Der Chaos-Pakt
grinsend.
»So ist es richtig.« Nylan erwiderte das Grinsen. Doch er wurde sofort wieder ernst, als er an die Verwundeten dachte. »Lasst sie die letzte Übung wiederholen, danach sollen sie bis zum Abendessen ihre Pferde striegeln. Wir müssen jetzt die Verletzten heilen.«
Der stämmige Unteroffizier nickte.
Als sie sich der Scheune näherten, ergriff Ayrlyn die Hand des Schmieds und drückte sie. »Ich weiß, dass du Fornal am liebsten umbringen würdest, aber vielen Dank.«
»Wofür denn? Dafür, dass ich vernünftig bin? Dass ich diese Falle ignoriere, die darin besteht, dass man uns vorwerfen wird, wir hätten versagt, wenn wir nicht alle retten?«
»Natürlich.«
Die sechs verwundeten Bewaffneten waren inzwischen schon auf Strohmatratzen auf den staubigen, ausgetretenen Bohlen der Scheune untergebracht.
Der erste Mann saß auf seinem Lager und hielt sich den Arm, ein zweiter stand neben ihm und schüttelte den Kopf. »Er will sich nicht helfen lassen.«
»Nein, ich lasse ihn mir nicht abschneiden ... nein!« Schweiß lief ihm über die staubige, verschmierte Stirn. Der Verletzte starrte vor sich auf den Boden.
»Haben wir Schienen?«, murmelte Nylan. »Oder etwas, das wir als Schiene verwenden können?«
»Ich habe keine gesehen.« Ayrlyn wandte sich an den unverletzten Soldaten. »Besorge uns zwei gerade Holzstücke, ungefähr so breit wie ein Schwert und nicht länger als sein Unterarm, dazu ein paar Streifen Tücher.« Sie hielt inne. »Ach, besorge uns am besten gleich ein Dutzend Holzstücke.«
»Ja ... Ser.« Der Mann eilte davon.
»Wir werden nicht ...«, begann Nylan.
»Ihr werdet mir nicht den Arm abschneiden, ich will lieber vorher sterben!«
»Wir schneiden überhaupt nichts ab«, sagte Nylan sanft.
»Dann seid ihr aber nicht wie die Heiler, die ich kenne.«
»Nein, das sind wir nicht. Wir sind gleich wieder da. Halte du deinen Arm fest.« Nylan konnte spüren, dass es ein komplizierter Bruch war, der jedoch mithilfe der Ordnungs-Felder geheilt werden konnte, wenn sie rasch handelten.
Sie gingen zum zweiten Mann. Es war ein junger Bursche mit verfilztem blondem Bart und geröteten Wangen. Ein schmutziger Verband war über einen tiefen Schnitt in der Schulter gelegt. Der zusammengesunkene Körper und die Schmerzen, die aus den Augen strahlten, warnten Nylan.
»Ein tiefer Stich, ein paar Knochen gebrochen«, murmelte Ayrlyn.
Nylan konnte das Chaos der Infektion spüren, das sich zum Glück jedoch noch nicht sehr weit ausgebreitet hatte.
»Wir sind nur zwei, aber wir können es schaffen«, sagte Ayrlyn. »Lass uns noch schnell die anderen untersuchen.«
Der dritte Mann war bereits an inneren Blutungen gestorben.
Sie wechselten einen Blick und gingen zum Nächsten.
»Knochenbrüche in der Hand«, lautete Ayrlyns Diagnose. »Vielleicht können wir sie wieder hinbekommen.«
Der fünfte Patient starrte ihnen stumpf entgegen. Der Atem ging abgerissen, das Weiß des Chaos hatte bereits den größten Teil des Körpers erobert.
Der sechste Mann hatte einen tiefen Schnitt oder Stich am rechten Oberschenkel abbekommen, der fast bis auf den Knochen reichte. Ein älterer Bewaffneter stand neben ihm und hielt Faden und eine Nadel bereit.
»Ich kann die Wunde verschließen, aber das Chaos würde ihn umbringen.«
Nylan lächelte. »Bei diesem hier ist es einfach.«
»So eine tiefe Wunde ...« Er senkte die Stimme. »Die meisten sterben daran.«
»Er wird überleben«, versprach Ayrlyn.
»Er ist der Mann meiner Schwester.«
»Sollen wir nicht versuchen ... was du mit Nesslek gemacht hast?«, fragte die rothaarige Heilerin.
»Bei der Infektion wird es helfen, aber es ist nicht genau dasselbe.«
Sie nickte. »Trotzdem ...«
Nylan ließ die Wahrnehmung wandern, verband sich mit Ayrlyns Energie und entdeckte einige von Infektion und Chaos verschmutzte Stellen, hatte aber keine Mühe, sie zu säubern und eine Art Barriere aufzubauen, die das Weiße Chaos band und die Wunde schützte. Der junge Mann sah sie stumpf an.
Ayrlyn berührte seine Stirn und der Bewaffnete schloss die Augen. »So ... jetzt kannst du die Wunde vernähen.«
»Ja, Heilerin.«
Als die Stiche gesetzt und die Fäden verknotet waren, drängten die Heiler das restliche Chaos aus der Wunde und der Naht.
»Wir müssen das sicher noch öfter machen«, meinte sie.
»Wenn wir es jeden Tag tun, wird es nicht sehr viel Energie erfordern.«
Sie richteten sich wieder auf. Im Zwielicht stand der Mann, der die Holzstücke
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