Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Chaos-Pakt

Titel: Der Chaos-Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt jr.
Vom Netzwerk:
hatten angehalten und wollten den Streit begaffen. Kopfschüttelnd brachte der Ingenieur seine Stute nahe an die Gruppe heran.
    »... kannst doch keinen Bogen von einer Hacke unterscheiden ...«
    »... noch keinen einzigen Tag mit ehrlicher Arbeit verbracht ... noch nicht einmal mit unehrlicher ...«
    Der Ingenieur fragte sich, ob er vielleicht gemeinsam mit Ayrlyn hätte eingreifen sollen. Nein, dachte er. Jeder musste seine Probleme allein lösen, sonst würde es noch mehr Schwierigkeiten geben.
    »Dein Geburtsort Owara ist so klein, dass ein Hase es verfehlen könnte, mal ganz abgesehen davon, dass es so übel riecht, dass ein Hase gar nicht erst in die Nähe käme.« Der Mann mit dem zu einem Zopf geflochtenen schwarzen Haar lachte gehässig.
    »Du musst der einzige Mann in Runnel sein«, rief der Blonde mit dem hageren Gesicht, »und wahrscheinlich auch der letzte, denn deine Mutter muss das Zeitliche gesegnet haben, als sie dich bei der Geburt sah, und keine Frau würde ...«
    »Hört auf.«
    Die Männer schauten auf und warteten, während Nylan sich ihnen näherte. Beide verhöhnten ihn, der Schwarzhaarige offen grinsend, der Blonde mit blitzenden Augen.
    »Es ist mir egal, wie ihr euch verspottet, solange ihr in Reih und Glied bleibt. Ihr verzögert unseren Marsch. Los jetzt, reitet weiter.«
    »Und wenn ich nicht will?«, fragte der Schwarzhaarige.
    »Nun ...«, überlegte Nylan. »Ich glaube, es wäre nachsichtig, wenn ich dich nur verletzen würde, aber damit würdest du für den Kampf ausfallen und vielleicht noch eine Entschädigung bekommen. Ich könnte dich auch windelweich prügeln, aber dabei könnte ich dich für dein Leben verstümmeln und das würde zu ähnlichen Problemen führen.« Er zuckte mit den Achseln. »Also ... also entscheide dich. Entweder du führst den ersten Angriff gegen die Cyadoraner oder du bekommst jetzt auf der Stelle ein Schwert in die Brust.«
    »Du machst große Worte, aber du bist auch nur ein kleiner Gernegroß«, fauchte der Schwarzhaarige. »Ich mache, was mir gefällt.«
    »Du kehrst sofort ins Glied zurück«, sagte Nylan kalt. Gleichzeitig aktivierte er die Reflexverstärkung, denn er wusste, was kommen würde.
    »Leck mich doch.«
    Mit einer einzigen fließenden Bewegung zog Nylan das Kurzschwert aus dem Schultergeschirr und warf es.
    Die Klinge drang bis zum Heft in die Brust des Mannes ein. Der Rekrut wollte nach seinem großen Schwert greifen, aber er zuckte nur noch einmal und sank auf dem Pferd zusammen.
    Die Weiße Woge des Todes und der Schmerzen verdrängend, die ihn überspülte, die spitzen Dolche ignorierend, die ihm in die Augen stachen, hatte Nylan die zweite Klinge in der Hand, bevor auch nur einer der übrigen vier geblinzelt hatte. Ihre Münder standen offen. »Der Regent würde so etwas nicht hinnehmen und wir nehmen es auch nicht hin.«
    Der Ingenieur ritt zum Toten, riss die Klinge heraus und wandte sich an den Blonden. »Du da, dein Name?«
    »Wuerek, Ser.«
    »Du bindest die Leiche auf dem Pferd fest und wenn wir heute Abend nach Clynya kommen, wirst du ihn begraben. Jetzt haben wir keine Zeit dazu. Verstanden?«
    »Ja, Ser.« Wuerek schlug die Augen nieder.
    »Ich werde mich bemühen, euch alle heil durch diesen Krieg zu führen, aber auch ihr müsst euch bemühen und das bedeutet zuerst einmal, dass ihr die Befehle befolgt.« Er lenkte sein Pferd zurück in Richtung des Staubs, der von Fornals Gruppe aufgewirbelt wurde. »Reitet in Zweierreihen«, fauchte Nylan. »Dies ist kein müßiger Ritt zur nächsten Schänke.«
    Als er vorbeikam, schlugen alle Soldaten die Augen nieder.
    »... Schwarzer Engel ... scharfer Hund ...«
    »... hat Gysil seine Chance gegeben ... der Dummkopf ... sich besser nicht mit solchen Kämpfern anlegen ...«
    Der Schmied unterdrückte den Impuls, den Kopf zu schütteln. Anscheinend spielte es keine Rolle, wo er war. Es gab immer den einen oder anderen Narren, der nur auf Gewalt reagierte. Nachsicht, Vernunft oder Freundlichkeit bedeuteten diesen Leuten nichts. Er holte tief Luft. In wie viele solcher Situation würde er noch geraten?
    Er ritt am Straßenrand entlang und überblickte die Truppe. Insgesamt waren es etwa vier Züge, allerdings konnte man sie schlecht zählen, weil die meisten nicht einmal in der Lage waren, ihr Pferd mit gleicher Geschwindigkeit neben ihrem Nachbarn laufen zu lassen.
    Er wollte sich die pochende Stirn reiben, aber er wagte es nicht, weil er den Leuten damit ein falsches Signal geben

Weitere Kostenlose Bücher