Der Chaos-Pakt
Waffen zu reparieren, Engel?«
»Das ist eine Sache, die ich tun kann. Ein Schleifstein wäre ebenfalls eine Hilfe.«
»Nun ... das lässt sich sicher machen.«
»Vielen Dank.«
Fornal nickte noch einmal höflich und zog sein Pferd herum, um Huruc zu folgen.
»Was sollte das? Diese Frage nach der Rüstung?«, wollte Ayrlyn wissen. »Du sagtest, du würdest keine Schwerter mehr schmieden ...«
»Reparaturen sind etwas anderes. Aber was ist, wenn ich draußen im freien Gelände etwas schmieden muss? Wo soll ich da einen Amboss und die Werkzeuge finden?«
Ayrlyn nickte, lächelte leicht. »Also das Übliche.«
»So sieht es aus.« Nylan holte tief Luft. »Wir brauchen auch Kohle oder Holzkohle und etwas Öl. Die meisten Klingen hier sind stumpf und schartig. Die können sie höchstens dazu einsetzen, um die Leute von den Pferden zu prügeln.«
»Das wird den Berufssoldaten aber nicht gefallen«, prophezeite Ayrlyn.
»Nein, aber da sie so oder so murren werden, können wir auch gleich tun, was wir für richtig halten.« Er zog an den Zügeln. »Wir müssen von den Pferden herunter. Ich kann Weryl inzwischen schon deutlicher riechen als die übrigen Düfte hier.«
Hinter ihnen tappten Sylenias Pferd und der Graue durch den Matsch, als sie zum baufälligen Stall ritten. Ein vierschrötiger Soldat, der in der Reihe hinter ihnen ritt, beobachtete das Kindermädchen und fuhr sich nervös mit einer Hand durch den braunen Bart.
Nylan runzelte die Stirn, aber er konnte einem Mann nicht verbieten, sich nach einem Mädchen umzusehen.
LVIII
I n der mächtigen Stadt Cyad lebten die Magier des weißen Regenbogens. Von Feuer genährt, pflügten ihre Schiffe durch die Meere, ihre Paläste aus weißem Marmor funkelten in der warmen Sonne und sie hüteten das Wissen der fernen Sterne.
Wagen ohne Pferde, welche die Macht des Chaos dem Willen der Menschen und Magier unterwerfen konnten, fuhren über gepflasterte Straßen, die glatter poliert waren als Glas. Die großen Feuerwagen fuhren schneller noch als der Wind und brachten die Ernte und andere Waren und den Reichtum des Landes nach Cyador.
Alle waren zufrieden mit der Ordnung, die von den Weißen Magiern aufrechterhalten wurde, und nur selten waren die schimmernden Schilde und die polierten Schwerter der mächtigen Spiegellanzenkämpfer vonnöten, denn es herrschte Frieden.
In jenen Tagen räumte Cyador seinem Nachbarn Lornth gewisse Vorrechte in den Grashügeln ein, darunter auch die Erlaubnis, in der Erde Metalle zu schürfen. Als er von dieser gewährten Gunst erfuhr, fragte der Schmied Nylan in seiner Arglist die Regenten von Lornth, warum sie sich dem Gebot Cyads unterordneten, nachdem sie seit Generationen schwer gearbeitet hatten, während die Magier von Cyad mit dem hellen Kupfer unter den Grashügeln nichts anzufangen wussten.
Die Herrscher in Lornth dachten bis tief in die Nacht über seine Worte nach und erinnerten sich, dass die Grashügel mit Fug und Recht dem Herrscher von Cyad gehörten.
Während sie aber überlegten, sang Ayrlyn, die Seelensängerin, von der dunklen Verzweiflung, die sich einstellen würde, wenn Cyad zurückverlangte, was ihm rechtmäßig gehörte, und wenn Lornth nicht länger das helle Kupfer der Grashügel gewinnen konnte.
Was können wir tun?, so fragte die Anführerin in Lornth, denn eine Frau war sie und voller Vertrauen. Wie können wir für uns behalten, was schon unsere Väter und Vorväter ihr Eigen nannten?
Als Antwort auf diese Frage bot ihnen der dunkle Engel Nylan einen großen Zauber an, gegen den Cyador und seine Magier nicht würden bestehen können, und vom heimtückischen Nylan überlistet, beschloss der Rat von Lornth, dass es so geschehen solle, und verschloss die Augen vor dem Bösen, das Nylan ihnen angetragen.
D IE F ARBEN DER W EISSE
(Handbuch der Gilde von Fairhaven)
Vorwort
LIX
D er Straßenstaub, den die bewaffneten Reiter weiter vorne aufwirbelten, war allgegenwärtig. Bis zur Schulter stieg er hoch, manchmal noch höher, und überzuckerte Nylans und Ayrlyns Pferde mit feinem rotem Pulver. Tonsar ritt links neben Nylan, Ayrlyn zu seiner Rechten.
In der heißen Nachmittagssonne fand Nylan, wann immer er sich die Stirn trocken rieb, eine dünne Schicht aus rötlichem Staub auf dem Unterarm. Regen würde den Staub zwar niederschlagen, aber wenn es zu sehr regnete, würden sie über schlammige Straßen reiten müssen. Nylan holte tief Luft. Sein Grauer sah inzwischen wie ein Brauner aus,
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