie ein.
Nylan folgte Ayrlyn. Gethen runzelte die Stirn, ging aber schweigend voraus zur Box.
Ayrlyn blieb einen Augenblick vor der Box stehen und Nylan spürte, wie beruhigende Wellen von ihr ausgingen, bevor sie sich neben den braunen Hengst stellte.
Die Heilerin fuhr mit den Fingern über die Fessel des Pferdes. Sogar Nylan konnte das Chaos dort spüren. Er nickte. Sie stand auf und sah ihn an. »Zu zweit könnten wir ...«
Nylan setzte Weryl auf einen Strohballen. »Du bleibst hier.«
»Da?«
»Hier«, sagte der Schmied noch einmal energisch, ehe er in die Box trat.
Als sie am verletzten Vorderbein knieten, ließ Nylan Ayrlyn den dunklen Strom der Ordnung steuern, während sie das Chaos aus dem Huf leiteten.
In der drückenden Luft des Stalls stand Nylan fast sofort der Schweiß auf der Stirn und seine Nase begann zu jucken.
Nach einer unendlich scheinenden Spanne standen sie wieder auf. Ayrlyn musste sich an der Wand der Box abstützen. »Pferde sind groß«, sagte sie leise.
»Das macht es schwer, auch wenn die Infektion nur klein ist«, bestätigte Nylan.
Ayrlyn klopfte dem Hengst auf die Schulter, der leise wieherte und leicht den Kopf hin und her warf.
»Das wird schon wieder werden«, fügte Nylan hinzu, ehe er die Box verließ.
»Ihr könnt aber wirklich mit Pferden umgehen«, sagte Gethen mit einem Blick zur Rothaarigen. »Er war seit Tagen nicht mehr so ruhig.«
»Ich denke, der Huf wird noch ein oder zwei Tage empfindlich sein«, erklärte sie Gethen, »aber der Hengst sollte bald zu lahmen aufhören.«
Nylan holte Weryl und wischte sich mit dem Unterarm den Schweiß von der Stirn, ehe ihm die Tropfen in die Augen rannen.
»Das ist alles?«, wollte Gethen stirnrunzelnd wissen. »Ihr habt doch nur vor ihm gestanden und seine Fessel berührt.«
»Er hat an der Stelle, wo die Knochen aufeinanderstoßen, eine Infektion. Dort hat sich Chaos ausgebreitet. Ich weiß nicht, was die Ursache war, aber es sollte jetzt heilen.« Ayrlyn lächelte leicht und wischte sich die Stirn ab.
»Ich will ja nicht behaupten, dass ich immer begreife, was Ihr tut, Engel, aber wir werden sehen.« Gethens Lippen wurden schmal.
»Wir möchten Euch um etwas bitten ...«, sagte Nylan zu Gethen, als dieser zum Bergfried blickte.
»Was wäre das, Ser Engel?«, fragte Gethen ruhig.
»Wir haben die
Weitere Kostenlose Bücher